Wirtschaft

Betriebsrat steht hinter Winterkorn Nachfolger muss erst aufgebaut werden

Winterkorn bei der Jahrespressekonferenz im März in Berlin.

Winterkorn bei der Jahrespressekonferenz im März in Berlin.

(Foto: dpa)

Der Betriebsrat von VW ist besorgt über den Machtkampf an der Konzernspitze. Aus Sicht der Belegschaft müsse Unternehmenschef Winterkorn unbedingt noch länger im Unternehmen verbleiben, weil eine schnelle Nachfolge praktisch unmöglich sei.

Im Machtkampf bei VW baut der Betriebsrat fest auf eine Vertragsverlängerung von Konzernchef Martin Winterkorn. "Wir müssen in den nächsten Jahren gemeinsam mit ihm die neuen Strukturen schaffen, um damit die Grundlage dafür zu legen, dass sein Nachfolger genauso erfolgreich sein kann wie er", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh der Branchenzeitung "Automobilwoche". Mit einer Vertragsverlängerung könne die "beispiellose Erfolgsgeschichte" von Volkswagen fortgesetzt werden.

Winterkorn sei ein "Glücksfall für das Unternehmen". Sein Nachfolger muss nach Worten Osterlohs erst noch aufgebaut werden. "Generell haben wir viele weitere Manager im Konzern, die in Betracht kämen. Aber die müssen sich in den nächsten Jahren erst noch einmal beweisen", sagte der Betriebsratschef. Er hatte in der Vergangenheit gefordert, dass Winterkorn nach Ablauf seines Vertrags Ende 2016 zwei weitere Jahre auf dem Chefsessel bleibt.

Winterkorn hat im Machtkampf gegen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der ihm jüngst öffentlich das Vertrauen entzog, eine Demontage vorerst abgewendet. Das Präsidium des Aufsichtsrates stärkte Winterkorn in der abgelaufenen Woche in einer Krisensitzung den Rücken. Demnach soll der Manager an der VW-Spitze bleiben, zugleich wurde ihm eine Verlängerung seines Vertrages in Aussicht gestellt.

Konzernkenner vermuten, dass Piëch trotz der Schlappe an seinem Ziel festhalten wird, Winterkorn als seinen Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrates zu verhindern. Der oberste VW-Kontrolleur ist bis 2017 gewählt. Als Motiv für Piëchs Distanzierung von Winterkorn wird vermutet, dass er einen anderen Nachfolger sucht, der sein Lebenswerk vorantreiben soll.

Ein Knochenjob

Autoexperte Helmut Becker, der früher Chefvolkswirt von BMW war, hält Winterkorn nun für geschwächt. "Winterkorn hat nicht gewonnen", sondern habe lediglich einen Etappensieg erreicht, sagte Becker dem WDR.

Erst am Montag sagte Becker, der das Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation in München leitet, im Gespräch mit n-tv.de: "Winterkorn ist mittlerweile 67 Jahre alt. Die Intensität, mit der man das Geschäft bei VW mit seinen zwölf Marken betreiben muss, ist unglaublich hoch. Winterkorn hat viel geleistet. Aber er hat es versäumt, rechtzeitig zurückzutreten."

Ab der Jahresmitte soll der bisherige BMW-Manager Herbert Diess in den Volkswagen-Konzern wechseln und von Winterkorn die Führung der schwächelnden Hauptmarke VW übernehmen. Laut Osterloh ist die Funktion von Diess vergleichbar mit dem Posten eines Chief Operating Officer (COO), der in US-Unternehmen für das Tagesgeschäft verantwortlich ist. Diess werde dafür zuständig sein, dass die von Winterkorn eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. "In Brasilien gibt es aktuell viel zu tun, in Russland, Indien, in den USA", sagte Osterloh.

Quelle: ntv.de, ppo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen