Wirtschaft

Warnungen vor verzerrtem Handel Börsenhandel in China erholt sich - vorerst

Mehr als die Hälfte der börsennotierten Unternehmen nimmt derzeit nicht am Handel teil. Wie soll da ein realistisches Bild entstehen?

Mehr als die Hälfte der börsennotierten Unternehmen nimmt derzeit nicht am Handel teil. Wie soll da ein realistisches Bild entstehen?

(Foto: REUTERS)

Der Börsenhandel in China erholt sich, vollführt sogar einen fulminanten Sprung nach oben. Doch viele Analysten warnen: Die Aufwärtsbewegung könnte trügerisch sein, die Krise ist nach ihrer Ansicht noch nicht durchgestanden.

Die jüngsten drastischen Maßnahmen Pekings zur Stabilisierung des Aktienmarktes wirken offenbar. Dem fast 6-prozentigen Plus am Donnerstag hat der Shanghai-Composite am Freitag eine weitere fulminante Erholung um 4,6 Prozent folgen lassen. Auch an der Festlandbörse in Shenzhen stiegen die Kurse weiter, ebenso wie in Hongkong. Dort legte der HSI um 2,4 Prozent zu.

Die Entspannung an den chinesischen Börsen und die sich mehrenden Anzeichen für eine Einigung im griechischen Schuldenstreit sorgten an den meisten anderen Plätzen der Region für moderat steigende Kurse. Lediglich in Tokio schloss der Index im Minus. Der Nikkei gab nach Verlusten im Späthandel um 0,4 Prozent nach auf 19.779 Punkte und verzeichnete mit einem Minus von 3,7 Prozent die schwächste Börsenwoche seit Mitte Oktober. In Sydney ging es dagegen um 0,5 Prozent aufwärts, in Seoul um 0,2 Prozent. Dass die Kurse nicht stärker stiegen, erklärten Beobachter mit der weit verbreiteten Skepsis über die Nachhaltigkeit der Gegenbewegung in China.

Verzerrtes Bild durch Handelsaussetzungen

Viele Anleger sind dennoch misstrauisch, ob die Maßnahmen auch auf Sicht für eine Beruhigung und Stabilisierung sorgen werden. Sie befürchten vielmehr, dass sie für eine weiter extrem hohe Volatilität sorgen werden. Andere Teilnehmer gaben zu bedenken, dass sehr viele Aktien - in der Spitze rund die Hälfte - weiter vom Handel ausgesetzt waren, was eine Verzerrung des Handels darstellt. Zudem ging es über drei Wochen am Stück fast kontinuierlich abwärts, während die Erholungsstrecke mit zwei Tagen bislang noch sehr kurz ist. "Da mehr als die Hälfte der börsennotierten Unternehmen ihre Aktien haben aussetzen lassen, fällt es noch schwer, daran zu glauben, dass das mehr als nur kurzlebige Kursbewegungen sind", warnte Analyst Tim Condon von ING.

Unternehmen können normalerweise Handelsaussetzungen selbst beantragen, wenn sie sich beispielsweise in Übernahmen oder Restrukturierungsphasen befinden. Außerdem kann die Börse Aussetzungen verfügen, wenn sie die Notwendigkeit dafür sieht.

Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch halten die Krise für lange noch nicht ausgestanden. Vor allem die Banken könnten Probleme bekommen. Weil sie wie auch Brokerhäuser die meisten Kredite für Aktienkäufe ausgäben, kämen auf sie auch die größten Probleme zu, sollte sich doch wieder Panik breitmachen und die Kurse auf Talfahrt gehen. "Wenn sich für die Banken eine neue große Quelle für Verluste auftut, werden sie bei der Vergabe von Krediten und Hypotheken zukünftig noch vorsichtiger agieren", befürchten die Experten. Damit bestehe die Gefahr, dass das ganze System destabilisiert werde.

Quelle: ntv.de, bdk/DJ

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