Wirtschaft

Journalist "gesteht" China präsentiert Schuldigen für Crash

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Die Börsen fallen - und es gibt einen Journalisten der die Schuld daran trägt. Das ist zumindest die Erzählung der chinesischen Staatsführung. Wang Xiaolu soll seine "Tat", einen Bericht in der Zeitschrift "Caijing", auch schon gestanden haben.

Ein Finanzjournalist hat nach Angaben der chinesischen Staatsmedien "gestanden", durch seine Berichterstattung die jüngsten Turbulenzen an Chinas Börse verschuldet zu haben. Wang Xiaolu von der Zeitschrift "Caijing" habe zugegeben, dass die von ihm verbreiteten "falschen Informationen" zu "Panik und Unruhe" an den Aktienmärkten geführt und das Vertrauen der Anleger "ernsthaft untergraben" hätten, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.

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Damit habe Wang dem Staat und den Investoren große Verluste verursacht, berichtete Xinhua weiter. Der staatliche Fernsehsender CCTV zeigte Wang, der sich vor laufender Kamera entschuldigte: "Ich hätte keinen Bericht veröffentlichen dürfen, der den Markt zu so einer heiklen Zeit stark und negativ beeinflusst", erklärte er und fügt hinzu, dass er dem Land und Börseninvestoren große Verluste beigefügt habe. Dies tue im "zutiefst leid".

Der Journalist war nach dem jüngsten Börsencrash wegen Verbreitens falscher Informationen festgenommen worden. Er hatte im Juli in einem Artikel geschrieben, dass die Finanzaufsichtsbehörde CSRC die Möglichkeit eines Ausstiegs von Staatsfonds aus dem Finanzmarkt prüfe. Die Behörde dementierte den Bericht umgehend und bezeichnete ihn als "unverantwortlich". Das anerkannte Wirtschaftsmagazin "Caijing" verteidigte daraufhin auf seiner Website das Recht der Journalisten, ihre Aufgaben rechtskonform wahrzunehmen.

Strafen für Gerüchte über Tianjin

Xinhua zufolge wurden neben Wang auch ein Beamter der Finanzaufsichtsbehörde sowie vier Manager des größten Wertpapierhändlers des Landes festgenommen. Dem Behördenmitarbeiter werden Insidergeschäfte, Korruption und die Fälschung offizieller Stempel vorgeworfen. Mit letzteren soll er eine Scheidungsurkunde und Steuerbescheinigungen für seine Geliebte gefälscht haben. Er soll ebenfalls gestanden haben.

Chinas Staatsmedien berichten bei Ereignissen von öffentlichem Interesse regelmäßig über angebliche Geständnisse von Verdächtigen. Menschenrechtler kritisieren dies als Verletzung der Strafprozessordnung.

Zudem hätten 197 Verdächtige Strafen wegen des Verbreitens von Gerüchten über die chinesische Börse sowie über die verheerende Explosionskatastrophe in Tianjin erhalten, teilte das Ministerium für Staatssicherheit mit. In diesem Zusammenhang seien 165 Profile bei sozialen Netzwerken im Internet gesperrt worden. Zur Art der Strafen machte das Ministerium keine Angaben.

Chinas Wirtschaft wächst derzeit so langsam wie seit 1990 nicht mehr. In den ersten zwei Quartalen legte sie um 7,0 Prozent zu. Seit Mitte Juni fallen die chinesischen Börsen trotz einer Reihe von staatlichen Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Die überraschende Abwertung des Yuan am 11. August befeuerte die Sorge, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt schwächer ist als gedacht.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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