Baubranche besonders betroffen Jede dritte Firma erwartet schlechtere Geschäfte
13.07.2023, 09:30 Uhr Artikel anhören
Die Bauwirtschaft leidet besonders unter den aktuellen Belastungen.
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Die Produktionskosten und Zinsen sind hoch, die Kaufkraft gering, obendrein schwächelt die globale Konjunktur. Die deutsche Wirtschaft blickt deshalb zum Großteil pessimistisch in ihre Zukunft. Im Frühjahr war die Stimmung noch deutlich besser.
Die Perspektiven der deutschen Unternehmen haben sich einer IW-Umfrage zufolge im Sommer wieder verschlechtert. "Die Wirtschaft schaut erneut mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft", heißt es in einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter mehr als 2000 Firmen. Demnach erwartet mehr als jedes dritte Unternehmen für dieses Jahr schwächere Geschäfte als 2022.
"Die Aussicht auf einen konjunkturellen Aufschwung besteht derzeit nicht", erklärte das arbeitgebernahe IW. Die Mischung aus hohen Produktionskosten, geringerer Kaufkraft, hohen Zinsen und nachlassender globaler Konjunktur bremse Konsumenten und Firmen aus. "Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Weltwirtschaft entwickeln sich zu anhaltenden Belastungen für die Unternehmen und Verbraucher", sagte Studienautor und IW-Konjunkturexperte Michael Grömling.
Etwa 34 Prozent aller im Juni befragten Betriebe gehen davon aus, dass sich ihre Produktion dieses Jahr verschlechtert, nur 27 Prozent rechnen mit Besserung. Im Frühjahr 2023 waren mit 26 Prozent weitaus weniger Unternehmen pessimistisch, dafür aber 36 Prozent optimistisch. Besonders die Bauwirtschaft kämpft mit hohen Baukosten, gestiegenen Zinsen und geringerer Nachfrage. Hier überwiegt der Anteil der Pessimisten deutlich.
Besonderer Pessimismus in Hessen und Rheinland-Pfalz
"Sichtbar besser, aber noch lange nicht gut ist die Lage bei den Dienstleistern", erklärten die Kölner Ökonominnen und Ökonomen. Fast jedes dritte Unternehmen im Service-Sektor habe positive Produktionserwartungen, nur 23 Prozent hätten negative. Grund sei, dass sich die Angst vor hohen Belastungen mit Energiekosten vermindert habe und die Beschäftigungslage stabil sei. "Das begünstigt den Konsum. Doch auch hier hat sich die Stimmung insgesamt seit dem Frühjahr verschlechtert."
Besonders pessimistisch sind Betriebe etwa in Hessen, Rheinland-Pfalz oder auch in Sachsen und Thüringen. Firmen in Ostdeutschland trifft die Konjunkturschwäche laut IW härter, weil etwa der Handel mit Osteuropa gestört ist. In Baden-Württemberg belasten die hohen Energiepreise die Maschinen- und Autobauer, zudem bremst die weltwirtschaftliche Flaute. In Norddeutschland wurden zunächst größere ökonomische Probleme erwartet aufgrund der engen wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland und dem Ostseeraum. "Doch ganz so schlimm wurde es nicht: Neue Flüssiggasterminals vor Ort sowie der boomende Inlandstourismus sorgen für etwas Hoffnung inmitten der Energiekrise."
Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2022 und Anfang 2023 und damit zwei Quartale in Folge geschrumpft. Laut einer Faustregel von Fachleuten steckt Deutschland damit in einer technischen, also vorübergehenden Rezession. Allerdings rechnen immer mehr Ökonomen und Forschungsinstitute damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch im Gesamtjahr 2023 sinkt. Im Zuge der allgemeinen konjunkturellen Eintrübung hat sich laut IW-Umfrage auch das Investitionsklima verschlechtert. Für 2023 erwarten 32 Prozent der Firmen höhere und 30 Prozent geringere Investitionsausgaben als im Vorjahr.
Quelle: ntv.de, chl/rts