Wirtschaft

Krise? Welche Krise? Börsianer bleiben in Partylaune

Wie lange bleibt die Stimmung so fröhlich?

Wie lange bleibt die Stimmung so fröhlich?

(Foto: picture alliance / dpa)

"Solange die Musik spielt, tanzen wir", sagt ein Händler und bringt die Stimmung an den Aktienmärkten damit auf den Punkt. Auch wenn einigen Börsianer der Optimismus nicht ganz geheuer ist, geht die Party wohl weiter.

Börsenprofis bleiben auch für 2014 in Partylaune und raten Investoren zum Aktienkauf. Doch so rasant wie in diesem Jahr wird die Rekordjagd wohl nicht weitergehen. Treiber für die Börsen bleiben aber die offenen Geldschleusen der Notenbanken und der konjunkturelle Aufschwung. Das Gros der Strategen trommelt auch deshalb weiter für Dividendenpapiere, da andere Anlagen wie Staatsanleihen wegen der niedrigen Zinsen kaum etwas abwerfen.

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"Nicht in riskante Anlagen zu investieren, ist riskant", warnt Andreas Utermann, der bei Allianz Global Investors die Investitionsentscheidungen verantwortet. "Das Spiel heißt: Börse gegen Sparschwein und derzeit hat die Börse die Nase vorn", sagt Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka Bank.

Europäische Aktien teils günstig bewertet

Europäischen Aktien sagen die Experten wegen der teils günstigen Bewertungen verstärktes Anlegerinteresse voraus. "Europa steht vor der Wiederentdeckung", sagt Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank. Schließlich sei das Thema Euro-Schuldenkrise weitgehend abgehakt. Selbst in Krisenländern wie Griechenland oder Italien hellten sich die Konjunkturperspektiven auf. "Den neuen zentralen europäischen Institutionen wie ESM und Bankenunion sowie EZB ist es in der Eurokrise gelungen, den Glauben an den Zusammenhalt des Euro zurückzubringen. Der Crash ist sozusagen verboten worden", erläutert Deka-Experte Kater.

Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Einigen Börsianern ist der kometenartige Höhenflug von Dax & Co. nicht ganz geheuer: Sie sorgen sich, dass die Gewinne der Konzerne der Kursentwicklung teils hinterherhinken. So warnt der US-Großinvestor Carl Icahn vor einem Absturz der Aktienmärkte. Die Gewinne vieler Unternehmen würden mehr durch die niedrigen Kreditzinsen als durch die Strategie des Managements befeuert, sagt der Milliardär.

"Die Frage, die sich viele aus fundamentaler Sicht mittlerweile stellen ist, ob diese 'Flucht' in Aktien gerechtfertigt ist", meint auch Marktanalyst Jens Klatt von DailyFX. So ignorierten die Investoren derzeit beispielsweise die Rekord-Arbeitslosenquote von 12,2 Prozent in der Euro-Zone.

Prognose: Dax legt 2014 vergleichweise moderat zu

Noch schrillen bei Dax-Experten hinsichtlich der Bewertungskennziffer KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) keine Alarmglocken. So seien deutsche Aktien zwar nicht mehr generell günstig bewertet, allerdings gebe es noch keinen Grund zur Sorge. Derzeit eilt der Dax von Rekord zu Rekord und steht kurz vor 9400 Punkten. Seit Jahresbeginn legte er um knapp 25 Prozent zu. Diesen Sprung wird der Index wohl nicht wiederholen: Börsenprofis sehen bislang im Schnitt rund fünf Prozent Plus bis Ende 2014. Es sei bereits viel Positives vorweggenommen, heißt es von den Experten.

Die Hauptbedrohung für die heile Börsenwelt kommt 2014 von den Notenbanken, vermutet die Investmentgesellschaft GECAM. Sie werden nach Meinung vieler Marktteilnehmer die Geldhähne zwar bis mindestens bis März 2014 unverändert offen halten. Wie Anleger aber nach dem Tritt auf die geldpolitische Bremse reagieren, ist eine der brennendsten Fragen für Börsianer im kommenden Jahr. So sind laut Fondsmanager Manfred Schlumberger von BHF Trust erneute Kursturbulenzen in strukturell schwachen Schwellenländern nicht ausgeschlossen. Investoren hatten Gelder aus den einst so beliebten Wachstumsländern wie Indien, Indonesien oder der Türkei abgezogen.

Trotzdem: Skeptiker haben es bei steigenden Kursen grundsätzlich schwer, sich Gehör zu verschaffen. Wie ein Händler es ausdrückt: "Solange die Musik spielt, tanzen wir".

Quelle: ntv.de, jga/DJ

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