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Better Place for Everyone Elektroautos retten die Welt

Das Ziel von "Project Better Place" ist so einfach wie revolutionär: Das Unternehmen will die weltweite Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren. Wie das gehen soll? Mit Elektroautos, die Spaß machen und einfach zu handhaben sind. Die meiste Energie schöpft das Projekt dabei von seinen Mitarbeitern.

Der Anfang vom "Project Better Place" ist schon legendär, auch wenn er erst zwei Jahre zurückliegt: Ex-Kronprinz Shai Agassi hatte die Idee, die Welt mit Hilfe von Elektroautos aus der Öl-Abhängigkeit zu befreien und sich dabei die neuen Akku-Technologien zu nutze zu machen. Im Dezember 2006 stellte er seine Ideen in Washington einem ausgewählten Publikum vor - unter den Gästen Bill Clinton und der israelische Präsident Shimon Peres. Wenige Tage später, so die moderne Legende, rief Shimon Peres Agassi höchstpersönlich an und wollte Tacheles reden: "Wie machen wir jetzt weiter?"

Weiter ging es mit einer Kooperation mit der französischen Firma Renault und dem Aufbau von flächendeckenden Ladestationen in Israel, die Anfang Dezember 2008 präsentiert wurden. Nun könnte man argumentieren, dass Israel ein Spezialfall ist, die ideale Spielfläche für ein solches Projekt. Die Entfernungen sind gering, alle Metropolen sind weniger als 150 km voneinander entfernt und in kaum einem anderen Land ist der Wunsch nach Unabhängigkeit von den Öl-Staaten größer. Doch der Siegeszug der Idee ging weiter: Mittlerweile bestehen Vereinbarungen mit Dänemark, Australien und Kalifornien, dort sollen überall Netzwerke für die Elektroautos entstehen. Zuletzt kamen die kanadische Provinz Ontario und der US-Bundesstaat Hawaii dazu. Die Inselgruppe soll sich bis 2012 in ein Paradies für Elektroautos verwandeln. Hawaii setzt besonders auf den Werbeeffekt für die neue Antriebstechnik, denn die Fahrzeuge sollen auch als Mietwagen für Touristen eingesetzt werden. Schönes, emissionsfreies Fahren.

Akkuwechseln statt Tanken


Doch was unterscheidet "Better Place" von anderen ambitionierten Projekten, die dem Massenmarkt das Elektroauto schmackhaft machen wollen? Durch das Konzept, glaubt das Unternehmen. Zunächst wird in den Ländern ein flächendeckendes Ladenetz aufgebaut, wo die Autofahrer ihre Fahrzeuge an eine "Steckdose" stöpseln können. An weiteren Ladestationen sollen zudem die Batterien nicht nur aufgeladen, sondern einfach ausgewechselt werden können. Das soll dann nicht länger dauern, als ein herkömmlicher Tankvorgang. Die Vermarktung soll der von Mobiltelefonen ähneln. Auf Basis eines Abonnementsystems sollen die Kunden eine gewisse Gebühr zahlen und die Firma kümmert sich um die Wartung und den Austausch der Batterien. Das Auto an sich wird wie bei einem Handyvertrag preisgünstig angeboten.

Um das Projekt zu verstehen, müsse man sich vom bisherigen Konzept des Autofahrens verabschieden, erklärt Amit Yudan von "Better Place" im Gespräch mit n-tv.de. (Das ganze Interview siehe Link) Bisher warte man, bis der Tank leer ist und fülle dann wieder auf. "Bei unseren elektrischen Autos stöpselt man sich ins Stromnetz ein, wo immer man sich aufhält", so der Manager, der bei "Better Place" für die Entwicklung des europäischen Marktes zuständig ist. "Man fährt zur Arbeit und hängt das Auto an die Steckdose. Man fährt nach Hause und tut dasselbe". Autos stünden in der Regel 22 Stunden am Tag - es seien ja oft keine „Fahrzeuge" sondern „Parkzeuge", grinst Yudan. Es gebe also mehr als genug Zeit, es immer wieder aufzuladen. Sei ein Akku komplett leer, dauere der Ladevorgang fünf bis sechs Stunden, ansonsten eine Stunde. "Und für die ganz Eiligen gibt es ja noch die Ladestationen."

Den Einwand, dass sich die Elektroautos bislang nicht komplett mit "sauberer Energie" speisen lassen, die Null-Co2-Emission also eher Ansichtssache ist, will Yudan gar nicht entkräften. "Aber durch unsere Nachfrage machen wir die Erzeugung erneuerbarer Energien attraktiver, so dass wir irgendwann nur sauberen Strom haben werden." Und schließlich gehe es um die Zukunft. "Oder glauben Sie, dass wir für immer Öl haben werden?", sagt der Manager und zieht fragend die Augenbrauchen hoch.

Neue Mobilität

In der Zukunft werde es nicht auch mehr um das Fahrzeug an sich gehen, sondern mehr um Mobilität, glaubt Yudan. Die physische Plattform werde unwichtiger „Wir denken ja auch nicht über die technischen Details eines ICEs nach, wenn wir ihn benutzen, sondern vor allem über den Service." Dennoch wolle "Better Place" seinen Kunden auch Fahrspaß bieten. "Die Menschen lieben ihre Autos, aber sie sorgen sich auch um die Umwelt. Wir wollen ihnen Mobilität und ein gutes Gewissen verschaffen." Zudem müsse man mit dem Vorurteilen aufräumen, dass Elektroautos unattraktiv seien. Dazu habe man jetzt beispielsweise den "SUV Nissan Roque" mit in die Fahrzeugflotte aufgenommen.

Das Konzept der Elektroautos verbreite sich immer mehr, glaubt der Manager. Es sei sehr spannend zu beobachten, dass heute die führenden Politiker den Bedarf erklären. Deutschland sei dabei eines der Schlüsselländer. Zum einen wegen der Technologien, zum anderen wegen der starken Exporttätigkeit. Doch wird sich "Better Place" beeilen müssen, die entscheidenden Player von dem Konzept zu überzeugen, denn Platzhirsche, wie beispielsweise BMW, machen sich bereit, den eigenen Elektroantrieb unter die Leute zu bringen.

Die Finanzkrise begreift Amit Yudan als Chance für sein Projekt. "Wir haben schon vor Monaten mit der Autoindustrie gesprochen und davor gewarnt, dass sich die Welt dramatisch verändern wird. Alles, was wir prophezeit haben, ist eingetreten. Die Profite der Autobauer sind eingebrochen, der einst große US-Markt ist geschrumpft und auch in Asien fallen die Verkaufszahlen." Jetzt sei die Gelegenheit, etwas zu ändern. Zum Beispiel könnte man die Tatsache nutzen, dass viele Jobs verloren gegangen sind und die freigesetzten Ingenieure einsammeln, um die Entwicklung im Bereich neue Energien voranzutreiben.

Leidenschaft macht Energie

Er selbst sei durch seine Frau zu Better Place gekommen, verrät Yudan. Sie habe im österreichischen Fernsehen einen Bericht über das Projekt gesehen und ihn daraufhin gefragt, warum er nicht mal so etwas mache. „Normalerweise entscheide ich selbst, was ich tue, aber hier habe ich mal auf meine Frau gehört", lächelt der Manager. Zuvor habe er sich im Bereich Telekommunikations-Netzwerke und Halbleiter beschäftigt. Nun baue er gemeinsam mit Rolf Schumacher das europäische Geschäft für "Better Place" auf.

Insgesamt fällt bei Yudan der Enthusiasmus auf, mit dem er seinem Job nachgeht. "Wir bei Better Place sind sehr leidenschaftlich bei unserer Arbeit", bestätigt er. "Wir arbeiten nicht nur mit erneuerbaren Energien, wir sammeln auch die Energien der Leute, die mit und für uns arbeiten." Angesprochen auf den prominentesten Mitarbeiter und "Better Place"-Gründer, Shai Agassi, wird Yudan deutlich zurückhaltender. „Für "Better Place" ist es wichtig, als eigenständige Marke wahrgenommen zu werden und nicht nur als „Agassis-Projekt"."

Dann erzählt Yudan aber doch eine Anekdote über Agassi. So sei der Name für "Better Place" mehr oder weniger zufällig entstanden. "Shai war auf einer Konferenz für „Young Global Leaders in Davos. Dort fragten Politiker die jungen Manager: „What do you do to make the world a better place? (Was macht ihr, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Anm. der Redaktion) ." Daraufhin habe Shai in sein Notizbuch die Worte „Project Better Place" notiert. Als er in den folgenden Monaten sein Projekt entwickelte, sei das immer der Arbeitstitel gewesen, erzählt Yudan. Und als es dann schließlich zur Firmengründung kam, sei niemanden ein besserer Titel eingefallen.

„So, das war die ganze Geschichte. Aber nicht, dass n-tv.de nun wieder nur über Shai Agassi schreibt", mahnt der Manager. Niemals

Quelle: ntv.de

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