Wirtschaft

Coole Aktie für teures Geld Facebook für die Großen

Die Aktie kommt zum Höchstpreis von 38 Dollar an die Börse.

Die Aktie kommt zum Höchstpreis von 38 Dollar an die Börse.

(Foto: REUTERS)

Werden die Anleger bei Facebook ihr blaues Wunder erleben? Aus Angst vor einer New-Economy-Seligkeit geben sich viele Analysten besonders kritisch und zeigen mahnend auf Untergangsgeschichten wie MySpace. Andere verweisen lieber auf die Erfolgsstory von Google. Auf jeden Fall ist es einfacher, Facebook-Freunde zu gewinnen, als an die Aktie zu kommen.

"Das ist nicht die Art von Aktie, die ich kaufen würde", sagt Jim Rogers in einem Fernsehinterview. Sie ist der Investorenlegende schlicht zu teuer. Auch Starinvestor Warren Buffett ist nicht interessiert: "Es ist mathematisch unmöglich, dass eine frisch an den Markt gebrachte Firma weltweit die günstigste Gelegenheit ist", erklärt der 81-Jährige auf der Hauptversammlung seiner Berkshire Hathaway: "Diese Idee ist einfach dümmlich." Und sein Co-Vorstand Charlie Munger pflichtet ihm bei: Er würde nicht in Unternehmen investieren, die er nicht verstehe. Und er wolle Facebook nicht verstehen.

Ist es das Genörgel älterer Herren, die die Zeichen der neuen Zeit nicht erkannt haben? Oder hat das Investorentrio, wie so oft in seiner langen Karriere, den richtigen Riecher? Diese Frage wird sich wohl erst eine ganze Weile nach dem Börsengang von Facebook beantworten lassen.

Kein Schnäppchen

Das Netzwerk ist für alle da, die Aktie aber kaum.

Das Netzwerk ist für alle da, die Aktie aber kaum.

(Foto: REUTERS)

Dass die Facebook-Aktie nicht gerade günstig ist, ist unbestritten. Die Aktie kommt zum Höchstpreis von 38 Dollar an die Börse. Insgesamt nehmen das Unternehmen und seine Alteigentümer damit 16 Milliarden Dollar ein. Der genaue Preis wird kurz vor dem Handelsstart der Papiere an der US-Technologiebörse Nasdaq am 18. Mai festgelegt. Sollten die Aktien samt der Mehrzuteilungsoption - eine Art Aktienreserve der Banken - am oberen Ende der Preisspanne verkauft werden, könnte Facebook sogar 18,4 Mrd. Dollar einsammeln. Und der Wert des gesamten Unternehmens würde 104 Mrd. Dollar erreichen. Damit würde der Marktwert den Jahresgewinn von einer Mrd. Dollar im vergangenen Jahr um etwa das Hundertfache übersteigen. Dax-Unternehmen liegen im Schnitt etwa bei dem Zehnfachen.

Für Anleger rechnet sich Facebook damit nur, wenn das Unternehmen seinen Jahresgewinn in den kommenden Jahren vervielfachen kann. Doch zuletzt schrumpfte der Umsatz im direkten Quartalsvergleich. Die Zahl der Mitglieder wächst zwar stetig, die Frage ist jedoch, was passiert, wenn Facebook – vermutlich noch in diesem Jahr – die Milliardenmarke erst einmal geknackt hat.

Was kommt als nächstes?

Wird das soziale Netzwerk das Schicksal früherer Internetstars wie Yahoo oder MySpace erleiden, die in den vergangenen Jahren schmerzhaft an Bedeutung verloren haben? Oder wird Facebook dem Erfolgspfad des Konkurrenten Google folgen? Der Suchmaschinen-Gigant hatte 2004 bei seinem Börsengang 1,7 Mrd. Dollar erlöst und kam auf eine Bewertung von 23 Mrd. Dollar. Heute ist Google über 150 Mrd. Dollar wert und kämpft mit Apple um den ersten Platz auf der Liste der wertvollsten Marken.

