2025 wird fünftes Minus-Jahr Baubranche blickt nun "entlang der Talsohle"
06.12.2024, 17:50 Uhr Artikel anhören
Die Baubranche rechnet für dieses Jahr mit Einnahmen von knapp 126 Milliarden Euro.
(Foto: picture alliance/dpa)
Es geht wohl zumindest nicht mehr sehr viel tiefer - so blickt das Bauhauptgewerbe auf das nächste Jahr. Sorgenkind ist weiter der Wohnungsbau.
Das Bauhauptgewerbe hat keinerlei Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend im kommenden Jahr. Vielmehr rechnet die Branche einmal mehr mit sinkenden Einnahmen - es wäre der fünfte Rückgang in Folge. "Die Geschäftserwartungen unserer Unternehmen für 2025 sind verhalten. Es zeichnet sich eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau ab. Die Unternehmen blicken nicht mehr tiefer ins Tal der Krise, sondern orientieren sich zunehmend entlang der Talsohle", sagte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Angesichts sinkender Baugenehmigungen, hoher Zinsen und sanierungsbedürftiger Infrastruktur sei ein politischer Neustart für den Bau unumgänglich.
Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe dürfte in diesem Jahr um 15.000 sinken und im nächsten Jahr um weitere 7000 auf 905.000 schrumpfen, sagte er weiter. Dies sei aber "nicht so dramatisch", da die Entwicklung weitgehend über Fluktuation laufe und es nur eine "ganz kleine Zahl von Kündigungen" gebe. Es ist allerdings der erste Rückgang der Beschäftigten seit 2009.
In seiner neuen Prognose schätzt der ZDB den Umsatz im Bauhauptgewerbe für dieses Jahr auf knapp 160 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominalen Rückgang von zwei Prozent und unter Herausrechnung der Preisentwicklung einem realen Minus von vier Prozent. Für 2025 erwartet der Verband eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau und einen realen Rückgang um 2,5 Prozent. Seit 2021 sind die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe real um 13 Prozent zurückgegangen.
Nur gut die Hälfte des Ampel-Ziels bei Wohnungen?
Insgesamt bleibe die Konjunkturentwicklung im deutschen Bauhauptgewerbe zweigeteilt. Einer verfestigten Nachfrageschwäche im Wohnungsbau und Wirtschaftshochbau steht laut ZDB eine intakte Nachfrage im Wirtschaftstiefbau gegenüber. So sei die Nachfrage nach Bauleistungen in den Hochbausparten schwach ausgeprägt. Dem Wohnungsbau fehlten weiter Impulse, die Konjunkturlage in der verarbeitenden Industrie drücke nun zunehmend auf den Wirtschaftshochbau.
Im Wirtschaftstiefbau ist hingegen eine andere Dynamik zu beobachten. "Investitionen in Infrastrukturprojekte - vom Schienenausbau über Stromtrassen bis hin zum Breitbandausbau - sorgen hier für anhaltende Nachfrageimpulse", so der ZDB. Dieser Zweig der Branche wird als einziger sowohl dieses als auch nächstes Jahr real positive Wachstumsraten verzeichnen. Damit werde der Wirtschaftstiefbau erstmalig umsatzstärker als der Wirtschaftshochbau sein.
Der Verband macht für die schwache Nachfrage im Wohnungsbau die unzureichende Neubauförderung mitverantwortlich. Er schätzt, dass 2024 nur noch 250.000 bis 255.000 Wohnungen fertig gestellt werden - fast 40.000 weniger als im vergangenen Jahr. Allerdings stabilisiere sich die Nachfrage und die Talsohle im Wohnungsbau dürfte erreicht sein, so der ZDB. Dennoch werden es 2025 mit etwa 220.000 Wohnungen noch einmal weniger werden. Die Ampel-Koalition hatte ursprünglich neue 400.000 Wohneinheiten pro Jahr angestrebt.
Der Verband kritisiert, dass im öffentlichen Bau der vorhandene Investitionsstau die Infrastruktur gefährde. Kommunen, die 60 Prozent der öffentlichen Bauinvestitionen tragen, kämpften seit über zwei Jahrzehnten mit negativen Nettobauinvestitionen. "Der Investitionsstau wird durch unzureichende öffentliche Budgets weiter verschärft. Hinzu kommen aktuelle Herausforderungen durch die vorläufige Haushaltsführung ab 2025, die geplante Projekte verzögert und Kapazitäten im Bauwesen gefährdet", sagte der Verband.
Laut einer Verbandsumfrage, an der mehr als 1600 Unternehmen teilgenommen haben, bleibt der Mangel an Aufträgen der häufigste Baubehinderungsgrund. Dies laste nicht nur die Investitionsbereitschaft, sondern hemme auch die Einstellung neuer Mitarbeiter.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts