Unerlaubte Staatshilfen? EU knickt im Solarstreit ein
07.08.2013, 21:17 Uhr
Europa und China liegen im Wirtschaftsclinch um die Solarindustrie. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Während Solarworld ums nackte Überleben kämpft - auch wegen der chinesischen Dumping-Preise -, glättet die EU die Wogen im Solarstreit mit China. Im Verfahren um mögliche Hilfen Pekings für heimische Hersteller von Solarpaneelen sehen die Europäer von Strafzöllen ab. Vorerst, denn die Ermittlungen dauern an.
Die EU verzichtet vorerst auf Strafen für chinesische Hersteller von Billig-Solarpaneelen wegen möglicher unerlaubter Staatshilfen. Die Ermittlungen liefen aber weiter, erklärte die Brüsseler Behörde. Ergebnisse wolle sie bis Ende des Jahres präsentieren. Bereits jetzt seien Europas Hersteller aber vor Schaden durch die chinesische Konkurrenz geschützt. Dafür sorge die Einigung im Streit um Dumping-Preise für Solarpaneele.
Einer früheren Mitteilung zufolge untersucht die Behörde, ob Peking heimischen Unternehmen mit billigen Darlehen, Exportkrediten und Garantien staatlicher Banken hilft. Auch um die Bereitstellung staatlicher Waren, Zuschüsse und Steueranreize geht es den Angaben zufolge. Die EU-Kommission hatte Anfang Juni von einem «massiven, staatlich geförderten Investitionsboom» gesprochen - ohne allerdings eine Feststellung über die Zulässigkeit zu treffen.
56 Cent pro Watt
Unabhängig von der Frage staatlicher Hilfen hatte es kürzlich eine Einigung im Streit um Dumping-Preise für Solarpaneele gegeben. Firmen aus China, die einen Mindestpreis unterschreiten oder zu viel nach Europa exportieren, müssen seit Anfang August mit hohen Strafzöllen rechnen. Der vereinbarte Mindestpreis liegt nach Diplomaten-Angaben bei 56 Cent pro Watt, bis zu 7 Gigawatt pro Jahr dürfen chinesische Solarpaneele-Firmen zu diesen Bedingungen nach Europa exportieren.
97 Firmengruppen lassen sich darauf ein, nach Angaben der EU-Kommission etwa 70 Prozent der chinesischen Hersteller. Der Rest muss mit EU-Strafzöllen zwischen 37,3 und 67,9 Prozent rechnen. Nach Angaben der europäischen Brancheninitiative EU ProSun liegt der Mindestpreis von 56 Cent allerdings unter den Produktionskosten in China. Der Verband will die Einigung deshalb vor den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg bringen.
Gute Chancen für eine Lösung
Eine Deeskalation im Handelsstreit wird auch im chinesischen Anti-Dumping-Verfahren gegen europäischen Wein erwartet. Der renommierte Professor der Pekinger Volksuniversität, Shi Yinhong, sieht gute Chancen für eine Lösung - schließlich sei das Weinverfahren eine Antwort auf die Solarermittlungen der EU gewesen. «Nun ist das Problem gelöst. China braucht keine Vergeltungsmaßnahmen mehr», sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Peking.
Ähnlich gute Aussichten sieht der Politikwissenschaftler auch für die laufenden Verfahren Chinas gegen Importe legierter Stahlrohre und Importe von Polysilizium aus der EU. Polysilizium ist ein Grundstoff zur Herstellung von Solarzellen. Einer der Hauptexporteure ist das deutsche Unternehmen Wacker Chemie, börsennotiert im MDax.
Quelle: ntv.de, dpa, DJ