Trotz vereinzelter Lichtblicke Konjunkturampel steht auf "akuter Rezessionsgefahr"
15.08.2023, 09:26 Uhr Artikel anhören
Großauträge beim Verarbeitenden Gewerbe beeinflussen die konjunkturelle Grunddynamik.
(Foto: dpa)
Die deutsche Konjunktur sieht sich weiter einem kräftigen Gegenwind ausgesetzt. Höhere Finanzierungskosten bremsen laut IMK die Investitionslust der Unternehmen aus. Die Angst vor einer Rezession ist demnach noch nicht gebannt.
Trotz vereinzelter konjunktureller Lichtblicke ist die Rezessionsgefahr für die deutsche Wirtschaft laut dem gewerkschaftsnahen IMK-Institut weiter hoch. Für August bis Ende Oktober wird die Wahrscheinlichkeit dafür auf 71,5 Prozent taxiert, wie aus dem Konjunkturbarometer des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht.
Im Juli war das Rezessionsrisiko für die folgenden drei Monate zwar mit 78,5 Prozent höher veranschlagt worden. Doch noch immer signalisiert die Konjunkturampel gemäß dem Institut "akute Rezessionsgefahr". "Nach wie vor bremsen verschiedene Gegenwinde die deutsche Konjunktur", sagte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald. Der private Verbrauch werde durch die weiter hohe, wenn auch inzwischen rückläufige, Inflation beeinträchtigt. Überdies litten Unternehmensinvestitionen und Wohnungsbautätigkeit unter höheren Finanzierungskosten. Besonders ausgeprägt sei die konjunkturelle Schwäche bei der Produktion energieintensiver Industriezweige.
Zwar gab es jüngst auch kleine Hoffnungsschimmer, so Theobald. Der Experte verwies auf die anziehende Produktion bei Dienstleistern und die Aufträge des Verarbeitenden Gewerbes aus dem Ausland. Allerdings sei die Entwicklung der Auftragseingänge bislang durch Großaufträge geprägt, die oftmals einmalige Bestellungen widerspiegelten. Sie seien somit nur eingeschränkt aussagekräftig für die konjunkturelle Grunddynamik. Auf die Drei-Monats-Prognose des Konjunkturindikators habe diese positive Entwicklung daher zunächst kaum Einfluss.
Auch die Bundesregierung sieht noch keinen Aufschwung heraufziehen. Die noch schwachen außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dämpften Produktion und Exportentwicklung, heißt es im jüngsten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stagnierte im Frühjahr nach zuvor zwei Quartalen mit schrumpfender Wirtschaftsleistung in Folge. Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima signalisieren keine nachhaltige Konjunkturbelebung.
Quelle: ntv.de, mba/rts