Apple investiert in Softbank-Fonds Trump bringt die Unternehmer auf Linie
06.01.2017, 07:55 Uhr
Der künftige US-Präsident Donald Trump umgarnt nicht nur Apple.
(Foto: REUTERS)
Der japanische Konzern Softbank leistet ganze Arbeit für Trump. Der angekündigte Mega-Fonds für Amerikas Wirtschaft ist prall gefüllt. Große Unternehmen wie Apple bringen sich zunehmend in Stellung für den nächsten US-Präsidenten.
Für den Medien-Gau, den das 100-Milliarden-Dollar-Projekt von Softbank-Chef Masayoshi Son erlebt hat, macht es Riesenfortschritte. Rund zwei Drittel der geplanten Summe sind dem Japaner für seinen Risikokapitalfonds bereits sicher. Vorerst letzter Investor ist Apple. Das US-Unternehmen hat eine Milliarde Dollar für Donald Trumps Lieblingsprojekt versprochen.
Der designierte US-Präsident darf sich über diesen Erfolg, den er allein seiner Initiative zuschreibt, freuen. Es ist gewissermaßen sein Einstandgeschenk an Amerika. Allein die Hälfte des Geldes, die der Fonds investieren will, soll der amerikanischen Wirtschaft und Trumps versprochenem Jobwunder zugutekommen. Es geht um zukunftsträchtige IT-Bereiche wie die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz und der mobilen Vernetzung. 50.000 neue Arbeitsplätze in Amerika sollen die Investments bringen.
Das große Interesse an dem Fonds ist ehrenwert, überrascht aber dennoch. Denn der peinliche Auftritt von Son und Trump, bei dem sie neben dem im Oktober angekündigten 100-Milliarden-Dollar-Projekt noch ein weiteres halb so großes ankündigten, ist immer noch gut in Erinnerung. Er entpuppte sich als PR-Finte. Der kleinere Fonds war im größeren eingepreist. Die Lüge ließ das Projekt wenig seriös erscheinen.
Trump hat eine Vorliebe für ungewöhnlichen Methoden, Unternehmen von seinem Motto "Amerika zuerst" zu überzeugen. Dafür erntet er viel Kritik. Dem Zulauf für den Softbank-Fonds tut es jedoch offenbar keinen Abbruch. Schon Ende des Monats will das japanische Tech-Unternehmen laut Insidern die Rekrutierung von Investoren vorläufig beenden. Endgültig den Deckel auf den Fonds setzen wird es wohl Mitte 2017.
Ob Ford, General Motors oder Boeing, die Liste der Unternehmen, die Trump mittlerweile auf Linie gebracht hat, wird länger - und das bevor er überhaupt im Amt ist. Wenn der künftige US-Präsident Druck macht, scheinen selbst die größten US-Konzerne klein beizugeben. Und es geht noch weiter: Denn Trump macht auch vor ausländischen Unternehmen nicht Halt. Sein jüngstes Ziel ist Japans größter Autobauer Toyota, dem er auf die Ankündigung ein Werk in Mexiko zu bauen, unmissverständlich per Twitter zu verstehen gegeben hat: "Baut Werk in den USA oder zahlt heftige Strafzölle." Ausgang offen.
Gelungenes Networking
Ein glücklicher Umstand ist es da für die Unternehmer, dass in dem japanischen Fonds viele alte Bekannte aufeinandertreffen. Er vereint Wettbewerber, die seit Jahren gemeinsame Geschäftsinteressen haben. Apple und Softbank sind ein gutes Beispiel dafür. Im Jahr 2008 hatten beide Unternehmen vereinbart, dass die Japaner das iPhone exklusiv in dem Land anbieten dürfen. "Wir arbeiten seit Jahren erfolgreich mit Softbank zusammen und wir glauben, dass der neue Fonds die Entwicklung von Technologien beschleunigen wird, die für Apple strategisch wichtig sind", sagte Apple-Sprecher Josh Rosenstock CNNMoney.
