Politik bremst Klimatechnik-Boom Bosch erwartet weiteres schwieriges Jahr
07.02.2024, 15:18 Uhr Artikel anhören
Das Stuttgarter Technologie-Unternehmen Bosch will Stellen abbauen, um wettbewerbsfähiger zu werden.
(Foto: dpa)
Trotz schwacher Konjunktur wächst Bosch 2023. Der Umsatz steigt um vier Prozent. Doch die Nachfrage nach klimaneutraler Technik ist gesunken. Bosch-Chef Hartung macht dafür die Bundesregierung verantwortlich. Insgesamt erwartet der Konzern auch im laufenden Jahr Gegenwind.
Der Markt für klimafreundliche Produkte entwickelt sich dem Stiftungskonzern Bosch zufolge nicht so schnell wie erhofft. Das Unternehmen investiere weiter offensiv in Zukunftstechnologie für den Klimaschutz, erklärte Bosch-Chef Stefan Hartung am Dienstagabend in Stuttgart. "Allerdings sehen wir, dass sich die Marktdurchdringung mit solchen Technologien verzögert und der Schub vom Markt nachgelassen hat." Verantwortlich dafür ist nach seiner Ansicht vor allem die Klimapolitik der Bundesregierung.
"Das Problem ist die sprunghafte Umsetzung, wie wir sie zuletzt etwa mit der plötzlichen Abschaffung der E-Auto-Prämie in Deutschland erleben konnten." Unklare Rahmenbedingungen schreckten Käufer von E-Autos oder Wärmepumpen ab. Der Boom bei den klimafreundlichen elektrischen Heizungen endete durch das Hin und Her über die gesetzlichen Vorgaben und die konjunkturelle Talfahrt der Bauindustrie Mitte letzten Jahres.
Der Stuttgarter Konzern - weltweit der größte Autozulieferer und Hersteller einer breiten Palette von Technikprodukten von Heizungen über Halbleiter bis hin zu Haushaltselektronik - müsse wegen der schwächeren Auftragslage Stellen abbauen, um wettbewerbsfähiger zu werden, sagte Hartung. Insgesamt werden in der Autozuliefersparte Mobility in drei Sparten rund 3200 Arbeitsplätze bis 2026 wegfallen, bei elektrischen Werkzeugen bis zu 560. Weltweit arbeiteten bei Bosch im vergangenen Jahr knapp 428.000 Menschen, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. In Deutschland blieb die Zahl der Beschäftigten mit knapp 134.000 stabil.
Stagnation am Automarkt
Das Unternehmen steigerte im vergangenen Jahr trotz schwacher Konjunktur weltweit das Betriebsergebnis um gut ein Fünftel auf 4,6 Milliarden Euro. Die Einnahmen erhöhten sich auf Jahressicht um vier Prozent auf 91,6 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt betrug das Plus sogar acht Prozent. "Das Jahr 2023 war für Bosch schwieriger als erwartet", sagte Hartung.
Auch das laufende Jahr werde herausfordernd. Der Stiftungskonzern erhöhte seine Umsatzrendite auf 5,0 von 4,3 Prozent. Ursprünglich war für dieses Jahr eine Marge von sieben Prozent bei 100 Milliarden Euro Umsatz angepeilt. Wegen der Stagnation am globalen Automarkt, dem Abschwung im Maschinenbau und bei Elektro-Konsumgütern sowie der lahmenden Nachfrage nach Heiztechnik wird daraus vorerst nichts. Das werde noch ein, eher zwei Jahre dauern, erklärte Hartung. Eine Jahresprognose nennt Bosch erst bei Vorlage der Bilanz im April.
Bei der globalen Automobilproduktion erwartet der weltweit größte Zulieferer eine Seitwärtsbewegung. Der Markt entwickele sich zurzeit "gemächlich". Hohe Preise für E-Autos und der Wegfall der staatlichen Kaufprämie in Deutschland dämpfen die Nachfrage. Doch sei mit einigen neuen Modellen zu Preisen zwischen 20.000 und 30.000 Euro ab diesem Jahr mit mehr Dynamik zu rechnen. "Langfristig wird sich die Elektromobilität Bahn brechen, auch wenn es nicht linear nach oben geht" hieß es. Die höheren Zinsen bremsten das Wirtschaftswachstum, die Konjunktur auf dem wichtigen Markt China kühle sich ab. Maschinenbau und Konsumgüter blieben im Abschwung.
Quelle: ntv.de, lar/rts