Bahn weit vom Untergang entfernt Deutschland vermeldet Fahrgastrekord
07.04.2015, 13:03 Uhr
20 Millionen "Beförderungsfälle" pro Tag zählt das Statistische Bundesamt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Als plötzlich die Fernbusse flächendeckend durch Deutschland rollten, war die Bahn in Untergangsstimmung. Die neuesten Zahlen und Prognosen belegen aber: Die Reisefreudigkeit ist auf Rekordniveau. Und ein Unternehmen könnte besonders profitieren.
Busse und Bahnen sind so populär wie nie zuvor. Rund 11,1 Milliarden Mal waren im vergangenen Jahr in Deutschland Fahrgäste im öffentlichen Linienverkehr unterwegs. Das ist erneut ein Rekord. Im Vergleich zu 2013 verzeichnete das Statistische Bundesamt ein Plus von 0,6 Prozent. Die allermeisten Fahrten wurden im Nahverkehr unternommen: Dort zählte das Bundesamt knapp 11 Milliarden Fahrgäste, etwa eine Milliarde mehr als 2004.
Seit zehn Jahren steige die Zahl der Fahrgäste, teilte das Bundesamt mit. Im Schnitt seien täglich mehr als 30 Millionen Menschen im Linienverkehr unterwegs. Die Statistiker zählen "Beförderungsfälle" - wenn Personen mehrmals fahren, werden sie auch mehrmals als "Fahrgast" gezählt. Zudem werden immer mehr Tickets für Fernbusse gekauft.
Linien-Fernbusse sind in Deutschland erst seit der Liberalisierung des Fernbusmarkts 2013 unterwegs. Davor hatte es Einschränkungen zum Schutz der Bahn gegeben. In der Statistik sind nach Angaben des Bundesamts noch nicht alle neuen Unternehmen erfasst. Deshalb sei die Zahl der Fernbusreisenden geschätzt. Die Busunternehmer selbst spielen ihre Bedeutung für die Zahlen der Bahn herunter: "Die Bahn muss keine Angst vor dem Fernbus haben", sagte Christiane Leonard, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer. "Er wird ihr auf Dauer nicht gefährlich."
Bahn profitiert
Nach Prognosen steige die Zahl der Fahrgäste im Fernverkehr von 2013 bis 2018 von rund 130 auf 170 Millionen. Daran dürfte die Bahn mit dann mehr als 140 Millionen Fahrgästen den größten Anteil halten. "Die Fahrgäste steigen vor allem vom Auto auf Bus und Bahn um", widersprach Leonard dem Vorwurf, die Busse nähmen der Bahn die Fahrgäste. Allerdings: Studien zufolge kommt mindestens jeder dritte Fernbus-Kunde von der Bahn.
Am stärksten stieg die Zahl der Fahrgäste im Nahverkehr auf der Schiene - im Regional- und S-Bahnverkehr um 28,9 Prozent in zehn Jahren. Der Bus-Nahverkehr legte seit 2004 nur um 0,5 Prozent zu. In den Fernzügen dagegen sank die Zahl der Reisenden im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um 1,8 Prozent auf 129 Millionen. Als Gründe dafür nennen die Statistiker die Konkurrenz der Fernbusse, deren Fahrgastzahlen sich nach Schätzungen auf 17 bis 19 Millionen verdoppelt haben, sowie streik- und wetterbedingte Zugausfälle.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa