Bodenpersonal fordert mehr Lohn Mehr als 100 Flüge fallen wegen Streiks aus
08.02.2017, 14:11 Uhr
"Wir streiken" steht am 08.02.2017 im Terminal 3 am Flughafen in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf einem Banner des Bodenpersonals der Stuttgart Ground Services (SGS), während davor Passagiere lange auf den Check-In für ihre Koffer warten. Wegen der Warnstreiks kommt es heute an den Flughäfen in Stuttgart, Berlin und Hamburg zu Ausfällen und starken Verzögerungen. Foto: Christoph Schmidt/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
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Behinderungen im Flugverkehr: An mehreren deutschen Großflughäfen legt das Bodenpersonal für mehrere Stunden die Arbeit nieder. Weil die Gepäckbänder stillstehen oder die Einweiser auf dem Rollfeld fehlen, fallen reihenweise Flüge aus.
Ein Warnstreik des Bodenpersonals hat zu erheblichen Einschränkungen im deutschen Flugreiseverkehr geführt. Am Berliner Flughafen Tegel fielen insgesamt 115 Flüge aus, in Berlin-Schönefeld mussten weitere 22 Verbindungen gestrichen werden, wie ein Sprecher der Berliner Flughäfen mitteilte.
Angestellte des Bodenpersonals der Stuttgart Ground Services (SGS) demonstrieren im Terminal 1 am Stuttgarter Flughafen.
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Allein Airberlin musste rund 60 Flüge von und nach Tegel streichen. Die Lufthansa musste 13 Flüge auf den Verbindungen von Berlin nach Frankfurt und München ausfallen lassen. Easyjet sprach von zwölf ausgefallenen Flügen, Eurowings von insgesamt 28.
Behinderungen auch am Nachmittag
In Stuttgart und Hamburg wurde ebenfalls gestreikt. Am Flughafen Stuttgart wurden zunächst 15 An- und Abflüge gestrichen, wie eine Sprecherin sagte. Es seien weitere Annullierungen zu erwarten, hieß es vorsorglich. Auch am Nachmittag könne es noch zu Ausfällen und Verspätungen sowie Verzögerungen beim Check-in kommen.
Auch am Hamburger Flughafen kommt es nach Gewerkschaftsangaben zu starken Beeinträchtigungen, von Verspätungen bis hin zu abgesagten Flügen. Verdi-Vertreter Andreas Schackert sagte, in Stuttgart beteiligten sich die rund 300 Beschäftigte der Bodendienste zu "100 Prozent" an dem Ausstand. Von 20 Abfertigungsschaltern seien lediglich vier mit Hilfe von Notbesetzungen geöffnet. Vor den Schaltern hätten sich lange Schlangen von Passagieren gebildet.
Streikaktion vorerst beendet
In Berlin folgten nach Gewerkschaftsangaben die meisten der 2000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste dem Aufruf, zwischen 5.00 Uhr und 11.00 Uhr die Arbeit niederzulegen. Der Hamburger Flughafen rechnete mit geringeren Auswirkungen des Warnstreiks. Verdi-Vertreterin Katharina Wesenick sagte, dort seien Gepäckabfertigung, Passagiertransport und die Enteisung von Flugzeugen vom Ausstand betroffen.
Die Gewerkschaft will mit den Aktionen den Druck auf die Arbeitgeber im Tarifstreit erhöhen. Verdi verweist auf die "festgefahrenen" Tarifgespräche. In Berlin hätten die Arbeitgeber bisher gar kein Angebot vorgelegt, die Angebote in Stuttgart und Hamburg seien inakzeptabel gewesen.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten in Berlin - die etwa in der Be- und Entladung, dem Check-in oder dem Einwinken von Flugzeugen arbeiten - eine Erhöhung der Stundenlöhne von derzeit etwa elf auf zwölf Euro. Zudem sollen die Mitarbeiter bessere Aufstiegsmöglichkeiten erhalten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Freitag geplant. Für die Beschäftigten am Flughafen Stuttgart will die Gewerkschaft Gehaltssteigerungen von zwei Euro pro Stunde durchsetzen. Hier wird am Montag weiterverhandelt.
Kritik vom Flughafenverband
"Die Beschäftigten in den Bodenverkehrsdiensten leisten täglich harte und sicherheitsrelevante Arbeit im Schichtdienst, in einem risikoreichen Umfeld", sagte Verdi-Bundesvorstand Christine Behle. "Dennoch wird diese Arbeit nicht angemessen entlohnt, hier muss sehr stark nachgebessert werden."
Der Flughafenverband kritisierte die Warnstreiks. "Zehntausende Passagiere sind die Leidtragenden", sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Unterschiedliche Tarifvorstellungen müssten am Verhandlungstisch ausgetragen werden, nicht an den Flughäfen, betonte er.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts