Export- und Konsumkrise Konjunkturflaute drückt chinesische Steuereinnahmen
19.07.2023, 11:47 Uhr Artikel anhören
Die Lichter von Shanghai täuschen. Auch in China herrscht Konjunkturflaute.
(Foto: imago images/Science Photo Library)
In China ist die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch, ein kriselnder Immobilienmarkt und ein nachlassender Konsum machen der zweitgrößten Volkswirtschaft zusätzlich zu schaffen. Das hat inzwischen auch Auswirkungen auf die Steuereinnahmen des Landes.
Auch China kämpft mit der weltweiten Konjunkturflaute. Das hat inzwischen sogar einen negativen Einfluss auf die Steuereinnahmen des Landes. Diese wuchsen im Juni um nur noch 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus den aktuell veröffentlichten Daten des chinesischen Finanzministeriums hervorgeht.
Im Mai hatte es noch einen Anstieg von 32,7 Prozent gegeben. Im ersten Halbjahr legten die Steuereinnahmen um 13,3 Prozent auf 11,9 Billionen Yuan zu. Das sind umgerechnet 1,47 Billionen Euro. Gleichzeitig wuchsen die Staatsausgaben um 3,9 Prozent auf 13,4 Billionen Yuan (1,66 Billionen Euro).
Der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt machen maue Exporte, ein schwächelnder Konsum und der kriselnde Immobilienmarkt zu schaffen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs deshalb von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. "Chinas Nach-Corona-Boom ist eindeutig vorbei", sagte die Ökonomin Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia.
Die Einnahmen aus Grundstücksverkäufen – einer wichtigen Geldquelle für die Kommunen – brachen im Juni um 24,26 Prozent ein und damit fast doppelt so stark wie im Mai. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich Bauträger beim Kauf von Grundstücken weiterhin zurückhalten. Jahrelang war der Immobiliensektor ein wichtiger Konjunkturmotor, doch kämpft die Branche seit zwei Jahren mit einer schweren Schuldenkrise.
Angesichts der schwachen Konjunktur und einer rekordhohen Jugendarbeitslosigkeit gehen Ökonomen davon aus, dass der Staat mehr Geld in die Hand nehmen wird, um das Wachstum anzukurbeln. Erwartet werden Maßnahmen zur Finanzierung großer Infrastrukturprojekte, mehr Unterstützung für Verbraucher und Privatunternehmen sowie eine Lockerung der Immobilienpolitik.
Die Regierung strebt für dieses Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von fünf Prozent an. Ökonomen zufolge dürfte das ohne neue Unterstützung von Regierung und Zentralbank nur schwer zu schaffen sein.
Quelle: ntv.de, psc/rts