Wirtschaft

Wer hilft mit in Griechenland? Juncker will die Banken zwingen

Schwierige Lage: Jean-Claude Juncker (links) und Giorgos Papandreou.

Schwierige Lage: Jean-Claude Juncker (links) und Giorgos Papandreou.

(Foto: REUTERS)

Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker will die privaten Investoren stärker an den Kosten der Griechenland-Rettung beteiligen. Ein neuer deutsch-französischer Vorschlag soll die Details festlegen. Neue Hilfe für die Eurozone könnte aus den Schwellenländer kommen. Für die Banken wird es eng.

Im Kampf gegen Europas Schuldenkrise will Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker die Banken an der Griechenland-Rettung stärker beteiligen. Sollten die privaten Gläubiger des Landes nicht kooperieren, drohte er offen damit, die Institute notfalls zur Unterstützung zu verpflichten.

Treffen in Brüssel: Juncker sprach am Donnerstag mit dem griechischen Regierungschef.

Treffen in Brüssel: Juncker sprach am Donnerstag mit dem griechischen Regierungschef.

(Foto: dpa)

Private Banken müssten wissen, dass es zu einer "nicht freiwilligen Gläubigerbeteiligung" kommen könne, wenn der freiwillige Beitrag aus Sicht der Euro-Länder nicht mehr ausreichend sei, sagte er im "Deutschlandfunk". Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister François Baroin kündigte einen deutsch-französischen Vorschlag dazu an.

Die privaten Geldgeber haben bislang zugesagt, eine Wertminderung um 21 Prozent bei ihrem Griechenland-Engagement zu akzeptieren und längere Kreditlaufzeiten mit Athen zu vereinbaren. Die Debatte über eine höhere Beteiligung war erstmals auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor zwei Wochen aufgekommen, die Banken hatten solche Vorschläge postwendend abgelehnt.

Über die genaue Höhe einer möglichen Aufstockung werde noch diskutiert, sagte Baroin dem Radiosender "Europe 1". In rund zehn Tagen, also wahrscheinlich zum EU-Gipfel am 23. Oktober, solle aber ein Konzept vorliegen. In Paris sind die Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zusammengekommen, um das weitere Vorgehen in der Schuldenkrise im Rahmen eines G20-Finanzministertreffens zu beraten.

Mehr Schlagkraft für den IWF?

Große Schwellenländer wollen einem Zeitungsbericht zufolge der Eurozone zur Hilfe kommen. Im Gespräch sei, den IWF schlagkräftiger zu machen, damit dieser wiederum die Bemühungen der Eurozone bei der Krisenabwehr unterstützen kann, berichtete die britische "Financial Times". Befürworter des Plans seien China und Brasilien, Details stünden aber noch nicht fest.

Wenn Papandreou abgewählt werden sollte, wird es erst richtig schwierig.

Wenn Papandreou abgewählt werden sollte, wird es erst richtig schwierig.

(Foto: REUTERS)

Juncker betonte die Notwendigkeit höherer Eigenkapitalquoten der Banken - notfalls mit Staatshilfe. "Wo Rekapitalisierungsbedarf besteht, müssen wir dafür sorgen, dass rekapitalisiert wird", sagte der Ministerpräsident Luxemburgs. Damit solle verhindert werden, dass von einer "zu engen Vermengung zwischen Schuldenkrise und Bankenproblematik eine Infizierungsgefahr für das gesamte Bankensystem ausgeht".

Die deutschen Banken machen gegen die EU-Rettungspläne für die Kreditwirtschaft. Kommissionspräsident hatte gefordert, dass die "Schutzwälle" der Banken gegen Auswirkungen der Schuldenkrise verstärkt werden müssten. Die Institute sollten sich am Markt frisches Kapital besorgen, um riskante Geschäfte besser abzusichern. Gelingt dies nicht, sollen ihnen Kapitalspritzen aufgezwungen werden. Deutsche-Bank-Chef hatte sich nachdrücklich gegen eine Zwangskapitalisierung ausgesprochen. Er befürchtet Nachteile im internationalen Wettbewerb, insbesondere mit den großen Geldhäusern an der Wall Street.

Fitch droht der Deutschen Bank

Unterdessen stufte nach der Ratingagentur Fitch auch Standard & Poor's (S&P) die herab. Beide Agenturen bewerten das Land nun mit der vierthöchsten Note "AA-". Die Abstufung erhöht den Druck auf Spanien: Je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto höhere Zinsen können für die Aufnahme neuer Schulden fällig werden. Besonders Spaniens Banken werden in immer größere Schwierigkeiten geraten, fürchtet S&P.

Erst kurz zuvor hatte die Ratingagentur die Bewertung von zehn Instituten des Landes gesenkt, darunter die beiden Branchenriesen Banco Santander und BBVA. Auch sie haben nun ein "AA-". Fitch drohte an, die Bonität mehrerer europäischer Großbanken, darunter auch die der Deutschen Bank, zu senken.

Markt: Die Umschuldung kommt

Am deutschen Aktienmarkt rückte die Schuldenkrise vor dem Wochenende zunehmend in den Hintergrund. Der Leitindex Dax notierte zunächst deutlich im Plus. Die Euro-Krise wird nach Einschätzung des Chefvolkswirts der DZ-Bank, Stefan Bielmeier, in den kommenden Monaten keine größere Rolle mehr an den Finanzmärkten spielen.

"Ende des Jahres, spätestens im ersten Quartal 2012 steht die Schuldenkrise nicht mehr im Fokus", sagte er der Tageszeitung "Welt". An den Finanzmärkten gebe es bereits den Konsens, "dass Griechenland umgeschuldet wird".

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen