
Eigentlich versteht Warren Buffett nichts von Technik. Doch die Gewinne bei Apple sind zu verlockend.
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Investoren-Legende Warren Buffett hat seinen Apple-Anteil mehr als verdoppelt. Das "Orakel von Omaha" ist nun einer der fünf größten Aktionäre bei der Tech-Firma. Dahinter steckt clevere Strategie.
Warren Buffett hat ein einfaches Credo: "Ich investiere nicht in Geschäfte, die ich nicht verstehe." Technikfirmen gehören eigentlich dazu. Doch für einen Konzern scheint Buffett seinen Grundsatz zu brechen: Apple. Der Tech-Gigant ist für den Star-Investor offenbar der nächste große Deal.
Schon 2016 kaufte Buffetts Holding Berkshire Hathaway laut Geschäftsbericht rund 61 Millionen Apple-Aktien zum Preis von 110,17 Dollar. Seit Jahresbeginn habe er seinen Apple-Anteil nochmal auf insgesamt 133 Millionen Aktien mehr als verdoppelt, sagte Buffett dem US-Sender CNBC.
Apple ist inzwischen Buffetts zweitwichtigstes Investment. Und Buffett mit rund 2,5 Prozent der Anteile nun einer der fünf größten Apple-Aktionäre. Gemessen am aktuellen Apple-Kurs hat Buffett über 18 Milliarden Dollar auf die Firma gesetzt. Dass er für Apple seine Grundsätze aufweicht, hat vielfältige Gründe.
Buffett und Apple - ein Traumpaar
Mit klugen Investments hat das "Orakel von Omaha" aus einer maroden Textilfirma namens Berkshire Hathaway in 50 Jahren eine der größten Investmentholdings der USA gemacht. Rund 24 Milliarden Dollar hat sie 2016 verdient. Doch dieser astronomische Gewinn ist trotzdem eine kleine Enttäuschung: Berkshire verdiente damit nur in etwa soviel wie im Jahr zuvor, nicht mehr. Um seine Anleger bei der Stange zu halten, muss Buffett neue Goldesel finden.
Sein Erfolgsgeheimnis ist sein Anlagehorizont. Buffett denkt langfristig und strebt nicht nach kurzfristigen Gewinnen. Seit 1967 hat Berkshire keine Dividende ausgeschüttet. "Investoren, die einfach für längere Zeit bei einer Reihe von großen, konservativ finanzierten US-Firmen bleiben, werden fast sicher gut abschneiden", schreibt Buffett im aktuellen Anlegerbrief.
Auch wenn Buffett Apple nicht so gut versteht wie andere Konzerne: Die wertvollste Firma der Welt passt genau in sein Schema. Günstig ist sie zwar nicht mehr unbedingt. Die Apple-Aktie wird derzeit auf Allzeithoch gehandelt. Doch verglichen mit anderen Tech-Firmen ist sie sogar leicht unterbewertet: Laut dem US-Datenanbieter Factset liegt Apples Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 14,6. Tech-Aktien im S&P-500 bringen es dagegen auf 18,6. Und Apples Geschäft ist mehr als solide: Attraktive Produkte, Millionen Kunden und die vielleicht bekannteste Marke der Welt versprechen langfristige, stabile Gewinne.
"Wir hatten das Geld"
Buffett hat für seinen Großeinstieg bei Apple noch einen weiteren Grund: Er schwimmt im Geld. Bis in die 90er Jahre verdiente Berkshire sein Geld vor allem mit Investments in festverzinsliche Wertpapiere. Mit den Profiten begann Buffett Firmenanteile zu kaufen. Erst diese Aktienanlagen machten ihn richtig reich: Seine Holding wurde an den regelmäßigen Gewinnen und Ausschüttungen von Konzernen beteiligt.
Dank des Börsenbooms schwimmt Berkshire inzwischen im Geld. 86 Milliarden Dollar Bargeld oder vergleichbare Anlagen bunkerte Buffetts Firma Ende 2016 auf ihren Konten, mehr als je zuvor. Diese Mittel muss Buffett zum Arbeiten bringen: "Wir hatten das Geld und ich mag es zu investieren", erklärte der Finanzguru CNBC sein Apple-Investment. "Das ist mir so viel lieber als das Geld in Staatsanleihen anzulegen."
Weil Buffett mit seinem eigenen statt mit geborgtem Geld investiert, will er stets auf Nummer sicher gehen. Er hasst es, sich für Investments zu verschulden oder neue Anleger ins Boot zu holen: "Heute würde ich lieber eine Darmspiegelung machen als Berkshire-Aktien auszugeben", schreibt Buffett im aktuellen Investorenbrief. Denn in der Vergangenheit hat er bei einigen Kapitalerhöhungen mächtig draufgezahlt.
Buffetts neuer Goldesel
Apple ist für Buffett da eine sichere Bank. Denn die Firma bietet nicht nur Profite, sondern auch Stabilität. Genau wie die Holding des Star-Investors schwimmt auch der iPhone-Hersteller im Geld. Apple sitzt auf Barmitteln von 246 Milliarden Dollar. Und schüttet sie regelmäßig über Dividenden und Aktienrückkäufe an seine Anteilseigner aus - genau das, was Buffett sucht.
Und wenn man ein Auge zudrückt, passt Apple sogar zu Buffetts Investmentphilosophie. Er sieht in Apple weniger eine Tech-Firma als vielmehr einen Konsumgüterhersteller: Für viele Menschen dreht sich ihr gesamtes Leben inzwischen ums Smartphone. Auch bei Buffetts Enkeln ist das so. Am Ende haben sie ihn von Apple überzeugt: Er hat sie gefragt, was sie von ihren iPhones halten.
Quelle: ntv.de