Finanziell "verwundbar" Deutsche Bank fürchtet Russland-Risiko
29.10.2015, 21:53 Uhr
Co-Chefs in einer Phase des Übergangs: Jürgen Fitschen und John Cryan (r.).
(Foto: dpa)
Harter Arbeitstag für John Cryan: Wenige Stunden nach seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Chef der Deutschen Bank muss er Investoren in London Rede und Antwort stehen. Was er dort zu sagen hat, weckt neue Zweifel.
Die Deutsche Bank schließt hohe Strafen wegen ihrer Geldwäsche-Affäre in Russland nicht aus. Das Institut habe zwar Rückstellungen dafür gebildet, sagte der neue Vorstandschef John Cryan auf einer Investorenveranstaltung in London. Er räumte aber ein, dass das Geld möglicherweise nicht ausreicht: Die Deutsche Bank sei hier "verwundbar".
Im Raum steht der Verdacht, dass russische Kunden über die Deutsche Bank Rubel-Schwarzgeld im Wert von mindestens sechs Milliarden Dollar gewaschen haben. In den vergangenen Tagen erreichte die Affäre eine neue Dimension: Das US-Justizministerium und die Finanzbehörde von New York prüfen laut einem Medienbericht, ob die Bank gegen internationale Sanktionen verstoßen hat. Dabei geht es auch um die Frage, ob Geschäfte mit Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin gemacht wurden.
Radikalkur für die Deutsche Bank
Das Russland-Risiko zählt zu den Problembaustellen, die Cryan von seinen Vorgängern übernommen hat.Angesichts milliardenschwerer Rückstellungen für etwaige Strafzahlungen und Wertberichtigungen verordnete der neue Konzernchef dem Geldhaus eine energische Neuausrichtung - mit Filialschließungen, einem Stellenabbau und dem Vorschlag, für 2015 und 2016 die Dividende ausfallen zu lassen.
Vom übernächsten Jahr an setzt sich die Deutsche Bank Finanzkreisen zufolge dafür wieder ehrgeizige Gewinnziele. Für 2017 sei ein Gewinn vor Steuern von sieben Milliarden Euro geplant, für 2018 von zehn Milliarden Euro, hieß es aus dem Umfeld des Kreditinstituts. Angeblich sei dabei auch die Auszahlung von Boni vorgesehen. In den Jahren ab 2019 sollen die Gewinne weiter steigen. Entsprechende Pläne seien dem Aufsichtsrat am Mittwoch vorgestellt worden. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern.
Quelle: ntv.de, mmo/rts