"Wollen unseren Nutzern dienen" Google erwägt Rückkehr nach China
02.06.2016, 10:14 Uhr
Mit Einzelheiten hält sich Google noch zurück.
(Foto: REUTERS)
Vor sechs Jahren zog sich Google mit einem Hauptteil seines Geschäfts aus China zurück, um sich dem Pekinger Diktat nicht beugen zu müssen. Jetzt denkt der Internetriese über eine Rückkehr auf einen der wachstumsstärksten Märkte der Welt nach.
Google macht sich Gedanken über ein breiteres Angebot seiner Dienste in China. Der Internet-Konzern hatte sich angesichts der umfassenden Zensur und nach Hacker-Attacken aus China weitgehend aus dem Land zurückgezogen. "Wir wollen in China sein und chinesischen Nutzern dienen", sagte Google-Chef Sundar Pichai auf einer Konferenz des Technologie-Blogs "Recode". Er nannte allerdings keinen Zeitraum oder mögliche Dienste. Google wolle mit Bedacht mögliche Einschränkungen abwägen, betonte er.
Google verkauft Online-Werbung in China - die wesentlichen Googledienste wie Websuche, Youtube, GMail und Maps sind dort nicht verfügbar, auch nicht auf Android-Smartphones. Schon im vergangenen Herbst hatte die Website "The Information" berichtet, Google würde gern unter anderem seine App-Plattform nach China bringen.
Mit der Verlegung seiner Suchmaschine nach Hongkong hatte sich der Internetdienstleister als erster westlicher Konzern dem Diktat aus Peking widersetzt - und damit bewusst auf einen der wachstumsstärksten Märkte der Welt verzichtet.
Schwieriges Geschäft mit Peking
Noch immer gilt bei Chinageschäften das ungeschriebene Gesetz: Probleme, wie die Verletzung von Urheberrechten, Unzufriedenheit mit Pekings Wechselkurspolitik oder Fragen zu Menschenrechten und Pressefreiheit spricht man am besten in kleiner Runde hinter verschlossenen Türen an. Auf diese Weise erreiche man am schnellsten eine Verbesserung der Zustände, heißt es.
In Wirklichkeit schweigen die westlichen Wirtschaftsvertreter aber oft, denn sie fürchten den Zorn der Regierenden in Peking und damit Nachteile für ihr Chinageschäft. Lieber beugen sie sich den staatlichen Vorschriften - etwa zum Technologietransfer. Bei offener Kritik reagiert das Regime in Peking unbarmherzig. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Herbst 2007 in Berlin den Dalai Lama empfing, bekam Daimler in China auf einmal keine Lizenzen mehr für den Import seiner Mercedes-Fahrzeuge. Und es kann Monate oder Jahres dauern, bis sich Tür zu neuen Gesprächen und damit neuen Möglichkeiten öffnet.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa