Wirtschaft

So vermeiden Sie Fehler Die fünf goldenen Regeln für Aktionäre

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(Foto: dpa)

An der Börse lässt sich Geld verdienen - oder Geld versenken. Investieren ist nie ohne Risiko, doch zumindest die typischsten Fehler können Anleger leicht vermeiden.

Der Aktienmarkt ist in Sachen Fehler mitunter vergleichbar mit der Fußball-Bundesliga. Wo der eine zu teure Spieler zum falschen Zeitpunkt kauft oder auf abgehalfterte Profis setzt, erwirbt der andere hoffnungsvolle Talente zum günstigen Preis. Bei Trainerwechseln wird häufig zu spät reagiert oder es herrscht überhastete Nervosität, vergleichbar mit zu engen Stoppkursen am Aktienmarkt oder einem Festhalten an längst schwachen Aktien. Anleger sollten sich daher von der Euphorie nicht anstecken lassen, sondern vielmehr fünf wichtige Regeln befolgen. Wenn Fehler bei der Geldanlage vermieden werden, können Anleger trotz Risiken eine positive Rendite erwirtschaften.

Nr. 1: Nicht zyklisch investieren

In Sachen Trendfolge liegen bei der Geldanlage Investoren häufig falsch. Der Einstieg in den Markt erfolgt dann, wenn alle trommeln und der Ausstieg genau dann, wenn alle bereits nervös sind und die Angst umgeht. Ähnlich verhalten sich manche Aufsteiger in der ersten Liga, wenn die ersten Spiele prima gelaufen sind und sie vergessen, dass der Wind schnell drehen kann. Wer erinnert sich nicht an die Eintagsfliegen aus Paderborn oder Aachen in den letzten Jahren. Auf den Geldanlagebereich übersetzt bedeutet dies, dass Anleger den Ausstieg im Auge haben sollten, wenn überzogene Euphorie herrscht, Produkte oder Aktien heiß gelaufen sind. Auch sollte man Trends nicht hinterherlaufen. Bestes Beispiel sind offene Immobilienfonds, die 2007 noch jeder haben wollte und die 2008 dann plötzlich geschlossen und abstürzten. Nach einer jahrelangen Aufwärtsbewegung bei Immobilien sind sie 2017 wieder top gefragt – ein typischer Anlegerfehler der Zyklik.

Nr. 2: Die Kosten im Auge haben

Doch auch auf den Preis sollten Anleger achten. Hauptargument muss dabei immer die Frage sein, wer an einem Investment verdient. Beim puren Kauf einer Aktie ist klar, dass der Broker seine Kosten erstattet haben möchte, sonst jedoch Dividende und Kursentwicklung beim Käufer bleiben. Wer dagegen Fonds kauft, zahlt den Fondsmanager mit und bei Dachfonds gleich doppelt. Entsprechend sieht oft die Rendite aus, daher lohnt sich immer ein Fondsvergleich. Schlimmer ist es bei Paketen von Versicherungen und Aktienanlage. Dort lassen sich so schön Gebühren verstecken, dass es meist ein Anlegerfehler ist, überhaupt in solche Strukturen zu investieren. Vergleichen Sie den Umgang mit den Kosten wieder mit dem Fußball beziehungsweise mit einem Fußballmanager, der zwei Spieler erwerben muss, von denen aber nur einer wirklich gut werden kann, wenn überhaupt. Auch dies soll es schon gegeben haben, man frage dazu bei Klaus Allofs oder Rainer Calmund einmal nach. Sie haben mitunter für die Werksclubs Leverkusen und Wolfsburg das Motto "der Gewinn des Kaufmanns liegt im Einkauf" oft vernachlässigt.

Dieses Motto hilft auch Anlegern, wenn sie Aktien oder andere Produkte betrachten. Gute Unternehmen kann man immer kaufen, doch manchmal sind sie teuer – so wie jetzt – und manchmal sind Firmen der Marke Bayer, Swatch, Nestle, Google, Daimler oder BMW günstig wie im Februar 2016. In solchen Phasen muss man zugreifen und als Anleger den Fehler vermeiden, mit der Herde zu laufen und zu verkaufen. Gegen den Trend zu gehen, ist Anlegerrat Nummer eins – ähnlich eines Kaufs von Gartenmöbeln oder Cabrios im Herbst, wenn niemand sie will und die Preise unten sind. Denn Anlegerregel 2 lautet auf die Kosten zu achten und den Gewinn im günstigen Einkauf zu sehen.

