"Das ist völlig abwegig" Daimler dementiert Wissmann-Bericht
31.08.2017, 12:14 Uhr
Seit zehn Jahren Chef-Lobbyist des deutschen Autobaus: Matthias Wissmann (r.), hier mit Daimler-Chef Dieter Zetsche.
(Foto: dpa)
Wirbel in der deutschen Autoindustrie: Daimler reagiert mit einem klaren Dementi auf Spekulationen um eine angeblich bevorstehende Ablösung von VDA-Chef Wissmann. Davon könne "keine Rede sein", heißt es.
Der Autokonzern Daimler hat einem Bericht über die angeblich geplante Ablösung Matthias Wissmanns als Chef des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) widersprochen. "Von einer Ablösung Matthias Wissmanns kann keine Rede sein", sagte Daimler-Sprecher Jörg Howe.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hatte zuvor berichtet, die drei großen Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen wollten nach der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt im September einen anderen Präsidenten an der VDA-Spitze sehen. Koordinator der Suche nach einem Wissmann-Nachfolger sei Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche, hieß es.
Seit zehn Jahren an der VDA-Spitze
Da der Daimler-Chef in dem Bericht namentlich als treibender Akteur genannt wird, sah sich der Dax-Konzern offenbar veranlasst, zu den Gerüchten umgehend Stellung zu nehmen. Der ehemalige CDU-Verkehrsminister Wissmann ist seit 2007 VDA-Präsident.
Als Chef-Lobbyist der deutschen Autoindustrie vertritt der frühere Spitzenpolitiker die Interessen der Hersteller im politischen Berlin und in den Ländern. Seine Amtszeit läuft noch bis November 2018. Ob der heute 68-Jährige danach Chef des einflussreichen Lobby-Verbandes bleibt, ist unklar.
Reaktion auf die Diesel-Krise?
Vom VDA selbst kam ebenfalls ein klares Dementi. "Das ist völlig abwegig", sagte eine Sprecherin auf Anfrage mit Blick auf die Spekulationen um eine Neubesetzung des Chefpostens beim VDA.
Branchenkenner halten es dagegen für nicht unwahrscheinlich, dass Autobauer angesichts der aktuellen Herausforderungen über eine Neuausrichtung ihrer politischen Beziehungspflege nachdenken. Die gesamte Branche sei durch die Diesel-Abgasaffäre beträchtlich unter Druck geraten, heißt es.
Unter anderem soll es Unstimmigkeiten zwischen Wissmann und Zetsche gegeben haben, berichtete das Redaktionsnetzwerk. Die drei Autobauer wollten mit einer personellen und inhaltlichen Neuaufstellung beim VDA die weitere Debatte um Verbrennungsmotoren und mögliche Fahrverbote bestreiten.
Streit um den Kartellverdacht?
Daimler-Chef Zetsche hatte sich vor Kurzem verärgert über die Kommunikation des VDA zum Kartellverdacht gegen die deutschen Automobilhersteller geäußert. Nach einem Bericht des "Spiegel" sollen sich Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW seit den 1990er Jahren heimlich in mehr als 60 Arbeitsgruppen zu Technik, Lieferanten und Märkte abgestimmt haben.
Durch Absprachen zur Abgasreinigung bei Diesel-Autos soll hier angeblich auch der VW-Abgasskandal seine Wurzeln haben. Der VDA hatte eine konsequente Aufklärung und einen Kulturwandel gefordert, falls sich dies bewahrheiten sollte. Ein "Surfen in rechtlichen Grauzonen" sei inakzeptabel. Zetsche erklärte daraufhin pikiert, Wissmanns Äußerungen hätten ihn überrascht.
Brüssel droht mit Strafe
Die EU-Kommission geht dem Kartellverdacht im deutschen Autobau nach. Insidern zufolge hatten sich Daimler und Volkswagen bei den Behörden selbst angezeigt. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager drohte den Konzernen mit hohen Strafen für den Fall, dass ihnen Rechtsverstöße nachgewiesen werden.
"Sollte sich der Verdacht gegen die deutschen Autohersteller gerichtlich bestätigen, drohen ihnen sehr hohe Geldstrafen", sagte Vestager zuletzt. Es sei aber noch zu früh, "über das Ausmaß möglicher Sanktionen und einen Entscheidungszeitpunkt der EU-Kommission zu spekulieren."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts