Dividende gekürzt E-Flotte wird für Sixt zur Last - Vermieter zieht den Stecker
01.03.2024, 15:28 Uhr Artikel anhören
Sixt erwartet im laufenden Jahr kein Ergebniswachstum.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auch eine Werbekampagne brachte nichts: Kunden machen beim Vermieter Sixt einen Bogen um E-Autos. Zudem sorgen Rabattaktionen der Hersteller für deutlich weniger Erlöse beim Wiederverkauf. In der Folge dünnt das Unternehmen seine Stecker-Flotte spürbar aus. Das neue Jahr beginnt derweil sogar in den roten Zahlen.
Der Autovermieter Sixt dünnt seine Elektroauto-Flotte angesichts geringer Nachfrage und sinkender Wiederverkaufspreise deutlich aus. Durch die beiden Effekte seien Sixt im vergangenen Jahr beträchtliche Umsätze und zumindest ein hoher zweistelliger Millionengewinn vor Steuern entgangen, teilte das Unternehmen mit. Nachdem die Restwerte für E-Autos in Deutschland im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent gesunken seien, habe Sixt Fahrzeuge vorzeitig verkauft und dabei auch Verluste in Kauf genommen und die Abschreibungen erhöht.
Selbst eine Marketingkampagne für E-Autos und Investitionen in die Ladesäulen-Infrastruktur hätten nicht gefruchtet, zeigte sich Sixt ernüchtert. Auch künftig würden elektrische Fahrzeuge Teil der Sixt-Flotte sein, man werde jedoch sehr flexibel damit umgehen. Entscheidend sei, "was Kunden in welchem Ausmaß nachfragen". Insgesamt war der Fahrzeugbestand im vergangenen Jahr im Jahresschnitt trotzdem um gut 20.000 auf 169.100 gestiegen.
Der Umsatz stieg auf Jahressicht derweil um knapp ein Fünftel auf 3,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern brach aber um 16 Prozent auf 464,3 Millionen Euro ein und lag damit am unteren Ende der eigenen Erwartungen. Die mangelnde Nachfrage nach E-Autos und die 40 Millionen Euro Verlust mit dem Verkauf nicht mehr gebrauchter Elektrofahrzeuge hätten verhindert, dass Sixt 2023 ein Rekordergebnis von mehr als 550 Millionen Euro vor Steuern erwirtschaftet hätte.
Die Aktionäre - allen voran die Familie Sixt - müssen sich aber mit einer niedrigeren Dividende zufriedengeben. Auf die Stammaktien will Sixt 3,90 Euro je Aktie zahlen, auf die Vorzüge 3,92 Euro. Das sind jeweils 21 Cent weniger. An der Börse kamen die Maßnahmen trotz der Dividendenkürzung gut an: Die Stammaktien und die Vorzüge legten zu.
Im laufenden Jahr dürften die Ergebnisse trotz eines erwarteten deutlichen Umsatzwachstums nicht viel besser ausfallen. Der Vorstand stellte ein Ergebnis vor Steuern zwischen 400 Millionen und 520 Millionen Euro in Aussicht, also maximal etwa 15 Prozent mehr oder weniger als 2023. Im ersten Quartal dürfte Sixt wegen der gesunkenen Restwerte sogar in die roten Zahlen gerutscht sein: Der Verlust vor Steuern dürfte zwischen 15 Millionen und 28 Millionen Euro liegen. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen in dem gewöhnlich schwachen Quartal 33,3 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.
Update: In einer ersten Version hatte es geheißen, dass Ende Februar die E-Auto-Flotte nur noch halb so hoch gewesen sei wie im Frühjahr 2023. Das stimmt nicht. Vielmehr habe sich der Anteil der sogenannten Risk-Fahrzeuge (Autos, für die keine Buyback- oder Leasing-Vereinbarungen bestehen) an der elektrischen SIXT-Flotte halbiert.
Quelle: ntv.de, jwu/rts