Wirtschaft

Männerzertifikate statt Frauenquote Ökonomen wollen Handel mit Frauen-Posten

Konzerne, die sich von Frauen beaufsichtigen lassen, sollen damit Geld verdienen können, fordern Ökonomen.

Konzerne, die sich von Frauen beaufsichtigen lassen, sollen damit Geld verdienen können, fordern Ökonomen.

(Foto: dpa)

Die Frauenquote für Aufsichtsräte ist ein Schreckgespenst für die deutsche Wirtschaft. Nur wenige Unternehmen dürften bis 2016 die geforderte Quote erreichen. Ökonomen schlagen eine unkonventionelle Lösung vor.

Für viele deutsche Unternehmen könnte die Frauenquote für Aufsichtsräte zum Desaster werden. Ab 1. Januar 2016 gilt, dass 30 Prozent der Konzernaufseher Konzernaufseherinnen sein müssen. Wenn sie die Quote verfehlen, können die Folgen für die Unternehmen dramatisch sein. Aufsichtsratsbeschlüsse könnten etwa vor Gericht angefochten werden.

Doch derzeit erfüllt nur etwa ein Viertel der gut 100 betroffenen Unternehmen dieses Kriterium. Vor einigen Wochen fehlten noch 171 insgesamt weibliche Aufsichtsratsmitglieder. Dass die meisten betroffenen Unternehmen das Ziel rechtzeitig erreichen gilt als ausgeschlossen.

In dieser verfahrenen Situation präsentieren Ökonomen einen Lösungsvorschlag. Die Wissenschaftler um den Darmstädter Arbeitsmarktökonomen Michael Neugart wollen erreichen, dass Unternehmen mit Frauen im Aufsichtsrat handeln können - zumindest virtuell nach dem Vorbild des Emissionshandels für Kohlendioxid.

"Wir haben nachgewiesen, dass sich ein solches System auch auf die Quote anwenden ließe", sagte Neugart der "Süddeutschen Zeitung". Demnach könnte ein Unternehmen, das mehr Frauen als vorgeschrieben im Aufsichtsrat hat, einer anderen Firma das Recht verkaufen, entsprechend mehr Posten an Männer zu verteilen - Männerzertifikate gewissermaßen.

Billiger als Quote

Statt einer starren Regelung für alle Firmen könne eine handelbare Quote regionale und Branchenunterschiede berücksichtigen, argumentiert Neugart, der seine Untersuchung im Oktober in der Fachzeitschrift "Labour Economics" veröffentlichen will. "Eine handelbare Frauenquote erweist sich als praktikable Alternative, die zudem überlegene Ergebnisse für den Arbeitsmarkt erzielt", ist sich Neugart sicher.

Insgesamt verringere die Methode die Kosten für die Unternehmen deutlich, so der Ökonom in der "SZ". Denn vor allem die Unternehmen, für die es weniger aufwendig und kostenintensiv ist, passende Kandidatinnen zu finden, würden Frauen in ihre Aufsichtsräte berufen. Die anderen könnten sich freikaufen. Der Preis würde je nachdem, wie schwierig sich die Suche allgemein gestaltet, in die Höhe schnellen oder sinken.

Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass ihr - theoretisches - Modell zeigt, dass ihre Idee funktioniert. Der Verweis auf die CO2-Verschmutzungsrechte sollte allerdings skeptisch machen. Der europäische Emissionshandel gilt in seiner bisherigen Form als gescheitert und muss bereits zum wiederholten Mal reformiert werden.

Quelle: ntv.de, mbo

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