Wirtschaft

Wenn die es nicht wissen … Goldman-Indikator sagt Zinswende voraus

Hat Goldman Sachs den richtigen Riecher?

Hat Goldman Sachs den richtigen Riecher?

(Foto: picture alliance / dpa)

Goldman Sachs will in das US-Konsumentenkreditgeschäft einsteigen. Eigentlich ist das nicht das Kerngeschäft der Investmentbank, aber bei einer Zinswende in den USA sehr lukrativ. Können Anleger auch von Goldmans Riecher profitieren?

Damit hat der Markt nicht gerechnet: Goldman Sachs steigt in den 840 Milliarden US-Dollar schweren Markt für Konsumentenkredite ein. Geplant ist die Vergabe von Klein-Kredite im Umfang bis 20.000 US-Dollar. Das Geschäftsmodell sieht keinen Filialvertrieb vor, sondern soll online und über Apps laufen.

Damit bedient sich Goldman Sachs eines Vertriebswegs, der bisher vornehmlich von "FinTech" Startups beschritten wurde. Das sind Unternehmen aus dem Bereich Financial Technology, die Dienstleistungen rund um die Finanzbranche anbieten. Anders als Startups hat Goldman Sachs den Vorteil kosteneffektiv und über einen starken Markennamen an die Kunden heranzutreten. Darüber hinaus haben sie im Gegensatz zu anderen Banken kein Kreditkartengeschäft, das durch dieses neue Geschäftsfeld kannibalisiert werden könnte. Aus diesem Grund haben sich andere US-Großbanken zurückgehalten. Genau hierin liegt die Chance dieses "neuen" Kreditgeschäfts.

Dieser Schritt birgt auch Risiken, weil Goldman Sachs bisher keine Erfahrung im volatilen Konsumtenkreditgeschäft hat. Allerdings kann diese Bank die Kreditrisiken sehr wohl einschätzen kann. Im Vorfeld der Finanzkrise mischte Goldman Sachs im Subprimegeschäft stark mit, war aber vom Knall kaum betroffen, da die toxischen Papiere schnell weiterverkauft wurden. Größter Bonus scheint die Fähigkeit von Goldman Sachs zu sein, Trends im Finanzbereich frühzeitig zu erkennen. Sollte es tatsächlich zu einer Zinswende in den USA kommen, wären die Verdienstmöglichkeiten eines heimischen Kreditgebers riesig.

Konsumentenkredite werden attraktiver

In den USA dominieren nämlich variable Kreditzinsen. Banken können sich bei der US-Notenbank für zum Leitzinssatz Geld leihen und mit einem Aufschlag in Form von Krediten an Konsumenten und Unternehmen weitergeben. Steigen während der Kreditlaufzeit die Zinsen, erhöht das den Ertrag des Kreditinstituts. Beispiel: Ein Kunde nimmt einen Autokredit bei einem Zins von drei Prozent auf. Innerhalb der nächsten 12 Monate steigt der variable Kreditzins auf vier Prozent. Für den Kreditgeber bedeutet dies eine enorme Ertragssteigerung von 33 Prozent.

Sollte jetzt eine generelle Zinswende einsetzen, dürften goldene Zeiten im Kreditgeschäft anstehen. Da davon auszugehen ist, dass die US-Notenbank aufgrund der wirtschaftlich fragilen Situation die Leitzinsen nur langsam über einen verlängerten Zeitraum anheben wird, könnten die Renditen von Anleihen mit einer längeren Laufzeit stärker steigen als bei kurzlaufenden Anleihen. Die Differenz zwischen kurzem und langem Ende der Zinskurve dürfte sich ausweiten und das Kreditgeschäft für Banken sehr lukrativ machen.

Dass Goldman Sachs das Kreditgeschäft schon seit längerem positiv beurteilt, zeigt die Verdreifachung des Kreditvolumens an vermögende Kunden auf 42 Milliarden US-Dollar seit dem Jahr 2011. Der Strategieschwenk in Richtung eines neuen Geschäftsfelds ist schon längst vollzogen und wird nur noch um das Konsumentensegment erweitert.

30-jähriger Zinszyklus vor Wende

Ein Blick auf die Zinszyklen in den USA lässt den Schritt von Goldman Sachs noch einleuchtender erscheinen. Seit dem Jahr 1982 fällt das Zinsniveau kontinuierlich. In den letzten Jahren haben die unkonventionellen Maßnahmen der Notenbanken ein Niedrigzinsumfeld geschaffen, das bald vor der Ablösung stehen könnte. Der 30-Jahres-Zinszyklus neigt sich dem Ende zu. Seit 1880 steigen und fallen die Zinsen in einem Zeitrahmen von etwa 30 Jahren. Sinkende Zinsen waren zwischen 1920 und 1950 zu beobachten, steigende in den nächsten drei Dekaden und seit 1982 wieder fallende Zinsen. Eine Trendwende ist also überfällig.

Schaut man sich das Zinsniveau in den USA genauer an, stellt man fest, dass das Zinstief vermutlich bereits im Jahr 2012 erfolgt ist. Die 10-jährige Anleiherendite fiel damals auf 1,39 Prozent. Selbst der deflatorische Einfluss des stark fallenden Ölpreises im letzten Jahr hat kein neues Tief hervorrufen können. Aktuell verfestigt sich die Situation um die erste Zinsanhebung der US-Notenbank bei der 10-jährigen Staatsanleihe, die aktuell bei 2,2 Prozent notiert. Zwar bekräftigt die Fed, dass der Schritt "datenabhängig" vollzogen wird, aber die Arbeitslosigkeit ist mit 5,3 Prozent nahe der Vollbeschäftigung und die Inflation wird wahrscheinlich aufgrund stabilisierender Rohstoffpreise und anziehender Löhne in den USA gegen Ende des Jahres das 2-prozentige Inflationsziel erreichen, wenn nicht sogar überschießen. Dann muss die Fed aktiv werden – die Zeichen stehen auf Zinswende.

Von steigenden Zinsen profitieren

Investoren haben verschiedene Möglichkeiten Zins- und Renditesteigerungen in ihre Anlagestrategie mit ETFs zu integrieren. Dabei setzen sie auf fallende Anleihekurse, was wiederum steigende Zinsen bedeutet. Das gelingt über sogenannte Short-Papiere, weil Anleger mit ihnen auf fallende Kurse setzen. Der US Treasuries Short Daily der Deutschen Bank profitiert von steigenden Renditen amerikanischer Staatsanleihen beziehungsweise fallenden Anleihekursen. Der Short-Anleihen-ETF bildet die Gesamtheit der auf US Dollar lautenden Staatsanleihen ab, die von der US-Regierung begeben werden. Die Gesamtkostenquote beläuft sich auf 0,25 Prozent per anno.

Mit dem Lyxor Fed Funds US Dollar Cash-ETF können Anleger dagegen auf steigende Leitzinsen in den USA setzen. Dieser Index spiegelt die Performance von USD-Depoteinlagen wider, die analog zum US-Leitzins verzinst werden, wobei Zinserträge auf täglicher Basis reinvestiert werden. Der ETF ist zwar in Euro notiert, aber der Basiswert lautet in US-Dollar. Anleger setzen sowohl auf den US-Leitzins als auch auf den Greenback. Die Gesamtkostenquote beträgt hier 0,15 Prozent per anno.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar.

Quelle: ntv.de

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