Wirtschaft

Die Briten sorgen für Unsicherheit Anleger stellen sich die Brexit-Frage

Es ist ungewiss, ob Großbritannien Teil der Europäischen Union bleibt.

Es ist ungewiss, ob Großbritannien Teil der Europäischen Union bleibt.

(Foto: imago/STPP)

Es ist völlig unklar, ob sich die Briten für oder gegen den Verbleib in der Europäischen Union entscheiden. Wie können sich Anleger positionieren?

Bleiben oder gehen? Nichts wird an den Börsen derzeit so heiß diskutiert, wie die Frage nach einem Verbleib der Briten in der EU. Die Meinungsumfragen zeigen: Der Ausgang ist völlig offen. Und Anleger fragen sich, wie sie sich verhalten können.

Selbst wenn es zu einem Brexit kommt, wird es bis zu zwei Jahre dauern, bis alle Modalitäten eines Austritts geklärt sind. So schnell dürfte sich an der aktuellen Situation also nicht viel verändern. Daher rät auch die Privatbank Merck Fink & Co. von Panikverkäufen ab. Robert Greil, Chefstratege der Bank, meint: "Der Markt hat schon größere Ereignisse überstanden und bot stets gute Renditechancen für langfristig orientierte Anleger, die auf solide Unternehmen setzen". Chancen werden also betont, doch die Entwicklung der vergangenen Tage zeigt bereits vor der Entscheidung eine deutliche Markterholung.

Außerdem sollte die Psychologie nicht unterschätzt werden. Bei solch richtungsweisenden Abstimmungen wie sie nun in Großbritannien anstehen, entscheiden sich Wähler häufig gegen die Veränderung. Sie schimpfen zwar über die aktuelle Situation, aber in den Wahlkabinen entscheiden sie sich meist für Sicherheit. Und das würde heißen: Verbleib in der EU.

Das Börsenblatt hat sich zumindest gewendet, es scheint nach der starken Kursrally aber erst einmal ausgereizt zu sein. Exportstarke Titel und Unternehmen mit einem hohen Marktanteil in Großbritannien traf es am härtesten, sie legten im Zuge einer sinkenden Brexit-Wahrscheinlichkeit deutlich zu - allen voran die europäischen Banken und die Automobilhersteller und -lieferanten. Auch die zuletzt arg gebeutelte Deutsche Bank erholte von ihrem 30-Jahrestief bei unter 13 Euro deutlich um mehr als zehn Prozent. Auch das Britische Pfund und der britische Leitindex FTSE 100 erlebten einen Höhenflug innerhalb der vergangenen beiden Tage. Schließlich dürfte ein Brexit die heimische Wirtschaft am stärksten treffen.

Wie können Anleger profitieren?

Anleger, die optimistisch für einen Verbleib gestimmt sind, haben zahlreiche Alternativen. Neben ETFs auf den Dax (zum Beispiel die WKN ETF001) oder den FTSE 100 (WKN LYX0CP), die annähernd eins zu eins von einem Kursanstieg des jeweiligen Index profitieren, können Mutige auch Hebelpapiere einsetzen. Allerdings sind sogenannte Turbos gegenüber Optionsscheinen zu empfehlen, da letztere an Wert verlieren, sollten sich nach der Abstimmung in Großbritannien die Märkte wieder beruhigen. Wichtig: Die Wette kann auch verloren gehen.

Auf das Währungspaar Euro-Pfund lässt sich sogar nur mit Hebelpapieren setzen, allerdings stellen Emittenten aufgrund der hohen Unsicherheit und möglicher Schwankungen derzeit nur Ankaufkurse. Sollte es zu einem Brexit kommen, dürften die globalen Aktienmärkte sowie das britische Pfund leiden. In diesem Fall bieten sich Turbos auf den Dax (WKN UZ8X56) sowie auf den FTSE 100 (WKN XM3BK8) an. Beide Papiere haben einen moderaten Hebel von vier, entsprechend liegt die Knock-out-Schwelle mit rund 25 Prozent deutlich vom aktuellen Kurs entfernt.

Mit einem Reverse-Bonuszertifikat (WKN GL8M68) profitieren Anleger ebenfalls von fallenden Kursen, allerdings ohne Hebelwirkung, dafür mit Sicherheitspuffer. Diesen finden Anleger auch in Discount-, Bonus- oder Expresszertifikaten, die aber zum Bremain-Lager passen. Diese Papiere profitieren von einem stabilen Markt, wie etwa das Best-In-Expresszertifikat auf den EuroStoxx 50 (WKN HVB15G), das als Startwert für eine Auszahlung den niedrigsten EuroStoxx 50-Wert der kommenden zwei Monate wählt. "Die Unsicherheiten über den Brexit-Ausgang lassen viele Anleger über den richtigen Einstiegszeitpunkt am Markt grübeln," sagt Dominik Auricht, Experte für Anlage- und Hebelprodukte HypoVereinsbank Onemarkets.

"Mit dem Best-In-Mechanismus könnte die Entscheidung erleichtert werden, denn die Festlegung des anfänglichen Referenzpreises des EuroStoxx 50 erfolgt während einer zweimonatigen Startperiode. Dazu wird der tiefste Indexstand auf täglicher Schlusskursbasis festgehalten." Je niedriger der Startwert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, die jährliche Renditechance von fünf Prozent zu ergattern.

Und wer noch defensiver zu Werke gehen will, findet eine Alternative in Zinspapieren, allerdings nicht in Staatsanleihen. Inzwischen werfen auch die 10jährigen Bundesanleihen keine positive Rendite mehr ab. Mehr Rendite bekommen Anleger dagegen mit Stufenzinsanleihen von Banken, etwa der 3jährigen Stufenzinsanleihe der IKB (WKN A169HU), die im ersten Jahr 1,0, dann 1,20 und schließlich 1,45 Prozent Zinsen pro Jahr zahlen. "Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung in Großbritannien können Anleger mit der Stufenzinsanleihe Zinserträge oberhalb der aktuellen Tageszinsen verdienen", erklärt Jörn Schiemann, Leiter Privatkunden und Anlageprodukte bei der IKB Deutsche Industriebank, die Vorzüge dieses Zinspapiers.

Es gibt noch zahlreiche weitere Möglichkeiten auf einen Bremain zu setzen wie etwa ein "Bremain-Basket" (WKN SE5BRM) mit Aktien, die von einem EU-Verbleib profitieren sollten. Anleger sollten sich jedoch grundsätzlich überlegen, welches Chance-Risikoprofil am besten zu ihnen passt. Eine Alternative für vorsichtige Anleger ist, die Entscheidung am Donnerstag in Großbritannien erst einmal abzuwarten.

Dieser Text stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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