"Beste Lösung für Europa" Spekulationen heizen ThyssenKrupp ein
01.04.2016, 11:24 Uhr
Die Gerüchteküche um die Zusammenarbeit von ThyssenKrupp und Tata Steel kocht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Europas Stahlmarkt steckt in einer handfesten Krise. Der Grund dafür liegt in China. Um Überkapazitäten abzubauen, werden Kooperationen und Übernahmen in der Branche diskutiert. Mittendrin: Europa-Primus ThyssenKrupp. Die Anleger freut's.
Am tiefroten deutschen Aktienmarkt sticht ein Dax-Wert am Freitag positiv heraus. ThyssenKrupp-Papiere legten zeitweise fast 6 Prozent auf ein Viermonatshoch zu. Sie waren damit einziger Gewinner im Börsenleitindex Dax. Bereits am Donnerstag gehörten die Papiere zu den nur wenigen Titeln, die mit einem Aufschlag aus dem Handel gegangen waren. Spekulationen auf eine Kooperation im Stahlgeschäft beflügelten.
Der indische Konzern Tata Steel will einem Zeitungsbericht zufolge bei der europäischen Stahlsparte von Thyssenkrupp einsteigen. Die Gespräche seien "weit vorangeschritten", schrieb die "Rheinische Post" unter Berufung auf Berliner Regierungskreise. Mehrere Varianten würden diskutiert. Favorisiert werde kein klassischer Kauf, sondern ein Joint Venture mit der Option, zu einem späteren Zeitpunkt Anteile aufzustocken. Erst am Mittwoch hatte Tata Steel Europe mitgeteilt, sich von seinen britischen Stahlwerken ganz oder in Teilen zu trennen.
"Wir kommentieren Spekulationen grundsätzlich nicht", sagte ein Thyssenkrupp-Sprecher der Zeitung. Thyssenkrupp stehe weiter dazu, dass eine Konsolidierung der Branche Sinn ergebe, allerdings wisse niemand, wann und ob etwas komme. "Wir konzentrieren uns deshalb auf das, was wir beeinflussen können - und das ist eine Verbesserung der Performance von Thyssenkrupp Steel", so der Sprecher weiter. Ein Sprecher von Tata Steel wollte auf Anfrage den Zeitungsbericht nicht kommentieren.
"Beste Lösung in Europa"
"Das Stahlgeschäft in Europa ist für Thyssen immer noch ein Klotz am Bein, ein Joint Venture wäre eine gute Lösung", sagte ein Aktienhändler auf dem Frankfurter Parkett. "Vielleicht trennen sie sich ja irgendwann auch komplett davon und konzentrieren sich auf ihre Wachstumstreiber, das wäre auf jeden Fall positiv." Auch DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp rechnet damit, dass ThyssenKrupp mittel- bis langfristig einen kompletten Ausstieg aus dem Stahlgeschäft anstreben dürfte.
Schon in den vergangenen Tagen hatten Fusionsfantasien die Stahlbranche beflügelt, nachdem Tata den vollständigen Rückzug aus Großbritannien angekündigt hatte. Seit Dienstag sind die Aktien von ThyssenKrupp um rund fünfzehn Prozent gestiegen. "ThyssenKrupp und Tata werden als die beste Lösung in Europa gesehen, produktseitig und regional", kommentierte Analyst Schlamp.
Die europäischen Stahlhersteller stehen wegen der gefallenen Preise und der Konkurrenz vor allem aus China unter Druck.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