Milliarden-Vorstoß in die "Wolke" SAP greift nach Ariba
22.05.2012, 22:02 Uhr
SAP-Doppelspitze: Bill McDermott (l.) und Jim Hagemann Snabe (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Mit einem milliardenschweren Angebot dringt der größte deutsche Softwarekonzern tiefer in die Welt der ausgelagerten Datendienste vor: Wenige Stunden vor Beginn der Hauptversammlung in Deutschland unterbreitet SAP den Aktionäre des kalifornischen Cloud-Spezialisten Ariba ein umfangreiches Angebot.
Der Softwarekonzern SAP baut sein Geschäft mit Cloud-Computing durch eine weitere Milliardenübernahme in den USA aus: Das Walldorfer Dax-Unternehmen kündigte die Übernahme des kalifornischen Cloud-Spezialisten Ariba an. Den Unternehmenswert des Übernahmeziels gab SAP dabei mit rund 4,3 Mrd. Dollar an.
Ariba ist ein der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gelistetes Unternehmen aus dem Bereich "Business Commerce" und bietet die elektronische Abwicklung von Handelsaktivitäten aller Art an.
Um die Ariba-Aktionäre von dem Übernahmevorhaben zu überzeugen, bietet SAP den Anteilseignern 45 Dollar je Aktie. Das Angebot entspricht einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Ariba-Schlusskurs vom Vorabend. Der Ariba-Verwaltungsrat habe der Übernahme bereits einstimmig zugestimmt, hieß es. Nach den Aktionären müssen auch noch die Kartellbehörden der Übernahme zustimmen. SAP will die Übernahme mit liquiden Mitteln sowie mit einem Kredit über 2,4 Mrd. Euro finanzieren.
SAP-Investoren zeigten sich zunächst wenig begeistert: Zuletzt kosteten die Papiere der Walldorfer im außerbörslichen Handel bei Lang & Schwarz 46,48 Euro. Den Xetra-Handel hatten die Titel noch mit 47,81 Euro verlassen. Ariba-Titel waren nach der SAP-Ankündigung vorerst vom Handel ausgesetzt, legten dann aber um 20 Prozent auf 44,96 Dollar zu. Die Walldorfer hatten erst im Dezember die Übernahme des Cloud-Spezialisten für rund 3 Mrd. Dollar verkündet.
Vorsprung im Wettlauf mit Oracle
Die Ankündigung des spektakulären Übernahmeplans erfolgte nur wenige Stunden vor Beginn der SAP-Hauptversammlung: Die Aktionäre des Softwarekonzerns kommen Mitte der Woche in der Mannheimer SAP-Arena zusammen. Dort sollten die Anteilseigner unter anderem über beraten. Das zur Jahreswende reformierte System soll die Gehälter in der Chefetage stärker an langfristigen Zielen ausrichten.
Mit dem neuen Übernahmeplan dürfte nun auch die Cloud-Strategie des Unternehmens verstärkt in den Vordergrund rücken. Europas größter Softwarehersteller verdiente im vergangenen Jahr . Unter dem Strich blieben den Walldorfern 3,44 Mrd. Euro und damit fast doppelt so viel Reingewinn wie im Jahr 2010.
Dementsprechend üppig soll diesmal auch die Dividende für die Aktionäre ausfallen: Nach 60 Cent im Vorjahr sind nun 1,10 Euro geplant, wobei 35 Cent davon eine des 1972 gegründeten Unternehmens sind. SAP legt damit unter allen 30 Dax-Konzernen im Jahresvergleich hin.
Quelle: ntv.de, dpa/rts