Wirtschaft

Zweifel bei Kartellbehörden Knorr-Bremse: Haldex-Übernahme wackelt

Für Knorr-Bremse ist die Entscheidung der Schweden nach eigenem Bekunden nicht nachvollziehbar.

Für Knorr-Bremse ist die Entscheidung der Schweden nach eigenem Bekunden nicht nachvollziehbar.

(Foto: picture alliance / Nicolas Armer)

Seit über einem Jahr läuft das Übernahme-Gezerre um den Bremsenspezialisten Haldex. Verschiedene Unternehmen hatten Interesse - und sprangen wieder ab. Nun wird es wohl auch für das deutsche Branchenschwergewicht Knorr-Bremse nichts.

Die Übernahme des schwedischen Bremsenherstellers Haldex durch den Autozulieferer Knorr-Bremse droht zu scheitern. Da eine Zustimmung der Kartellbehörden für das rund 580 Millionen Euro schwere Vorhaben sehr unwahrscheinlich sei, habe Haldex seine Unterstützung zurückgezogen, erklärte der schwedische Konzern. Man werde sich auch gegen eine Verlängerung der Übernahmefrist durch die schwedische Börsenaufsicht aussprechen.

Knorr-Bremse zeigte sich überrascht. "Wir können den Schritt von Haldex nicht nachvollziehen, da er erhebliche Unsicherheit für die Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter von Haldex erzeugt", betonte Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller. "Wir agieren auf der Basis eines tragfähigen Konzepts für das kartellrechtliche Freigabeverfahren und werden dieses mit vollem Engagement und wie geplant fortsetzen."

Einer möglichen vertieften Prüfung der EU-Kommission sehe Knorr-Bremse insgesamt zuversichtlich entgegen. So sei der Konzern darauf vorbereitet, sehr große Anstrengungen zu unternehmen und erhebliche Auflagen anzubieten, um grünes Licht der Behörden für die Übernahme von Haldex zu erhalten. Der EU-Kommission sei ein umfangreiches Konzept für mögliche Veräußerungen unterbreitet worden. Knorr-Bremse zufolge liegen mehrere indikative Angebote von Interessenten bereits vor.

Gezerre verschreckt Haldex-Kunden

Ferner erklärte Knorr-Bremse, die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt zu haben. Auf dem Aktionärstreffen, das im besten Falle nicht später als am 28. Juli stattfinden solle, sollen die Aktionäre über den Haldex-Zukauf abstimmen.

Die Unklarheit über den künftigen Haldex-Eigentümer belaste das Unternehmen seit über einem Jahr, beklagte Haldex-Chef Ake Bengtsson. Viele Kunden seien nicht bereit, langfristige Verträge abzuschließen. Eine weitere Verlängerung der Übernahmefrist würde Haldex weiter schädigen, argumentierte Bengtsson. Bislang läuft die Frist bis zum 26. September.

Die Schweden bezweifeln aber, dass Knorr-Bremse die Vorbehalte der Wettbewerbshüter ausräumen kann. Die Europäische Kommission habe bei sechs von acht Haldex-Geschäftsfeldern kartellrechtliche Bedenken angemeldet. "Diese Bereiche machen mehr als die Hälfte unseres Umsatzes aus." Eine Trennung von diesen Geschäftsteilen wäre sehr kompliziert und auch nicht sinnvoll, argumentiert Haldex.

Der Kampf um die Übernahme des schwedischen Bremsenspezialisten zieht sich seit einem Jahr hin. Im Juli 2016 preschte der Lkw-Zulieferer SAF-Holland mit der Ankündigung einer Offerte vor. Das rief den Friedrichshafener Zulieferer ZF und Knorr-Bremse auf den Plan. Haldex stellte sich zunächst hinter die ZF-Offerte, weil der Konzern bei einer Übernahme durch Knorr-Bremse kartellrechtliche Probleme fürchtete. Doch die Aktionäre wischten die Kartellbedenken zur Seite, ZF scheiterte Anfang Oktober mit seiner Offerte von 120 Kronen je Aktie.

Quelle: ntv.de, bdk/rts

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