"In einer entscheidenden Phase" Piëch-Gattin übernimmt bei Audi
16.05.2013, 12:04 Uhr
Kandidatin für den Aufsichtsrat: Ursula Piech stellt sich den Aktionären vor.
(Foto: dpa)
Diese Personalie verleiht dem Kontrollgremium einen Hauch familiärer Atmosphäre: Beim großen Jahrestreffen wählen die Audi-Aktionäre die Wunschkandidatin der Konzernmutter in den Audi-Aufsichtsrat. Ursula Piëch bekommt den Sessel von Christine Hawighorst.
Der Ingolstädter Autobauer Audi lädt seine Aktionäre zur Hauptversammlung nach Neckarsulm bei Heilbronn: Viel Kritik wird sich die Geschäftsleitung unter Vorstandschef Rupert Stadler dort kaum anhören müssen. Denn alles beherrschender Eigentümer ist der Volkswagen-Konzern mit einem Anteil von 99,55 Prozent.
Allerdings befinden sich noch immer 193.000 Papiere im Streubesitz. Einfluss auf die Geschäftsführung können die dahinter stehenden Kleinaktionäre kaum ausüben. An den Stimmverhältnissen ändert sich dadurch nichts. Ein Rederecht steht ihnen jedoch wie bei jedem Aktionärstreffen einer deutschen Aktiengesellschaft zu.
Viel Diskussionsbedarf scheint es nicht zu geben: Die Geschäfte bei Audi laufen glänzend, vor allem dank des Autobooms in den beiden wichtigsten Auslandsmärkten in China und den USA.
Der Absatzkrise in Europa will die VW-Tochter weiter trotzen und investiert deshalb Milliarden in den Ausbau der Produktion und die Entwicklung neuer Modelle. "Wir befinden uns jetzt in einer entscheidenden Phase, denn wir richten Audi für den nächsten Wachstumsschub aus", sagte Vorstandschef Rupert Stadler in seiner Rede vor Aktionären. Vor allem in China und den USA will die Nobelmarke weiter kräftig zulegen. "In Europa herrscht derzeit eine extrem schwierige Marktlage", gestand Stadler ein. Er wisse, dass 2013 nach dem Rekordjahr 2012 keineswegs einfacher werde.
Darüber, dass Stadler auf die richtige Strategie setzt, wacht bei Audi der Aufsichtsrat, an dessen Spitze VW-Chef Martin Winterkorn steht. Nach Stadlers Bericht zur Lage bei Audi stehen in Neckarsulm vor allem die Wahlen für den Aufsichtsrat an: Unter anderem soll die Ehefrau von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, Ursula Piëch, in das Gremium einziehen. Die Abstimmung gilt als reine Formsache. Die 56-Jährige soll den Platz der früheren niedersächsischen Staatskanzleichefin Christine Hawighorst übernehmen.
Autobau unter familiärer Kontrolle
Ein offensichtliches Ergebnis wäre eine geschickte Ausbalancierung zwischen zwei mächtigen europäischen Auto-Dynastien: Mit der Wahl sind die Familien Piëch und Porsche mit denselben Personen im Audi-Aufsichtsrat vertreten wie bei VW.
Bei VW sitzt Ursula Piëch bereits im Aufsichtsgremium. "Als Aufsichtsmitglied der Volkswagen AG habe ich heute schon ein besonderes Auge auf unsere Premiummarke geworfen", sagte sie. Die 56-Jährige gelernte Kindergärtnerin heiratete 1984 Piëch - und zog mit ihm in seiner Zeit bei Audi nach Ingolstadt.
Neckarsulm ist eine Kleinstadt mit knapp 27.000 Einwohnern und liegt nördlich von Heilbronn in Baden-Württemberg. Audi betreibt dort ein größeres Werk und beschäftigt am Standort Neckarsulm etwa 14.000 Mitarbeiter. Bis 2020 will Stadler am Branchenprimus BMW vorbei und damit an die Spitze der drei Oberklassehersteller. Auch Daimler will bis 2020 zurück an die Spitze; helfen soll dabei die neue S-Klasse, die Mercedes am Vorabend in Hamburg vorstellte. Daimler fährt den Rivalen derzeit hinterher. Alle drei können sich dank guter Geschäfte in den USA und Asien gegen die Krise in Europa stemmen. "Konjunkturell fordert uns 2013 stärker heraus als das vergangene Jahr", sagte Stadler.
Gerade deshalb investiere Audi jetzt. Bis 2015 wollen die Ingolstädter rund 11 Mrd. Euro ausgeben. Audi machte 2012 fast 49 Mrd. Euro Umsatz und hat weltweit knapp 69.000 Mitarbeiter. Nach wie vor ist Audi an der Börse notiert, vor allem um die Eigenständigkeit der Marke zu pflege. Gerade einmal 193.000 Aktien sind noch im Streubesitz. Der Kurs der Papiere stieg am Berichtstag um mehr als 5 Prozent auf 640 Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa