Wirtschaft

Spur zu mysteriöser Stiftung Hat Ex-Wirecard-Chef Braun Millionen in der Schweiz?

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Ex-Wirecard-Boss Markus Braun vor Gericht. Wirecard ist der größte Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte. Braun und zwei weitere Ex-Manager sind des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt.

Ex-Wirecard-Boss Markus Braun vor Gericht. Wirecard ist der größte Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte. Braun und zwei weitere Ex-Manager sind des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Drei Jahre sitzt der frühere Vorstandschef des untergegangenen Wirecard-Konzerns, Markus Braun, bereits in Untersuchungshaft. Und immer noch geben die Ermittler die Suche nach seinem verschollenen Vermögen nicht auf. Ein Gerichtsbeschluss, der einer Zeitung vorliegt, erklärt, warum.

Nach drei Jahren Wirecard-Prozess sitzt der ehemalige Konzernchef Markus Braun weiterhin in Untersuchungshaft. Dass er frei kommt, ist nicht abzusehen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, hängt sein Verbleib in Haft mit dem Verdacht des Gerichts zusammen, dass Braun über ein bislang unentdecktes Millionenvermögen verfügen könnte, das in einer möglicherweise in der Schweiz ansässigen Stiftung versteckt sein könnte. Diese Begründung findet sich dem Blatt zufolge auf über 30 Seiten eines Gerichtsbeschlusses aus dem Spätsommer.

Die Gerichtsanhörungen hätten den Verdacht erhärtet, dass das sogenannte Drittpartner-Geschäft von Wirecard in Asien gar nicht - so wie bilanziert - existierte, heißt es. Aus Sicht der Richter besteht damit dringender Tatverdacht sowie Verdunklungs- und Fluchtgefahr. Sobald Braun freigelassen würde, könnte er sich mit dem Vermögen, nach dem fieberhaft gesucht wird, absetzen. Allein die Möglichkeit einer erhöhten Fluchtgefahr rechtfertigt die Weiterführung der Untersuchungshaft.

Braun gibt den Hinweis selbst

Interessant: Der ehemalige Wirecard-Chef soll die Information über eine Schweizer Stiftung selbst offenbart haben, als er einen Kredit über 150 Millionen Euro der Deutschen Bank beantragte. Brauns Angaben zufolge verfügte die Stiftung Mitte Mai 2020 - also kurz vor dem Zusammenbruch von Wirecard - noch über 45 Millionen Euro an Aktien- und zwei Millionen Euro Barvermögen.

Warum Braun einen so hohen Kredit aufnahm, wenn er zugleich angeblich über hohe Rücklagen verfügte, gehört zu den vielen offenen Fragen im Wirecard-Skandal. Vor Gericht hat Braun Fragen zu seinem Privatvermögen, Aktien oder Wertpapieren und dem Verbleib des Kapitals mit Verweis auf die gegen ihn laufenden Zivilprozesse bisher jegliche Auskunft verweigert.

Ob die mysteriöse Stiftung in der Schweiz oder anderswo tatsächlich existiert, ist unklar. In Brauns Steuerunterlagen bei den Behörden in Deutschland und Österreich finden sich offenbar keinerlei Hinweise auf die Stiftung. Das Gericht ist überzeugt, dass das Geld aus nicht legalen Quellen stammen könnte.

Zäher Kampf der Gläubiger

Brauns Vertediger bestreiten das. Sie behaupten, das gesamte Vermögen des Ex-Managers sei legal erworben und beschlagnahmt worden. Die Zweifel der Richter bleiben - unabhängig davon, ob die Stiftung jemals existiert hat. Die Ermittlungen und Klageverfahren könnten sich noch weitere Jahre hinziehen. Allein die früheren Gläubiger von Wirecard haben finanzielle Schäden von fast 20 Milliarden Euro bei Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé angemeldet.

Braun war mit einem Anteil von gut sieben Prozent größter Aktionär des mittlerweile vom Insolvenzverwalter weitgehend abgewickelten Wirecard-Konzerns. Als das Unternehmen 2018 in den Börsen-Leitindex DAX aufstieg, war Wirecard insgesamt über 20 Milliarden Euro wert, und Braun damit zum Milliardär geworden. Mit dem Kollaps des Konzerns im Sommer 2020 ging auch der Großteil des Vermögens wieder verloren. Was noch übrig ist, versuchen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Insolvenzverwalter zu sichern.

Quelle: ntv.de, ddi

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