Kampf um die Batterien Auto und Rasenmäher streiten um den Akku
29.09.2018, 21:45 Uhr
Mit der steigenden Zahl der Elektroautos klettert auch die Nachfrage nach Batterien.
(Foto: Hendrik Schmidt)
Ob Akku-Bohrer, Staubsauger oder Rasenmäher - Batterien werden in etlichen elektronischen Geräte benötigt. Mit der wachsenden Bedeutung der Elektroautos steigt die Nachfrage von Batteriezellen nun nochmals an. Nur wo sollen die alle herkommen?
Der Aufbruch in die schöne neue Elektro-Welt schafft auch neue Rivalitäten. Ein Auto ist gegenüber Geräten wie Bohrmaschinen, Rasenmähern oder Staubsaugern zwar weitaus komplexer - gemein haben sie allerdings die Batterie und die wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Denn sie ist nicht nur das Herzstück all der elektrisch betriebenen Pkw, Lastwagen und Busse, die jetzt nach und nach auf den Markt kommen. Die Batterie treibt auch Millionen kabellose Werkzeuge, Garten- und Haushaltsgeräte an. Und deren Hersteller bekommen allmählich zu spüren, dass immer mehr neue Interessenten auf der Jagd nach Batteriezellen oder kompletten Batteriesystemen sind.

Ein Mechatroniker bei der Arbeit in einem Unternehmen, das zylindrische Batteriezellen auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie herstellt.
(Foto: Martin Schutt)
In großem Stil werden die Zellen, die zentralen Bausteine eines jeden Akkus, derzeit einzig von wenigen asiatischen Konzernen produziert - ein Thema, das erst mit den Elektro-Plänen der Autokonzerne so richtig in den Blick geraten ist. Angesichts drohender Abhängigkeiten versucht die Politik, Lösungen zu finden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat inzwischen eine eigene Batteriezellen-Fabrik in Deutschland angekündigt. Doch wer ein solches Milliardenprojekt stemmen soll und wann, ist bislang unklar.
"Wer jetzt feststellt, dass die Situation eng ist, ist etwas spät dran", findet Bertram Kandziora, Vorstandschef von Stihl. Der Garten- und Forstgerätehersteller, der mittlerweile gut jedes zehnte Gerät als Akku-Variante verkauft, habe sich dagegen rechtzeitig mit strategischen Verträgen abgesichert. Trotzdem: "Die wachsende Konkurrenz merkt man", sagte Kandziora kürzlich. Das gelte nicht nur für die Zellen selbst, sondern auch für andere wichtige Bauteile einer Batterie.
Im Vorteil ist, wer vorgesorgt hat
Laut Geschäftsführer Henk Becker hat auch Bosch Power Tools bisher keine Probleme mit der Versorgung. Die Werkzeug- und Gartengerätesparte des Technologiekonzerns habe sich frühzeitig in ihren internen Abläufen darauf ausgerichtet, den Kreis der möglichen Lieferanten zu erweitern. Bekcer bezeichnet aber die Situation auf dem Weltmarkt insgesamt als "enorm kritisch". "Die Nachfrage nimmt enorm zu", heißt es auch beim Anbieter BMZ, der im Auftrag diverser Kunden aus Zellen komplette Batteriesysteme baut.
"Einige kleinere Power-Tool-Hersteller haben schon Schwierigkeiten, ihren Nachschub zu sichern", sagt Batterieexperte Kai-Christian Möller von der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Vergleich etwa zu den Autokonzernen mit ihren Großbestellungen sei ihr Bedarf eher gering. "Das beeindruckt die richtig großen Zellhersteller nicht", erläutert Möller. Die konzentrierten sich dann lieber auf die lukrativen Großaufträge. Mit der Folge, dass viele Unternehmen auch keine Möglichkeit mehr hätten, Spezialentwicklungen zu bestellen.
Auch der Reinigungsgerätehersteller Kärcher liefert immer mehr seiner Produkte mit Akku aus. Im kommenden Jahr will das Unternehmen auf Basis einer neuen Plattform untereinander kompatible Akkus mit verschiedenen Leistungsstufen anbieten. Im Vergleich zur Autoindustrie ist der Bedarf allerdings immer noch gering, wie Vorstandschef Hartmut Jenner betont. "Um dennoch eine Abhängigkeit von den großen Zellherstellern außerhalb Europas zu vermeiden, sind wir eine strategische Kooperation mit einem Hersteller eingegangen", sagt er.
Eine Option ist laut Batterieexperte Möller, in naher Zukunft auf neue, zusätzliche Zell-Fertiger aus China zu hoffen. Vor allem aber verweist er auf das sogenannte Foundry-Modell, das man aus der Chipbranche kennt. Nach diesem Modell plant ein deutsches Firmen- und Forscher-Konsortium namens Terra E derzeit den Bau und Betrieb einer Fabrik, in der sich verschiedene Kunden quasi Produktionskapazitäten kaufen könnten. Kleine Unternehmen ohne Bedarf und Geld für eine eigene Fertigung sollen in dieser Fabrik die Chance bekommen, Batteriezellen nach Wunsch zu bauen.
Quelle: ntv.de, Nico Esch, dpa