Wirtschaft

Hoffnung für Verbraucher Die Inflation verliert an Kraft

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Viele Ökonomen halten den Höhepunkt bei der Inflation inzwischen für überschritten.

Viele Ökonomen halten den Höhepunkt bei der Inflation inzwischen für überschritten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Hoffnung für Inflationsgeplagte: Im Großhandel sinken die Preise. Damit könnte die allgemeine Teuerung in Deutschland weiter nachlassen.

Die Inflation ist in Deutschland immer noch sehr hoch. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass sich die Situation nachhaltig entspannt. Nun sind zum ersten Mal seit fast zweieinhalb Jahren die Großhandelspreise - auf Jahressicht - gefallen. Im April lagen sie dem Statistischen Bundesamt zufolge um 0,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Zur Einordnung: Im März hatte es noch einen Anstieg von 2,0 Prozent gegeben, im Februar sogar von 8,9 Prozent.

Die Großhandelspreise sind ein wichtiger Indikator, um die künftige Inflation einzuschätzen. Denn der Großhandel ist das Scharnier zwischen den Herstellern von Produkten und den Endkunden. Drehen Lieferanten und Produzenten an der Preisschraube, versuchen Großhändler, die höheren Kosten weiterzureichen.

Preisveränderungen kommen in der Regel erst mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an. Bis sich der Rückgang in der Inflationsrate zeigt, dürfte es deshalb noch etwas dauern. Sie lag im April bei 7,2 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit August 2022. "Der Inflationsschub, der sich aus dem explosionsartigen Anstieg der Energiepreise nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 ergab, ist vorbei", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "Die Energiepreise bleiben zwar hoch, sind aber nicht mehr ganz so hoch wie im Vorjahr."

Die Großhandelspreise insgesamt gingen vor allem zurück, weil Mineralölerzeugnisse wie Benzin billiger wurden. Sie kosteten im April fast 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Preise für Getreide, Saatgut und Futtermittel sowie chemische Erzeugnisse sanken kräftig. Dagegen stiegen etwa die Großhandelspreise für Obst, Gemüse und Kartoffeln auf Jahressicht um satte 22 Prozent.

Gemüse deutlich billiger

Doch auch bei Lebensmitteln könnte sich langsam eine Entspannung abzeichnen. Im April waren die allgemeinen Nahrungsmittelpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar noch um mehr als 17 Prozent geklettert. Doch immerhin schwächte sich der Preisauftrieb in diesem Bereich erstmals in diesem Jahr wieder ab: Im Januar hatten die Nahrungsmittelpreise um 20,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen, im Februar waren es 21,8 Prozent und im März 22,3 Prozent.

Auf Monatssicht gingen die Nahrungsmittelpreise um 0,8 Prozent zurück - für frisches Gemüse sogar um zehn Prozent, für Pflanzenöle um rund acht Prozent. "Von März auf April sind Lebensmittelpreise insgesamt saisonbereinigt bereits erstmals seit rund zwei Jahren wieder gefallen. Wir erwarten in den kommenden Monaten mehr Rückgänge, was die Inflation insgesamt merklich drücken dürfte", twitterte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation in der Währungsunion zuletzt auf 3,75 Prozent angehoben. Die Zinsschritte werden einer Studie ihrer Volkswirte zufolge wahrscheinlich im kommenden Jahr ihre größte Wirkung auf die Preise entfalten. Die Ergebnisse zeigten, dass die geldpolitischen Straffungsschritte wahrscheinlich die Wirtschaftsaktivitäten und die Inflation im Zeitraum 2023 bis 2025 erheblich dämpfen werden, teilte die EZB mit. "Der größte Teil der Auswirkungen auf die Inflation wird voraussichtlich im Zeitraum ab 2023 eintreten, mit einem Höhepunkt der Auswirkungen 2024", hieß es in der Studie. Sie ist Teil des jüngsten Wirtschaftsberichts der Notenbank, der am Freitag veröffentlicht werden soll.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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