Ausstand erreicht Ford-Werke IG Metall startet bundesweite Streiks
01.02.2018, 04:45 Uhr
Die Metaller versammeln sich vorm Ford-Werk in Köln.
(Foto: dpa)
Die Warnstreiks der IG Metall gewinnen an Kraft: Zehntausende Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie sind In NRW zum Ausstand aufgerufen, der noch drei Tage dauern soll. Dutzende Betriebe könnte er treffen. Der Druck auf die Arbeitgeber nimmt zu.
Die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie gehen an diesem Donnerstag in mehreren Bundesländern weiter. Mit den Kölner Ford-Werken haben sie erstmals einen Großbetrieb in Nordrhein-Westfalen erreicht. Die IG Metall rief in der Nacht zu Arbeitsniederlegungen auf. Bei einer zweiten Warnstreikwelle sollen über 20.000 Beschäftigte an Aktionen teilnehmen, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Geplant sei, die Produktion in NRW-weit 22 Betrieben lahmzulegen. Die Gewerkschaft hatte zuvor angekündigt, die bundesweit organisierten Warnstreiks bis zum Freitag fortführen zu wollen.
Auch Beschäftigte in Hessen und Rheinland-Pfalz haben sich erneut am Warnstreik der IG Metall beteiligt und ihre Arbeit niedergelegt. Beim Autozulieferer AVO Carbon in Frankfurt traten 50 Beschäftigte von der Frühschicht in den Ausstand, sagte Michael Erhardt von der IG Metall am Morgen. Es sollen noch 40 Mitarbeiter der Spätschicht und 30 der Nachtschicht folgen. "Wir sind gut zufrieden mit der Beteiligung. Hier stehen alle schon vor dem Tor", sagte Erhardt.
Bei der GEA Westfalia im rheinland-pfälzischen Niederahr läuft der Streik ebenfalls an. Laut Uwe Wallbrecher von der IG Metall sind bisher 240 Beschäftigte in den Ausstand getreten. Das sei die gesamte Belegschaft mit Ausnahme eines Notdienstes. Bereits am Mittwoch waren Beschäftigte dem Aufruf zum Warnstreik der IG Metall gefolgt. Insgesamt sind am Donnerstag 18 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland zum Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft verlangt sechs Prozent mehr Geld.
Auch Streiks im Norden
Die IG Metall Küste setzt ihre ganztägigen Warnstreiks in Norddeutschland fort. Am zweiten Tag der Warnstreiks liegt das Schwergewicht auf Betrieben und Zulieferern der Automobilindustrie. Bestreikt werden unter anderen die Firmen Daimler und Lear in Bremen, Mercedes in Hamburg und Kolbenschmidt im niedersächsischen Papenburg. Aus Schleswig-Holstein sind GKN Driveline in Kiel sowie der Pumpenhersteller Flowserve SIHI in Itzehoe dabei. Aufgerufen sind mehr als 15.000 Beschäftigte in den sechs Unternehmen, wobei der Schwerpunkt in Bremen liegt. Betriebe aus Mecklenburg-Vorpommern sind noch nicht in die 24-Stunden-Streiks einbezogen, die bis Freitag dauern sollen. Bereits am Vortag hatten mehr als 4000 warnstreikende Metaller zehn Betriebe im Norden für 24 Stunden lahmgelegt.
Nach dem ergebnislosen Ende der dritten Verhandlungsrunde um den VW-Haustarif legen auch Volkswagen-Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Warnstreiks sind an den sechs westdeutschen VW-Standorten vorgesehen. Thorsten Gröger, IG-Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer, warf Volkswagen in den Gesprächen für die 120.000 VW-Beschäftigen "eine Mogelpackung beim Entgelt" vor. Gleichzeitig sei eine Ausweitung der Arbeitszeit gefordert worden: "Das geht so nicht." Zuvor hatte Volkswagen ein verbessertes Angebot vorgelegt, das eine zweistufige Tariferhöhung um 3,5 und 2 Prozent bei einer Gesamtlaufzeit von 30 Monaten vorsieht.
Zehntausende Beschäftigte zu Ausstand aufgerufen
Die NRW-Arbeitgeber hatten eine Klage beim Arbeitsgericht Frankfurt gegen die aus ihrer Sicht rechtswidrigen Streikaktionen eingereicht. Gleichzeitig forderten sie die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Eine für den Mittwochabend in NRW geplante Verhandlungsrunde war zuvor abgesagt worden.
Die IG Metall will in dieser Woche in NRW insgesamt mehr als 65.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu 24-stündigen Warnstreiks aufrufen. Es werde Arbeitsniederlegungen in fast 70 Betrieben in allen Regionen des Landes geben, hieß es.
Höhere Löhne - und mehr
Die Gewerkschaft verlangt für die bundesweit rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche - darunter etwa 700.000 in NRW - sechs Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder sollen dabei einen Teil-Ausgleich für entgangenen Lohn erhalten, was die Arbeitgeber bislang strikt ablehnen.
Die Arbeitgeber haben bisher eine Einmalzahlung von 200 Euro und zwei Prozent mehr Einkommen für 15 Monate geboten. Am vergangenen Wochenende waren Verhandlungen in der fünften Runde mit den Arbeitgebern in Stuttgart abgebrochen worden. Beide Seiten machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Quelle: ntv.de, vpe/bad/dpa