Wirtschaft

Südafrika schickt keinen Kandidaten Lagarde muss weiter bangen

Tritt nicht an: Trevor Manuel.

Tritt nicht an: Trevor Manuel.

(Foto: REUTERS)

Der Fall Tapie wird Christine Lagarde möglicherweise bis an die Spitze des Internationalen Währungsfonds begleiten: Ein französisches Gericht vertagt die Entscheidung über ein Ermittlungsverfahren in den Juli. Bis dahin dürfte längst feststehen, wer den mächtige IWF künftig leitet. Ein Mann aus Südafrika wird es sicher nicht. China hält sich noch bedeckt.

Die Rolle der Schwellenländer: Lagarde

Die Rolle der Schwellenländer: Lagarde

(Foto: REUTERS)

Die französische Finanzministerin kann nicht unbelastet in den Endspurt um die Nachfolge von Dominique Strauss-Kahn an der IWF-Spitze gehen. Der französische Gerichtshof der Republik teilte mit, erst am 8. Juli über ein mögliches Ermittlungsverfahren gegen die 55-Jährige zu entscheiden. Dann dürfte der Chefposten des Internationalen Währungsfonds (IWF) bereits vergeben sein.

Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Lagarde des Amtsmissbrauchs, weil sie in einem Rechtsstreit mit dem ehemaligen französischen Minister und Geschäftsmann Bernard Tapie 2008 einem Schiedsurteil zustimmte, das diesem eine Abfindung in Höhe von 285 Mio. Euro einbrachte. Die ungewöhnliche hohe Entschädigung für den früheren Adidas-Chef im Streit über den damaligen Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers schlug hohe Wellen. Nun könnte Lagarde wegen der Zustimmung ein Prozess wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder drohen. Lagarde hatte allerdings bereits im Mai erklärt, ihre Kandidatur auch im Falle von Ermittlungen gegen sie aufrechtzuerhalten.

Mann von Format: Agustin Carstens.

Mann von Format: Agustin Carstens.

(Foto: Blair Gable)

Die Französin gilt als Favoritin im Kampf um den IWF-Chefposten. Einer informellen Absprache zufolge wird die Organisation von einem Europäer geführt, die Weltbank als Schwesterorganisation auf der gegenüberliegenden Straßenseite hingegen von einem Amerikaner. Bis zum 30. Juni soll die Entscheidung unter Dach und Fach sein. Das Ende der Bewerbungsfrist war auf diesen Freitag festgesetzt.

Andeutungen aus Südafrika

Südafrikas früherer Finanzminister Trevor Manuel will dabei nicht für den Chefposten beim IWF kandidieren. Das kündigte Manuel auf einer Pressekonferenz an. "Es ist wichtig zu verstehen, dass Entscheidungen im Kontext der Weltpolitik getroffen werden", sagte er. "Vor diesem Hintergrund habe ich entschieden, mich nicht zur Verfügung zu stellen." Das Magazin "Emerging Markets" hatte zuvor unter Berufung auf hochrangige Kreise in Pretoria berichtet, Südafrika werde Manuel in letzter Minute ins Rennen um die Nachfolge des zurückgetretenen Dominique Strauss-Kahn schicken. Manuel habe die Unterstützung von Südafrikas Präsident Jacob Zuma gewonnen, hatte es geheißen.

Will den IWF umbauen: Aurélie Trouvé.

Will den IWF umbauen: Aurélie Trouvé.

(Foto: www.france.attac.org)

Das Amt an der Spitze des Weltwährungsfonds muss neu besetzt werden, nachdem der frühere Amtsinhaber Dominique Strauss-Kahn wegen Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung zurückgetreten war. Neben Lagarde kandidieren bislang noch der mexikanische Notenbankchef und die französische Attac-Präsidentin . Während Carstens auf die Unterstützung aus einer Reihe von Schwellenländern zählen kann, messen Beobachter der Kandidatur Trouvés höchstens Außenseiterchancen bei.

Kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist für den Chefposten des IWF hatte Lagarde den Entwicklungsländern im Fall ihrer Wahl mehr Mitspracherecht zugesagt. "Sie wollen alle besser beim Internationalen Währungsfonds vertreten sein und bessere Stimmrechte haben. Diese Reformen sollen auf jeden Fall fortgesetzt werden", sagte Lagarde der französischen Zeitung "Le Parisien". Sie sei zuversichtlich, dass sie eine gute Chance auf das Amt habe.

Bernard Tapie (Archivbild).

Bernard Tapie (Archivbild).

(Foto: Reuters)

In den vergangenen Wochen hatte Lagarde zahlreiche Länder besucht, um für ihre Kandidatur zu werben. Während die Unterstützung der Europäer und der USA sicher scheinen, hielten sich insbesondere Indien und China zurück. Der Verwaltungsrat des IWF muss bis spätestens 30. Juni entscheiden.

Lagarde und der Fall Tapie

Dern Fall des früheren Adidas-Chefs Bernard Tapie bereite ihr keine Kopfschmerzen. "Es geht nicht darum, sich zu verteidigen. Wenn weiter ermittelt werden sollte, dann würde ich als Zeugin gehört werden", sagte Lagarde. "Ich müsste Informationen liefern und den Kontext erklären. Das habe ich bereits gemacht und werde es weiter tun, so lange es nötig ist", fügte sie hinzu.

Als erste Aufgabe für den Fall ihrer Wahl nannte sie, sich dem Verhältnis zu den Mitarbeitern zu widmen. "Wenn ich Generaldirektorin werde, dann wäre meine erste Mission, den 2500 Mitarbeitern Vertrauen wiederzugeben", sagte sie mit Blick auf den plötzlichen Abschied ihres Vorgängers , der in den USA wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt ist. Sie hoffe auch, Strauss-Kahn so bald wie möglich zu treffen, um mit ihm über seine Erfahrungen an der IWF-Spitze zu sprechen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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