Aktionärsschützer loben Bomhard Munich Re hält zu Ergo
26.04.2012, 13:10 Uhr
Es spricht der Chef: Nikolaus von Bomhard.
(Foto: dpa)
Die Münchener Rückversicherung ist gut ins Jahr gestartet und zahlt den Aktionären eine stabile Dividende. Auf der Hauptversammlung haken die Aktionäre das Katastrophenjahr 2011 - trotz erschreckend großer Schäden - schnell ab. Stattdessen rückt der Sexparty-Skandal bei der Tochter Ergo wieder in den Vordergrund.

Ordentliche Hauptversammlung Nr. 125: "Naturkatastrophen, deren Schadenlast wir in dieser Form nur etwa alle 50 Jahre erwarten."
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Der weltgrößte Rückversicherungskonzern Munich Re hat sich nach einem starken ersten Quartal auch für das weitere Jahr optimistisch gezeigt. Die Münchener Rückversicherung fuhr bis März bereits mehr Gewinn ein als im gesamten Katastrophenjahr 2011. "Wir gehen davon aus, dass wir über 750 Mio. Euro Quartalsgewinn gemacht haben", sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard auf der Hauptversammlung.
Die Finanzmärkte hätten sich zumindest im Moment etwas beruhigt, und es habe wenig Großschäden gegeben. Bomhard bekräftigte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr: "Wir streben ein Konzernergebnis von rund 2,5 Mrd. Euro an."
Von Aktionärsschützern gab es großes Lob. Dass die Munich Re trotz "einer Naturkatastrophe nach der anderen" im vergangenen Jahr "keine roten Zahlen, sondern immer noch ein einigermaßen gutes Ergebnis" geschafft habe, sei sehr positiv, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW): "Sie haben wirklich Großes geleistet!"
Zur guten Stimmung der Aktionäre trug auch bei, dass die Munich Re die - wie bereits bekannt - trotz des Gewinneinbruchs auf 712 Mio. Euro unverändert lassen und 1,1 Mrd. Euro an die Anleger ausschütten will.
Ergo schafft zusätzlichen Halt
Kritisch gingen viele Aktionäre mit der Erstversicherungstochter ins Gericht, die mit in Budapest und bei Riester-Renten Schlagzeilen gemacht hat. Bomhard entschuldigte sich für inakzeptables Fehlverhalten, dessen Ausmaß er sich nicht hätte vorstellen können und das in krassem Gegensatz zu den Regeln der Munich Re stehe.
Die verantwortlichen Ergo-Manager seien ausgeschieden und die Richtlinien für die Kundenberatung präzisiert worden. Einen Verkauf der Ergo, wie von einigen Aktionären gefordert, lehnte er aber ab. Das integrierte Geschäftsmodell federe Schwankungen besser ab und habe sich bewährt.
Weil die Zinsen niedrig blieben und die Zinsgarantien für Lebensversicherungs-Kunden für den Konzern immer schwerer zu erwirtschaften seien, wolle Ergo in einem Jahr eine Altersversorgung mit "flexiblen Garantien" anbieten, kündigte Bomhard an.
Außergewöhnlich teure Katastrophen
Das vergangene Jahr sei geprägt gewesen "von Naturkatastrophen, deren Schadenlast wir in dieser Form erwarten", sagte der Konzernchef. Überschwemmungen und Erdbeben in Japan, Australien, Neuseeland und hatten die Munich Re rund 4,5 Mrd. Euro gekostet.
Die Belastungen fielen außergewöhnlich hoch aus, doch im Gegenzug kann Munich Re nun höhere Prämien durchsetzen: "In der Rückversicherung erwarten wir Preissteigerungen vor allem in schadenbetroffenen Regionen", erklärte Bomhard. Zum angepeilten Gewinn von 2,5 Mrd. Euro im laufenden Jahr soll die Rückversicherung rund 2,0 Mrd. Euro beitragen. Die Tochter Ergo soll im Auslandsgeschäft die Gewinnzone erreichen und insgesamt 400 Mio. Euro verdienen.
Größter Munich-Re-Aktionär ist der US-Investor , der 11 Prozent der Aktien hält. Den kompletten Quartalsbericht will die Munich Re am 8. Mai vorlegen.
Solvency II kommt später
Unabhängig von der Hauptversammlung von Munich Re in München wurde bekannt, dass die EU-Kommission die Einführung neuer Aufsichtsregeln für Versicherer um ein halbes Jahr verschiebt. Dies kündigte die Behörde in Brüssel an. Der Entwurf für das Regelwerk werde wohl anders als geplant nicht vor Ende Oktober fertig sein, teilte die Kommission zur Begründung mit. Es gebe Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess. Vor diesem Hintergrund werde die Kommission bald einen Vorschlag machen zur Verschiebung von Solvency II auf den 30. Juni 2013.
Bislang lautete die Frist für die Umsetzung der Regeln in nationales Recht auf den 31. Dezember 2012. Solvency II soll die Branche krisenfester machen, indem ausreichend Kapital für alle tatsächlichen Risiken vorgehalten werden muss. Die neuen Regeln müssen dann von den Versicherern bis Januar 2014 umgesetzt werden, teilte die EU-Kommission mit.
Quelle: ntv.de, dpa/rts