Zyperns größte Fluggesellschaft Cobalt Air stellt den Betrieb ein
18.10.2018, 14:05 Uhr
Auf "unbestimmte Zeit" am Boden: Bei Cobalt Air auf Zypern finden seit zehn Minuten vor Mitternacht keine Flüge mehr statt.
(Foto: AP)
Die Pleitewelle im europäischen Flugverkehr reißt eine weitere Airline in den Abgrund: Über Nacht gibt Cobalt Air einen kompletten Betriebsstopp bekannt. Die Maschinen des Billigfliegers bleiben ab sofort am Boden. Hunderte Passagiere sitzen fest.
Zyperns größte Fluggesellschaft Cobalt Air hat nach nur zwei Jahren überraschend den Flugbetrieb eingestellt. Alle ab zehn Minuten vor Mitternacht geplanten Flüge würden wegen eines "Aussetzens der Tätigkeit auf unbestimmte Zeit" annulliert, teilte die Airline mit.
Cobalt Air riet den betroffenen Reisenden nachdrücklich davon ab, sich zum Flughafen zu begeben oder die Büros der Fluggesellschaft zu kontaktieren. "Es finden keine Flüge mit Cobalt Air statt, es sind keine Mitarbeiter anwesend." Die gesamte Kundenbetreuung am Schalter, im Internet oder am Telefon habe ihren Dienst in der Nacht auf Donnerstag ebenfalls eingestellt, hieß es.
Betroffene sollten umbuchen und die Rechnung aufheben sowie ihre Reiseveranstalter oder ihre Bank kontaktieren, um sich das Geld erstatten zu lassen. Der erst vor zwei Jahren gestartete Billigfluganbieter entschuldigte sich "aufrichtig" und dankte den "loyalen Kunden", veröffentlichte aber keine weiteren Informationen zu den Hintergründen. Cobalt Air ist seit der Pleite von Cyprus Airways Anfang 2015 die größte Fluggesellschaft Zyperns.
Die Flotte von Cobalt Air umfasst sechs Flugzeuge, mit denen die Fluggesellschaft der Ferieninsel im östlichen Mittelmeer 23 Ziele anflog. Das Verkehrsministerium in der Hauptstadt Nikosia versicherte, es werde für alle Passagiere, die sich noch in Zypern aufhielten, eine Lösung gefunden. Aus Branchenkreisen hieß es, die Airline leide unter Zahlungsschwierigkeiten, weil ein chinesischer Investor kurzfristig keine neuen Mittel für den Betrieb bereitstellen konnte. Als Verhandlungen mit einem potenziellen europäischen Geldgeber gescheitert waren, sei der Geschäftsführung nichts anderes übriggeblieben, als den Betrieb sofort und ohne Vorankündigung einzustellen. Betroffen von den Annullierungen sind
Wettbewerbsdruck am europäischen Himmel
Unabhängig von der Cobalt-Pleite kursieren Einschätzungen, denen zufolge der zunehmende Wettbewerbsdruck am europäischen Himmel weitere Pleiten im europäischen Airline-Geschäft nach sich ziehen dürfte. "Der erhöhte Wettbewerbsdruck kann im Ergebnis zu weiteren unternehmerischen Umstrukturierungen, wie auch Insolvenzen, führen", zitierte das "Handelsblatt" zuletzt aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.
"Notwendig ist eine gesetzliche Regelung, die Fluggesellschaften verpflichtet, eine Versicherung für die Rückholung gestrandeter Passagiere abzuschließen", sagte der FDP-Politiker Reinhard Houben der Zeitung. Die Kosten hierfür könnten über die Ticketpreise finanziert werden. Die Regierung müsse das Thema entweder auf die europäische Agenda bringen oder selbst aktiv werden. "Die Insolvenz einer Fluggesellschaft darf nicht erneut zum Risiko für den Bundeshaushalt werden", sagte Houben mit Blick auf die Pleite von Air Berlin.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP