Wirtschaft

Mehr Neuwagen als Kunden? Autobauer in der China-Falle

Kein Parkplatz mehr frei bei "Changan Ford Mazda Automobile": Neuwagen warten auf Käufer.

Kein Parkplatz mehr frei bei "Changan Ford Mazda Automobile": Neuwagen warten auf Käufer.

(Foto: REUTERS)

Mit dem Aufstieg Chinas verknüpfen Pkw-Hersteller hochfliegende Hoffnungen. Das starke Wachstum droht dabei ein altes Problem zu überdecken. Innerhalb der Branche gären einer Studie zufolge die Zweifel: Wohin mit den Überkapazitäten?

Überall im Land entstehen nagelnaue Produktionstätten: Hier die vollautomatische Fertigung bei "Beijing Hyundai Motor" in der Nähe von Peking.

Überall im Land entstehen nagelnaue Produktionstätten: Hier die vollautomatische Fertigung bei "Beijing Hyundai Motor" in der Nähe von Peking.

(Foto: REUTERS)

Mit ihren großen Hoffnungen auf eine wachsende Nachfrage in China steuern die Autobauer mit Vollgas ins Risiko. Angeheizt von der starken Autonachfrage in China haben die viele Hersteller ihre Fertigung in dem Land zum Teil massiv ausgebaut. Einer Studie zufolge laufen sie damit Gefahr, neue Überkapazitäten zu erschaffen.

In einer Umfrage unter Automanagern treten die brancheninternen Zweifel mittlerweile offen zu Tage: Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnte in China ein Kapazitätsüberhang von mehr als 20 Prozent entstehen, meinte ein Viertel der Teilnehmer einer aktuellen Studie. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG hatte dazu weltweit 200 Automanager aus den Bereichen Hersteller, Zulieferer und Handel befragt.

Bereit für den Export: Neuwagen von VW im Verladeterminal in Emden.

Bereit für den Export: Neuwagen von VW im Verladeterminal in Emden.

(Foto: Reuters)

Mit dem starken Auf- und Ausbau von Werken in China, aber auch in Indien und Brasilien, beschneiden die Hersteller nach Meinung von KPMG-Autoexperte Dieter Becker automatisch ihre Exportmöglichkeiten. Damit ginge die alte Rechnung nicht mehr auf, die stagnierende Nachfrage auf den etablierten Märkten durch die Ausfuhr von Fahrzeugen auszugleichen, sagt Becker. Zumal vor allem die seit längerem bestehenden Überkapazitäten in Nordamerika, aber auch in Japan und Deutschland nach wie vor noch nicht abgebaut seien.

Beim Branchenverband VDA sieht man die Situation der deutschen Autobauer naturgemäß optimistischer. "Die konjunkturellen Rahmenbedingungen für ein gutes Autojahr 2011 sind durchaus gegeben", hatte VDA-Präsident Matthias Wissmann anlässlich steigender Zulassungszahlen betont. Allerdings sieht man auch beim VDA die Lage nicht komplett rosig. Die Risiken an den Rohstoff- und Finanzmärkten seien noch keineswegs ausgeräumt, warnte Wissmann.

Im vergangenen Jahr liefen nach VDA-Angaben allein in Deutschland 5,5 Mio. Neuwagen vom Band. Für das Jahr 2011 erwartet der VDA-Präsident einen neuen Höchststand.

Kaufen, leihen oder teilen?

Die Branche steht nach Ansicht der KPMG-Experten wegen des Trends der Elektrifizierung des Antriebs ohnehin vor einem tiefgreifenden Wandel. Das Geschäft mit den Autos werde auch für Energieversorger und IT-Firmen interessant. Vor allem auf den etablierten Märkten müssten sich die Hersteller darauf einstellen, künftig eher Mobilitätsdienstleistungen anzubieten. Schon jetzt drängen neue Mitbewerber wie der oder der mit seinem Projekt von verschiedenen Seiten in den Markt.

Dabei sollten sich die Autobauer nach den Worten von Autoexperte Becker vor allem um den direkten Kontakt zum Kunden kümmern: "Zum Beispiel, indem man unterschiedliche und Dienstleistungen koordiniert und dabei den eigenen Fahrzeugen eine Schlüsselrolle zukommen lässt."

In diese Richtung weisen Pilotprojekte wie Daimlers " " oder das Vermietprogramm " " von . Auch hat ein Programm aufgelegt, bei dem der Kunde je nach Einsatzzweck von Cabrio bis Geländewagen wählen kann.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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