Wirtschaft

Erster Rückgang seit 30 Jahren Ökonomen prophezeien China Horrorquartal

Das chinesische Statistikamt veröffentlicht das Quartalsergebnis am Freitag.

Das chinesische Statistikamt veröffentlicht das Quartalsergebnis am Freitag.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ganz allmählich zieht die chinesische Wirtschaft wieder an. Aber Ökonomen sind sich sicher, dass die Erholung im März die massiven Verluste des Jahresanfangs nicht wettmachen kann. Stattdessen erwarten sie für 2020 das schwächste Wachstum seit dem Tod von Parteiführer Mao Zedong 1976.

Die chinesische Wirtschaft ist wegen der Coronavirus-Pandemie erstmals seit rund 30 Jahren geschrumpft: Von der Nachrichtenagentur AFP befragte Analysten erwarten für das erste Quartal einen Rückgang von 8,2 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. Das wäre das erste Minus seit mindestens 1992. Volkswirte, die von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden, kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Demnach dürfte die Wirtschaftsleistung von Januar bis März um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen sein.

Die 14 von AFP befragten Analysten schätzen den Rückgang im ersten Quartal unterschiedlich ein. Die Prognosen reichen von 4,6 Prozent weniger bis zu einem Minus von 15 Prozent. In der Umfrage von Reuters erwarten die Pessimisten unter den 57 befragten Volkswirten sogar einen Einbruch von fast 30 Prozent. Das chinesische Statistikamt veröffentlicht das Quartalsergebnis an diesem Freitag.

Für das ganze Jahr erwarten die befragten Ökonomen ein kleines Wachstum von 1,7 bis 2,5 Prozent, nachdem es 2019 noch zu einem Plus von 6,1 Prozent gereicht hatte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für China, wo das Coronavirus Ende letzten Jahres zuerst ausgebrochen war, sogar nur ein Wachstum von 1,2 Prozent. Das wäre der schwächste Wert seit dem Tod von Parteiführer Mao Zedong und dem Ende der chinesischen Kulturevolution 1976.

Handelsstreit tobt immer noch

Xu Xiaochun von Moody's Analytics etwa sagte, der Rückgang sei "enttäuschender als erwartet". Die chinesischen Arbeiter seien langsamer an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt als zunächst gedacht. Zudem drücke die schwache Nachfrage nach chinesischen Gütern weltweit die schnelle Erholung.

Auch die Analysten von ANZ Research erklärten, das starke Minus im Januar und Februar werde nicht von einer kräftigen Erholung im März aufgefangen. Qu Hongbin von der Bank HSBC verwies zudem auf den Handelsstreit zwischen den USA und China, der sich weiterhin negativ auf das Wachstum auswirken werde.

Der Chefvolkswirt der Zhongyuan Bank mit Sitz in Peking, Wang Jun, ergänzte, dass es schwierig sei, "angesichts der Folgen der globalen Pandemie eine schnelle Erholung der chinesischen Wirtschaft zu erkennen". "Das Wirtschaftswachstum wird auch von der Stärke der Konjunkturmaßnahmen abhängen."

Erholung im deutschen Interesse

Als Reaktion auf die Krise hatte die Führung in Peking ihre Ausgaben hochgefahren, Steuern gesenkt und Sonderanleihen der Kommunalverwaltungen für Großprojekte erlaubt. Die chinesische Zentralbank hat zudem Zinsen gesenkt und verlangt von den Geschäftsbanken weniger Rücklagen, sodass das dadurch frei werdende Geld in die Wirtschaft gepumpt werden kann.

Die Volksrepublik hatte nach dem Ausbruch des Coronavirus das öffentliche Leben massiv eingeschränkt, wodurch viele Unternehmen nicht mehr arbeiten konnten. Mit dem Rückgang der Infektionszahlen wurden diese Beschränkungen wieder gelockert.

Eine Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt liegt auch im Interesse der deutschen Wirtschaft: Die Volksrepublik ist ihr wichtigster Handelspartner. 2019 wurden Waren im Wert von mehr als 200 Milliarden Euro zwischen beiden Ländern gehandelt.

Quelle: ntv.de, chr/rts/AFP

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