Wirtschaft

"Lage noch nie so dramatisch" Jeder dritte Betrieb findet keine Azubis

"Die fehlenden Azubis von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen", sagt DIHK-Chef Eric Schweitzer.

"Die fehlenden Azubis von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen", sagt DIHK-Chef Eric Schweitzer.

(Foto: dpa)

Deutsche Ausbildungsbetriebe suchen händeringend Nachwuchs - das belegt eine Umfrage unter 14.000 Unternehmern. Trotzdem bleiben viele Stellen unbesetzt. Schuld sind aber nicht nur sinkende Schülerzahlen. Viele Chefs beklagen ein ganz anderes Problem.

Trotz Zugeständnissen bei der Einstellung kann fast jeder dritte Betrieb in Deutschland nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Deutschlandweit waren es im vergangenen Jahr 31 Prozent, im Osten sogar 45 Prozent. Das zeigt eine in Berlin veröffentlichte Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). "Die Lage war für die Unternehmen noch nie so dramatisch wie jetzt", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Noch vor zehn Jahren sei die Suche nach Azubis nur für 12 Prozent der Betriebe erfolglos geblieben.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwar konnten im Jahr 2014 mit 32 Prozent noch etwas mehr Ausbildungsbetriebe nicht alle Plätze besetzen. Doch die leichte Verbesserung im Vergleich zum vergangenen Jahr lag laut DIHK auch daran, dass viele Betriebe ihren Status als Ausbildungsbetrieb in der Zwischenzeit verloren hätten - und zwar mangels Azubis. "Die fehlenden Azubis von heute sind die fehlenden Fachkräfte von morgen - und Fachkräftemangel wird in Zukunft immer öfter heißen, dass dual ausgebildete Fachkräfte fehlen", warnte Schweitzer.

Zuletzt hätten fast 14.000 Betriebe überhaupt keine Bewerbungen von jungen Menschen mehr erhalten. Und tatsächlich sei der Mangel an geeigneten Bewerbern der Hauptgrund für die wachsenden Probleme, obwohl drei von vier Betrieben auch lernschwächere Jugendliche einstellten. Schweitzer warf den Schulen vor, für die schlechten Deutsch- und Mathekenntnisse vieler Jugendlicher verantwortlich zu sein. Immer mehr Firmen - nämlich rund jede zweite - klagten laut der Umfrage über diesen Mangel.

Mehr Studenten, weniger Azubis

Alarm schlug der DIHK auch wegen wachsender Probleme mit Disziplin, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft. Immer mehr Unternehmen beklagen demnach, dass die Jugendlichen den Anforderungen nicht gerecht werden - die Werte liegen zwischen 48 und 53 Prozent. Nur durch die Einstellung Lernschwächerer, mithilfe von Imagekampagnen und gezielten Angeboten an Jugendliche hätten es die Betriebe erreichen können, die Zahl der Ausbildungsverträge zumindest stabil zu halten.

Laut Statistischem Bundesamt begannen im vergangenen Jahr so wenige junge Menschen eine Berufsausbildung wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 516.200 Frauen und Männer traten eine duale Ausbildung an und damit 0,4 Prozent weniger als 2014. Insgesamt bewerben sich laut Schweitzer rund sieben Prozent weniger junge Menschen um eine Ausbildung als vor zehn Jahren. "Gleichzeitig studieren rund 40 Prozent mehr", sagte er. Angesichts der sinkenden Zahlen der Schulabgänger müssten sich auch die Gymnasien noch stärker in der Berufsorientierung engagieren.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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