Wirtschaft

Noch tickt die CDS-Bombe EZB bangt um Athen-Gläubiger

Bekommen die Europäer das hin?

Bekommen die Europäer das hin?

(Foto: REUTERS)

In der kommenden Woche bekommt Europa das ganze Gewicht der Wortbedeutung "freiwillig" zu spüren: Nach den Banken bleibt den übrigen privaten Gläubiger Griechenlands nur wenige Tage Zeit, sich für oder gegen den Schuldenschnitt zu entscheiden. Lehnen sie ab, bleibt Athen nur Zwang. Der Welt droht ein neues "Kreditereignis".

Mario Draghi muss genau hinschauen: Scheitert der Schuldenschnitt auf den letzten Metern?

Mario Draghi muss genau hinschauen: Scheitert der Schuldenschnitt auf den letzten Metern?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Europäische Zentralbank (EZB) geht einem Magazinbericht zufolge angeblich davon aus, dass sich zu wenige private Gläubiger freiwillig an dem Schuldenschnitt in Griechenland beteiligen. "Wahrscheinlich müssen die Umschuldungsklauseln aktiviert werden", zitierte der "Spiegel" eine nicht näher bezeichnete Quelle aus dem Umfeld der Notenbank.

Banken, Versicherungen und Hedgefonds sollen sich per Schuldenerlass mit insgesamt rund 107 Mrd. Euro an der Reduzierung des Schuldenbergs beteiligen. Falls nicht genügend Gläubiger dem Angebot eines freiwilligen Schuldenschnitts zustimmen, will die griechische Regierung die Investoren mit der Aktivierung rückwirkender Klauseln zur Teilnahme zwingen.

Das vom griechischen Parlament verabschiedete Gesetz zu dem Tausch enthält hierzu sogenannte Collective Action Clauses. Damit werden die Konditionen der alten Staatsanleihen rückwirkend so geändert, dass eine Teilnahme an dem Schuldenschnitt von einer Mehrheit der tauschwilligen Gläubiger erzwungen werden kann.

Bei einem solchen "Kreditereignis" werden dann wohl die von vielen Hedgefonds erworbenen im Umfang von mehreren Milliarden Euro fällig - mit . Ohne die Aktivierung dieser Klauseln hält der für diese Entscheidung zuständige Internationale Derivateverband International Swaps and Derivatives Association (ISDA) den Forderungsverzicht noch nicht für ein Kreditereignis,

Unmittelbar vor dem Wochenende hatte die Ratingagentur Moody's schließlich nachgezogen und dabei ernste Zweifel an einem erfolgreichen Schuldenschnitt angemeldet. Das Urteil von Moody's erfolgte nach Börsenschluss in den USA, die Marktreaktionen stehen daher noch aus. Kommt es zum Zwangsumtausch per rückwirkender Klauseln, dann bleiben den Ratingagenturen kaum andere Möglichkeiten als ein sogenanntes "Kreditereignis" festzustellen. Auch die ISDA müsste wohl reagieren und die Ausfallversicherungen fällig stellen. Unklar ist, inwieweit Banken und andere Finanzmarktteilnehmer auf die zu erwartenden Schockwellen vorbereitet sind.

Der Internationale Bankenverband (IIF) zeigte sich unterdessen zuversichtlich, dass der geplante freiwillige Forderungsverzicht privater Investoren bei Griechenland ein Erfolg wird. Man komme in den Diskussionen mit den Investoren voran, sagte der IIF-Geschäftsführer Charles Dallara dem griechischen TV-Sender Antenna am Wochenende. Er sei optimistisch, dass es eine hohe Annahme-Quote bei dem Vorhaben geben werde.

Es bleiben nur noch wenige Tage

An den Verhandlungen zwischen der Gläubigerseite und der griechischen Regierung waren IIF-Vertreter maßgeblich beteiligt. Kritiker hatten bereits im Verlauf der Gespräche wiederholt darauf hingewiesen, dass der Bankenverband nicht für die Mehrheit der Athen-Gläubiger sprechen könne. Die Zustimmung der privaten Anleihenbesitzer steht noch aus.

Bis kommende Woche haben die privaten Gläubiger noch Zeit, freiwillig auf ihren Anteil an den oben genannten 107 Mrd. Euro ihrer Forderungen an Griechenland zu verzichten. Der in den Grundzügen zwischen IIF und der griechischen Regierung vereinbarte Schuldenschnitt sieht vor, dass die Geldgeber des Landes ihre Staatsanleihen in neue Papiere mit 30-jähriger Laufzeit und mit geringeren Zinsen tauschen.

Der Nominalwert der betroffenen Staatsanleihen verringert sich dabei um 53,5 Prozent, unter dem Strich müssen die Gläubiger 73 bis 74 Prozent abschreiben. Bis Ende kommender Woche müssen die Gläubiger nun entscheiden, ob sie das Tauschangebot annehmen. Das Vorhaben ist zentraler Bestandteil des für Griechenland im Volumen von 130 Mrd. Euro.

Von der Bundesregierung verheimlicht?

Ob diese Hilfe ausreicht, wird von Kritikern unterdessen längst angezweifelt: Nach Informationen des "Spiegel" benötigt Griechenland möglicherweise ein drittes Rettungspaket über 50 Mrd. Euro, falls es sich nicht wie geplant wieder selbstständig finanzieren kann. Das Magazin beruft sich dabei auf Erkenntnisse der sogenannten Troika mit Experten von EZB, IWF und EU-Kommission.

Das Land habe zwischen 2015 und 2020 möglicherweise einen "externen Finanzbedarf von bis zu 50 Mrd. Euro", soll es in einer bislang unveröffentlichten Passage im Entwurf des jüngsten Troika-Berichtes heißen. Dieser Satz sei jedoch auf Druck der Bundesregierung gestrichen worden, hieß es in dem Bericht weiter.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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