Um ganz oben mitzuspielen, muss Facebook es schaffen, seine Erträge zu steigern, vor allem, weil alles danach aussieht, dass das Wachstum bei den Nutzerzahlen seinen Höhepunkt erreicht hat. Neben der Werbung verdient Facebook bislang vor allem an Onlinespielen, ein wankelmütiges Geschäft. Aber der Markt hofft, dass Gründer Mark Zuckerberg noch einige Asse im Ärmel hat. Der Coolness-Faktor der Truppe um Zuckerberg sorgt dafür, dass viele Anleger einfach fürchten, einen wichtigen Trend zu verschlafen – es muss ja nicht gleich so schlimm kommen, wie bei der New Economy. Immerhin schreibe Facebook ja schwarze Zahlen, heißt es immer wieder auf dem Parkett.

Risiken und Nebenwirkungen

Dass das Unterfangen zahlreiche Risiken birgt, ist dem Unternehmen selbst durchaus bewusst. So wies Facebook in einer Mitteilung an die Regulierungsbehörde unter anderem auch auf die Endlichkeit seines Marktes oder die zahlreichen Gesetzesinitiativen zu Datenschutz und Urheberrechten hin, mit denen das Netzwerk international konfrontiert ist. Zudem warnte das Unternehmen vor Patent-Trollen, die kein eigenständiges Geschäft betreiben, Facebook aber in Konflikte zwingen könnten, um Lizenzgebühren zu erstreiten.

Mark Zuckerberg in New York: Wer im Kapuzenpulli zur IPO-Roadshow kommt, muss doch einfach coole Ideen haben. Oder?

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(Foto: REUTERS)

Die "Konzentration auf eine Führungspersönlichkeit", sprich, der große Einfluss von Gründer Mark Zuckerberg, gehört jedoch zu den wichtigsten Punkten auf der Liste. Bislang kontrolliert der 27-Jährige 57 Prozent der Stimmrechte und sein Einfluss wird auch nach dem Börsengang nicht wesentlich schrumpfen. Denn zwar will Zuckerberg 30 Millionen seiner insgesamt 534 Millionen Aktien verkaufen und sich damit selbst zum demnächst anstehenden Geburtstag ein Geschenk von schätzungsweise einer Milliarde Dollar machen. Doch der Stimmrechtsanteil an Facebook wird sich durch einen Kniff nicht wesentlich verändern: Zuckerberg wandelt seine Anteile in "Super-Aktien". Er wird zwar nur noch 30 Prozent der Aktien besitzen, aber mehr als 58 Prozent der Stimmrechte.

Möglich macht das die Ausgabe verschiedener Aktien: A-Klasse-Aktien mit einem Stimmrecht pro Aktie für die Börse, und B-Klasse-Aktien mit zehn Stimmrechten pro Aktie für Herrn Zuckerberg. Dass die Konzentration auf eine Person Licht und Schatten werfen kann, haben nicht zuletzt Apple-Aktionäre im jahrelangen Bangen um den Gesundheitszustand von erlebt.

Keine neue Volksaktie

Doch selbst wenn Anleger sich auf all diese Risiken einlassen wollen, werden sie sich möglicherweise gedulden müssen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass beim Börsendebüt nicht allzu viele Anteile für die Privatanleger übrig bleiben. Theoretisch kann zwar jeder die Aktien erwerben, praktisch werden jedoch schätzungsweise bis zu 90 Prozent der Anteile beim Börsengang an institutionelle Anleger oder besonders wohlhabende Kunden gehen.

Zuckerberg hat zwar angekündigt, auch für den schmaleren Geldbeutel Anteile bereit zu halten. So ist neben den großen Konsortialbanken wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs auch der Online-Broker E-Trade dabei. Deutsche Kleinanleger bräuchten jedoch erst einmal ein Konto in den USA, um die Papiere zeichnen zu können, zumindest bevor die Aktien dann schließlich regulär am Markt gehandelt werden. Nicht direkt bei der Zeichnung dabei zu sein könnte sich jedoch als Vorteil erweisen. Marktbeobachter rechnen nämlich damit, dass der Börsendebütant auch viele Spekulanten anziehen wird, die auf das schnelle Geld zum Debüt hoffen. Hat sich dann aber erst einmal der Rauch des ersten Kursfeuerwerkes verzogen, können die Anleger klarer sehen, wohin es geht mit Facebook.

Quelle: ntv.de

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