Nr. 3: Keine zu hohen Risiken eingehen

Ein weiterer wichtiger Faktor, über den sich Anleger Gedanken machen sollten, sind die eingegangenen Risiken. In den seltensten Fällen lohnt es sich, an der Börse voll auf Angriff zu spielen. Häufig sind sich Anleger aber gar nicht bewusst, welch hohe Risiken sie eingehen, wenn sie auf Einzelwerte, also einzelne Aktien setzen, anstatt auf eine Branche oder einen Index. In schlechten Börsenzeiten können aber selbst Dax-Aktien kräftig zweistellig fallen.

"Je kleiner das Unternehmen ist, umso schwankungsanfälliger ist die Aktie in der Regel und desto riskanter ein Investment in einen solchen Titel", gibt Manuel Suckart vom Direktbroker Degiro bei Einzelinvestments in Nebenwerte zu bedenken. "Bei konstant steigenden Aktienmärkten investieren Anleger aber vermehrt in kleine und mittlere Unternehmen mit einem erhöhten Chance-Risiko-Verhältnis. Deshalb sind Indizes wie MDax oder TecDax vor anstehenden Korrekturen oft höher bewertet als der Dax", so Suckart weiter.

Während das 2017er-KGV des MDAX bei 16,7 liegt, erreicht das KGV des TecDax sogar 27,7, gegenüber "nur" 13,4 beim Dax. In diesem Zusammenhang sollten Anleger aber nicht die Liquidität der Aktien außer Acht lassen. Bei mittleren und kleineren Werten können selbst kleinere Verkaufsaufträge für kräftigen Kursdruck sorgen, weil zu wenig Umsatz und damit Liquidität vorhanden ist. Bei DAX-Werten ist sie in der Regel deutlich höher.

Nr. 4: Auf eine breite Streuung achten

"Die Regel "Nicht alle Eier in einen Korb legen" hört sich banal an, dennoch verstoßen viele Anleger dagegen", sagt Adrian Hurler, Derivate-Experte von Goldman Sachs. Umso wichtiger ist es die Eier, sprich die Wertpapiere, zu streuen, um nicht von der Entwicklung eines Papiers abhängig zu sein. "Alternativ sollten Anleger über eine Absicherung nachdenken, um Krisenzeiten zu überstehen", ergänzt Hurler. So war es in den vergangenen Jahrzehnten ratsam, teilweise sein Depot abzusichern und nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen im Depot zu haben. In schlechten Börsenphasen am Aktienmarkt federn steigende Anleihenkurse zumindest einen Teil des Kursrückgangs bei Aktien ab. Zudem können konservative Anleger einen kleinen Teil ihrer Investments in Gold oder Silber halten. Ein gut diversifiziertes Portfolio bleibt zwar in Aufschwungsphasen häufig etwas hinter dem Aktienmarkt zurück. Dafür spielt es seine Qualitäten umso mehr aus, wenn es zu Turbulenzen kommt.

Nr. 5: Home Bias vermeiden

Wenn es um Aktien geht, haben viele Anleger fast ausschließlich Papiere deutscher Unternehmen im Depot. Dieser sogenannte Home Bias bedeutet, dass sich Anleger auf Papiere aus ihrem Heimatmarkt fokussieren, weil die Anleger glauben, sich damit am besten auszukennen und weil sich die Berichterstattung in den Medien häufig auf Konzerne aus dem Dax konzentriert. Bei einem starken Home Bias lassen sich Anleger aber eine Menge Chancen entgehen. So belegt Deutschland mit einem Indexgewicht von lediglich 3,0 Prozent im weltweiten MSCI All Country World Index nur Rang sechs, während 53,8 Prozent auf die USA entfallen, vor Japan (7,8 Prozent), Großbritannien (5,9 Prozent), sowie Frankreich und Kanada mit jeweils 3,3 Prozent. Indizes aus anderen Ländern haben höhere Gewichtungen, beispielsweise im Pharma- oder Energiesektor und können damit das Depot entweder in schwierigen Börsenphasen stützen, oder in guten Zeiten für zusätzlichen Treibstoff sorgen.

Die Stimmung am Aktienmarkt könnte derzeit kaum besser sein. Das ist oft die beste Zeit, um ihre Depots umzustrukturieren. Wer beim Umbau des Depots entscheidende Fehler vermeidet, sollte in den nächsten Jahren bei der Performance auf den vorderen Rängen in der Tabelle landen.

Quelle: ntv.de

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