Wirtschaft

"Die Luft ist raus" Inflation sinkt stärker als erwartet

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Beim Einkaufen konnten die Verbraucher den geringeren Preisauftrieb vor allem bei Lebensmitteln spüren.

(Foto: imago/Westend61)

Nach dem stärksten Anstieg der Inflation seit vier Jahren im Februar kühlt sich die Teuerung im März ab und bleibt hinter den Erwartungen von Volkswirten zurück.

Die Inflation in Deutschland ist im März wegen des nachlassenden Ölpreisschubs erstmals seit knapp einem Jahr gesunken. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt nur noch 1,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Februar hatte die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent noch den höchsten Wert seit Mitte 2012 erreicht.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 79,93

Der Rückgang ist überraschend deutlich: Befragte Ökonomen hatten nur ein Nachlassen um 1,9 Prozent erwartet. Dies dämpft Spekulationen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) demnächst eine Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik einleiten und die Zinsen erhöhen könnte.

"Die Luft ist raus aus der Inflation", sagte KfW-Ökonom Sebastian Wanke. "Das liegt einmal mehr an den Rohölpreisen." Diese waren im Vergleich zum Februar spürbar gefallen. Dadurch kostete Heizöl beispielsweise in Hessen 5,4 Prozent weniger als im Vormonat, während Kraftstoffe wie Benzin um 2,6 Prozent günstiger zu haben waren. Auch bei Nahrungsmitteln ebbte der Preisauftrieb merklich ab. Zudem waren Pauschalreisen günstiger, weil die Osterfeiertage diesmal nicht in den März fallen, sondern erst in den April.

"Aufregung sollte sich ein wenig legen"

"Das nimmt Druck von der Europäischen Zentralbank", sagte der Chefvolkswirt von ING-Diba, Carsten Brzeski. Die EZB spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Da zuletzt im Euro-Raum diese Marke übertroffen wurde, spekulierten die Finanzmärkte über eine näher rückende Zinserhöhung. "Diese Aufregung sollte sich jetzt ein wenig legen", sagte Brzeski. Die EZB hat den Leitzins auf null Prozent gesenkt, um die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. Außerdem pumpt sie mit Staatsanleihenkäufen Milliarden in die Wirtschaft.

Viele Experten rechnen damit, dass bei der Inflationsrate im April wieder eine Zwei vor dem Komma stehen wird. "Dann wird sich der Ostereffekt umkehren", sagte Brzeski. "Wenn die Ölpreise aber da bleiben, wo sie jetzt sind, dürfte die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder merklich unter die Zwei-Prozent-Marke gedrückt werden."

An den Weltmärkten waren die Ölpreise in den vergangenen Wochen gesunken. Wichtige Förderländer hatten sich Ende 2016 darauf verständigt, die Produktion zu drosseln. Das trieb den Preis zunächst nach oben. Dadurch wurde die kostspieligere Förderung von US-Schieferöl durch Fracking-Technik allerdings wieder attraktiver, weshalb die dortigen Lagertanks gut gefüllt sind. Das drückte den Ölpreis zuletzt wieder.

Quelle: ntv.de, bdk/rts

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