Wirtschaft

"Nur eine Momentaufnahme" Audi verteilt Erfolgsprämien

"Das bedeutet erst einmal: Uns ist ein guter Start gelungen": Rupert Stadler.

"Das bedeutet erst einmal: Uns ist ein guter Start gelungen": Rupert Stadler.

(Foto: dpa)

Der Blick in den Rückspiegel lohnt sich: Schwungvoll lässt Audi ein weiteres starkes Jahr hinter sich. Während Europas Autohändler ächzen, geht der Gewinn in Ingolstadt nur leicht zurück. Der Umsatz erreicht ein neues Rekordvolumen. Audianer bekommen im Schnitt 8030 Euro.

Neuer Rekord: Im vergangenen Jahr verkauft Audi weltweit 1,455 Mio. Autos.

Neuer Rekord: Im vergangenen Jahr verkauft Audi weltweit 1,455 Mio. Autos.

(Foto: REUTERS)

Der erfolgsverwöhnte Hersteller Audi bekommt die Folgen der Autokrise in Europa zunehmend zu spüren. Trotz Rekordverkäufen verdiente die VW-Tochter im vergangenen Jahr unter dem Strich etwas weniger Geld als noch 2011. Zwar erzielten die Ingolstädter vor allem dank der Märkte in Übersee auch bei Umsatz und operativem Gewinn wieder Bestwerte, doch der Wind wird rauer. Für 2013 gibt sich Audi-Chef Rupert Stadler nur vorsichtig optimistisch und kündigt an, dass Audi weiter wachsen wolle.

Im Januar und Februar hatte Audi bei den Verkäufen weiter zugelegt. "Das bedeutet erst einmal: Uns ist ein guter Start gelungen. Aber wir wissen auch: Es handelt sich nur um eine Momentaufnahme", sagte Stadler am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz in Ingolstadt laut Redetext. Weltweit verkaufte Audi vergangenes Jahr 1,455 Mio. Autos - so viele wie nie zuvor. Der Umsatz wuchs um mehr als 4 Mrd. Euro auf 48,8 Mrd. Euro. Der operative Gewinn erreichte mit knapp 5,4 Mrd. Euro ebenfalls einen Rekordwert.

Werbung, Rabatte, Vertrieb teurer

Unter dem Strich sank der Gewinn der VW-Tochter im vergangenen Jahr allerdings leicht um 2 Prozent auf knapp 4,4 Mrd. Euro. Insgesamt ist Audi-Chef Rupert Stadler aber zufrieden. "2012 war für uns ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir haben unsere Ziele übertroffen." Vor allem für den Vertrieb musste der BMW-Rivale im vergangenen Jahr allerdings viel Geld ausgeben: Die Kosten für Werbung, Preisnachlässe und die Einführung neuer Vertriebssysteme kletterten um fast 1 Mrd. Euro auf fast 4,6 Mrd. Euro.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 93,84

Stadler sieht Audi dennoch auf Kurs. Auch in den kommenden beiden Jahren soll der Umsatz wachsen, wenn auch nur leicht. Davon solle auch die Ergebnisentwicklung profitieren. Das Ziel, bis 2015 mehr als 1,5 Mio. Autos zu verkaufen, dürfte Audi früher erreichen.

Scharf dran an BMW

Bis 2020 will Stadler früheren Aussagen zufolge am Branchenprimus BMW vorbeifahren und mehr als 2 Mio. Autos verkaufen. Der Münchner Erzrivale legt seine Zahlen kommende Woche vor. Die beiden Oberklassehersteller konnten sich bisher von der Autokrise in Europa dank der Geschäfte in China und den USA einigermaßen abkoppeln.

Audi wuchs 2012 auch in Europa, allerdings nicht überall. "Sie alle wissen, wo zurzeit der Schuh drückt", sagte Stadler. So sei in Spanien das Marktvolumen von 1986 erreicht. "In Italien liegt die Nachfrage auf dem Niveau von 1979, das heißt, der Automobilmarkt ist im übertragenen Sinne um mehr als 33 Jahre zurückgeworfen worden."

Angesichts der Marktlage in Europa sei deutlich, dass nur eine globale Aufstellung den Erfolg sichere. Ähnlich hatte sich jüngst bereits BMW-Chef Reithofer geäußert.

Mehr für Vorstand und Belegschaft

Die Rekordzahlen bei Audi machen sich auch bei der Vergütung des Vorstands bemerkbar: Im vergangenen Jahr gab es deutlich mehr Geld. Die Summe für die Gehälter von Stadler und seinen Kollegen stieg von knapp 14,3 auf gut 22,7 Mio. Euro, das sind 59 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Großteil davon waren variable Vergütungen, für welche die Entwicklung der Rekordjahre 2010 und 2011 herangezogen wurde.

Welcher Vorstand wie viel Geld bekommen hat, verrät Audi nicht. Die Konzernspitze besteht aus sieben Topmanagern unter der Führung von Rupert Stadler. Allerdings gab es im Vorstand 2012 etliche Veränderungen. Mehrere Vorstandsmitglieder wurden ausgetauscht, so dass mehr Manager auf der Gehaltsliste gestanden haben dürften als zuvor.

Der Bonus für festangestellte und nach Tarif bezahlte Mitarbeiter in Deutschland fällt angesichts eines stagnierenden Gewinns etwas niedriger aus als im Vorjahr: Tarifbeschäftigte Audianer erhalten für ihre Leistungen im zurückliegenden Jahr die stattliche Erfolgsprämie von durchschnittlich 8030 Euro. Im Vorjahr hatte die VW-Tochter im Schnitt 8251 Euro ausgeschüttet - das war Rekord in der gesamten Autobranche. In Deutschland beschäftigt Audi 50.150 Mitarbeiter, weltweit sind es 68.800.

Viel Geld, selbst für Autobauer

Dass die Zeiten in der gesamten Industrie weitaus härter geworden sind, macht sich auch bei den Erfolgsprämien bemerkbar. Da der wichtige Kernmarkt Europa sinkt auf immer neue Tiefstwerte sinkt, kürzten bereits einige Pkw-Hersteller die Erfolgsbeteiligungen für ihre Beschäftigten.

Beim Audi-Mutterkonzern VW erhalten die Arbeitnehmer in Westdeutschland 7200 Euro, das sind 300 Euro weniger. Beim Oberklasse-Konkurrenten Daimler bekommen die Tarifmitarbeiter 900 Euro weniger - ausgeschüttet werden dieses Mal jeweils 3200 Euro. Porsche und BMW haben noch keine Angaben zu den Erfolgsbeteiligungen für 2012 gemacht.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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