Wirtschaft

Ifo-Index stärker als erwartet Deutsche Firmen sind wieder zuversichtlicher

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen kletterte auf 113,9 Punkte.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen kletterte auf 113,9 Punkte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Juli blicken die Lenker deutscher Unternehmen überraschend positiv in die Zukunft: Der vom Ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex steigt im Juli stärker als erwartet. Grund dafür dürfte auch die Entwicklung in Griechenland sein. Ökonomen wundern sich allerdings.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 107,5 auf 108,0 Punkte, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte. Die befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage deutlich besser, und auch für das nächste halbe Jahr waren sie wieder optimistischer. "Die vorläufige Entspannung bei der Griechenlandfrage trägt zur Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft bei", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Viele Volkswirte hatten mit einem leichten Dämpfer gerechnet. Aber der Indikator für die Geschäftslage stieg im Juli deutlich von 113,1 auf 113,9 Punkte, und der Indikator für die Geschäftserwartungen in den kommenden Monaten legte nach drei Rückgängen wieder leicht zu von 102,1 auf 102,4 Punkte.

Die Industrie- und die Bauunternehmen stuften ihre Lage zwar etwas weniger glänzend ein, waren aber für die nächsten Monate zuversichtlicher. Umgekehrt war es im Einzelhandel: Die Firmen waren mit dem laufenden Geschäft zufriedener, aber der Ausblick trübte sich ein. Im Großhandel wurden sowohl die Lage als auch der Ausblick rosiger beurteilt.

Athen und Iran als Stimmungsaufheller

Mitte Juli hatten sich die internationalen Geldgeber mit dem von der Pleite bedrohten Griechenland auf einen neuen Rettungsplan geeinigt. Damit schwebt nicht mehr das Damoklesschwert eines Euro-Austritts über dem Währungsraum. Dies sorgte für Erleichterung unter den Managern.

Als zusätzlicher Stimmungsaufheller diente die jüngste Einigung der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands im Atomstreit mit dem Iran, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe sagte. Der Deal wirke sich insbesondere positiv auf die Erwartungen der chemischen und der Mineralöl-Industrie aus.

Laut Wohlrabe hilft auch die gute Binnenkonjunktur der deutschen Wirtschaft. Große Impulse vom Export seien jedoch nicht mehr zu erwarten. Trotz der Griechenland-Krise und der Flaute in großen Schwellenländern hatten die deutschen Exporteure zuletzt ihre Ausfuhren den vierten Monat in Folge gesteigert.

Volkswirte überrascht - und irritiert

Ökonomen äußerten sich positiv überrascht bis skeptisch zu den unerwartet guten Daten. "Ich wundere mich darüber, dass von der Konjunkturabschwächung in China nichts zu spüren ist", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Vielleicht, so fügte er hinzu, sei das nur momentan nicht zu sehen und komme noch im August oder September zum Tragen.

Auch die Commerzbank hatte wegen der zuletzt deutlich weniger dynamischen Nachfrage aus den Schwellenländern mit einem weiteren Rückgang des Ifo-Index gerechnet. "Aber offensichtlich scheinen aus Sicht der Unternehmen andere Faktoren wie der schwächere Euro, das billigere Öl und die eher wieder etwas freundlichere Konjunktur in den Industrieländern die negativen Effekte aus den Emerging Markets auszugleichen", sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

Auch ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski geht davon aus, dass das anhaltende Doping der deutschen Wirtschaft aus niedrigen Energiepreisen und Euro-Kursen seine Wirkung zeigt. Gleichwohl sieht er drei Risiken für die Konjunktur: Die nicht enden wollende Griechenland-Krise, eine unerwartet lange Schwächephase in den USA und China sowie ein Mangel an Reformen in Deutschland, die die Arbeitslosigkeit weiter drücken und Investitionen in Gang setzen könnten.

Der Ifo-Index gilt als Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft und wird monatlich aus der Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Bauwirtschaft ermittelt.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts

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