Ölpreise drücken Teuerung Inflation sinkt auf Null
29.09.2015, 14:04 Uhr
Bleiben die Energiepreise auf Talfahrt, wird die Inflation kaum ansteigen.
(Foto: imago/Mint Images)
Eine Inflation existiert in Deutschland aktuell nicht mehr. Die Teuerung sinkt wegen der rückläufigen Energiepreise auf Null. In der EZB wächst die Sorge um die Preisentwicklung in Europa.
Die Europäische Zentralbank ist verpflichtet, für stabile Preise zu sorgen. Preisstabilität definiert die EZB allerdings nicht bei null Prozent Inflation, sondern bei einer mittelfristigen Steigerung des Preisniveaus "unter, aber nahe" zwei Prozent.
Die EZB will damit vor allem einen Sicherheitsabstand zur Deflation einhalten, also einen länger anhaltenden Rückgang des Preisniveaus vermeiden. Sie berücksichtigt damit auch, dass es zu leichten Messfehlern kommen kann. Eine gemessene Inflationsrate von Null könnte auf einen leichten Rückgang des tatsächlichen Preisniveaus hinweisen.
Die Zielmarke von zwei Prozent verfolgt einen weiteren Zweck: In der Eurozone gibt es Länder mit höheren und Länder mit niedrigeren Inflationsraten. Würde die EZB eine durchschnittliche Preissteigerung von null Prozent anstreben, müssten einige Mitgliedsstaaten entsprechend negative Raten aufweisen, um die Preissteigerung in anderen Staaten auszugleichen.
Der immer stärkere Rückgang der Energiepreise hat die Inflation in Deutschland auf 0,0 Prozent gedrückt. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes verharrten die Verbraucherpreise im September auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Im August hatte die Inflationsrate bei 0,2 Prozent gelegen, im Mai noch bei 0,7 Prozent.
Für Kraftstoffe und Haushaltsenergie mussten die deutschen Verbraucher 9,3 Prozent weniger bezahlen als vor einem Jahr. Lebensmittel verteuerten sich dagegen um 1,1 Prozent und Nettokaltmieten um 1,2 Prozent.
Auch Verbraucherpreisindex fällt
Wegen der Konjunkturabkühlung in China und anderen Schwellenländern sowie einer Förderschwemme in einer Reihe von Erdöl produzierenden Ländern sind die Ölpreise seit Juni um rund ein Drittel eingebrochen. Die gesunkenen Ölpreise sind zwar für Konsumenten und Unternehmen gut, zugleich wird aber die ohnehin schon niedrige Inflation weiter gedämpft.
Die Europäische Zentralbank (EZB), die eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent anstrebt, muss sich deshalb verstärkt Sorgen über die schwache Preisentwicklung in der Eurozone machen. In der Zentralbank selbst verweist man gerne darauf, dass die für die künftige Inflation wichtigen Inflationserwartungen gerade dann abzurutschen drohen, wenn sich die aktuelle Inflation dem Nullpunkt nähert.
Wichtig für die EZB ist der für europäische Vergleichszwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für den gesamten Euroraum. Für Deutschland sank der HVPI im September um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Monatsvergleich fiel er um 0,3 Prozent. Volkswirte hatten einen Rückgang um 0,1 Prozent auf Jahres- und ein Minus von 0,2 Prozent auf Monatssicht prognostiziert.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/DJ