Postbus-Übernahme erst der Anfang Flixbus will noch größer werden
04.08.2016, 16:25 Uhr
Flixbus ist mit 80 Prozent Marktanteil derzeit der größte Fernbusanbieter in Deutschland.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Fernbusunternehmen Flixbus ist mit seiner Einkaufstour offenbar noch nicht fertig. Nachdem es den Konkurrenten Postbus gekauft hat, stehen laut Geschäftsführung weitere Zukäufe auf dem Plan. Das Bundeskartellamt sieht darin kein Problem.
Der Fernbusmarkt könnte in Zukunft noch übersichtlicher werden: Nach der Übernahme des Konkurrenten Postbus plant Marktführer Flixbus weitere Zukäufe. "Wir schauen uns weitere Unternehmen in Europa an", sagte Geschäftsführer André Schwämmlein der "Wirtschaftswoche". Die Ausgangslage sei für sein Unternehmen günstig. "Wir sind die einzigen, die flächendeckend so ein großes Netz und Angebot in Europa haben." Die Deutsche Post hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sie ihre Fernbussparte an Flixbus verkauft. Als Grund nannte sie den hohen Kostendruck durch Billigtickets. Nach der Übernahme kontrolliert Flixbus etwa 80 Prozent des Fernbusmarktes.
Auch für den Marktführer ist das Geschäft bislang von Verlusten geprägt. In Österreich, der Schweiz und Deutschland sei das Geschäft im Sommer immerhin operativ im Plus, im Winter leide es aber unter sinkenden Touristenzahlen, sagte Schwämmlein dem Wirtschaftsmagazin. "Unser Ziel ist die Profitabilität im deutschsprachigen Raum über das Gesamtjahr."
Erst Megabus, dann Postbus
Ende Juni übernahm das Münchner Unternehmen den britischen Konkurrenten Megabus, am Mittwoch gab Flixbus den Zusammenschluss mit Postbus bekannt. Beide Zukäufe bringen dem Unternehmen nach eigenen Angaben Mehreinnahmen von 45 bis 50 Millionen Euro jährlich.
Von der Übernahme erwarten Verbraucherschützer Nachteile für die Kunden. "Das hat negative Auswirkungen in Form von steigenden Ticketpreisen und in Form eines geringeren Angebots", sagte Marion Jungbluth von der Arbeitsgemeinschaft Verbraucherzentralen der "Süddeutschen Zeitung". Jede Form von Marktmacht und fehlendem Wettbewerb sei schlecht für die Verbraucher.
Keine kartellrechtlichen Probleme
Auch der Grünen-Verkehrsexperte Matthias Gastel ist der Ansicht, die Übernahme "verheißt für die Fahrgäste nichts Gutes". Weniger Wettbewerb führe zu weniger Innovationen und schlechterem Service, sagte er der Zeitung. "Ohnehin absehbare Ticketpreissteigerungen sind nun zu einem früheren Zeitpunkt zu erwarten."
Das Bundeskartellamt hat mit dem größer werdenden Marktanteil kein Problem: Kartellrechtlich bereitet das Geschäft keine Probleme, da die geltende Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro jährlich nicht erreicht wird.
Gab es zum Start der Liberalisierung 2013 laut Iges-Institut 47 Anbieter von Fernbusleistungen, waren es im Juni 2016 noch 31. Neben großen und größeren Anbietern gibt es aber immer noch eine Vielzahl kleinerer Fernbusanbieter, die zum Teil nur wenige Verbindungen anbieten. Verlierer des Flixbus-Deals ist auf jeden Fall die Deutsche Bahn. Ihre Fernbusanbieter Berlin Linien Bus und IC Bus kommen zusammen auf einen Marktanteil von 14 Prozent. Das Geschäft entwickelt sich defizitär. Auch die Deutsche Post kam nicht über einen Marktanteil von 10 Prozent hinaus.
Quelle: ntv.de, sgu/AFP/dpa