Die Apple-Handys werden größtenteils von Foxconn gebaut. Auch der taiwanesische Zulieferer hat sich im vergangenen Jahr bereit erklärt, einen möglichen Umzug der Produktion nach Amerika durchzurechnen. Er soll jetzt ebenfalls zur Gruppe der Investoren des Softbanks-Fonds gehören. Der iPhone-Produzent wollte entsprechende Meldungen jedoch nicht bestätigen.
Die iPhones, die größtenteils von Foxconn gebaut werden, arbeiten wiederum mit Mikrochips, die der amerikanische Halbleiterhersteller Qualcomm von der Softbank-Tochter ARM Holdings lizensiert hat. Auch Qualcomm sei beim Fonds mit von der Partie, heißt es. Oracle aus dem Silicon Valley soll ebenfalls an Bord sein, hat aber ein Investment - so wie Foxconn - auch noch nicht bestätigt.
Was zunächst so aussieht, als drehe sich alles um Apple und Amerika, täuscht übrigens. Der größte Geldgeber kommt aus Saudi-Arabien. Das Land will über einen Zeitraum von fünf Jahren gestreckt insgesamt 45 Milliarden Dollar in den Fonds einbringen. Die japanische Softbank ist gleich danach mit 25 Milliarden Dollar der zweitgrößte Geldgeber.
Jobs für Amerika - Wenn nicht jetzt ...?
Entscheidungen von Unternehmern gegen besseres Wissen werden die USA nicht voran bringen, sind sich Experten einig. "Amerika wird nicht florieren, indem Konzerne gezwungen werden, unwirtschaftliche Investitionen zu tätigen", schrieb das normalerweise den Republikanern nahestehende Finanzblatt "Wall Street Journal" in einem Leitartikel. "Unternehmen sollten dort produzieren, wo es preiswert ist", sagt auch Heribert Dieter von der Stiftung Wissenschaft und Politik in einem RBB-Interview. Das Vorhaben gerade jetzt Jobs nach Amerika zurückzuholen, ist in seinen Augen deshalb aber nicht abwegig.
Trump kämen zwei Faktoren entgegen, sagt Dieter. "Die Löhne in China sind sehr stark gestiegen. Seit dem Jahr 2000 haben sie sich in etwa verdreifacht. Das macht das Produzieren in den USA attraktiver." Außerdem schienen die Menschen in den USA bereit zu sein, "verstärkt amerikanische Produkte zu kaufen und darauf zu schauen, wo die Produkte hergestellt werden".
Gleichzeitig räumt er aber ein, dass Trump als amerikanischer Präsident auch Druckmittel habe. Er könne Strafzölle auf Importe aus China oder Europa verhängen, was alle hart treffen würde. Trump könne neue Seiten aufziehen. Das wäre nichts Neues für die USA. Trump würde damit nur an eine alte amerikanische Tradition anknüpfen. "Ronald Reagan hat mit einer ähnlichen Politik in den 80er Jahren gepunktet", so Dieter weiter.
Apple lehnte es ab, die Frage, ob seine Investition speziell auf den Softbank-Chef und sein nicht ganz uneigennütziges Projekt, neue US-Jobs zu schaffen, zu kommentieren, schreibt CNN Tech. Zwischen Trump und Apple hatte es im Vorfeld große Spannungen wegen der Handy-Produktion in China gegeben.
Als Finanzinvestor betritt Apple jetzt auf jeden Fall Neuland: Die Kalifornier haben bislang nicht oft Geld in Venture-Capital-Fonds eingebracht. Der iPhone-Hersteller beteiligte sich 2016 mit einer Milliarde Dollar an dem chinesischen Uber-Konkurrenten Did Chuxing. Immerhin zählte Softbank zu den Investoren. Möglicherweise ändert sich nur die Anlagestrategie von Apple. Möglicherweise stellen sich die Kalifornier aber auch politisch anders auf. Die Bilanz wird am Ende zeigen, ob es die richtige Entscheidung war.
Quelle: ntv.de