Tesla im Abwärtssog Steigende Renditen belasten US-Tech-Werte
27.12.2022, 23:04 UhrNach den weiteren Corona-Lockerungen in China wird an der Wall Street auf weitere große Zinsschritte der Fed spekuliert. Die Renditen am Anleihemarkt steigen, die zinssensiblen Aktien von Technologiefirmen leiden dagegen. Im Fahrwasser von Tesla geht es auch für andere Elektroautobauer abwärts.
Kursverluste im Technologiesektor setzen der Wall Street zu. Vor allem Sorgen um die Produktion des US-E-Autobauers Tesla in Shanghai machten den Enthusiasmus nach den jüngsten Quarantäne-Lockerungen in China wett. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Dienstag 0,1 Prozent höher auf 33.241 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 1,4 Prozent auf 10.353 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,4 Prozent auf 3829 Punkte ein.
Im Tesla-Werk in Shanghai sollen die Bänder im Dezember und Januar weitgehend stillstehen. Einen Grund dafür gab Tesla nicht an. Ende 2021 und 2022 hatte der Elektroautobauer keine längeren Produktionspausen eingelegt. Die Nachfrage nach Tesla-Wagen in China, dem größten Automobilmarkt der Welt, hat zuletzt nachgelassen. Aus der Autofabrik mit rund 20.000 Mitarbeitern kamen in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als die Hälfte aller Neuwagen von Tesla weltweit. Die Aktie des Autobauers stürzte um mehr als elf Prozent ab. Auch die Rivalen Rivian und Lucid büßten jeweils mehr als sieben Prozent ein.
Spekulationen um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed nach den jüngsten Lockerungen in China setzten Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bonds sprang auf 3,843 Prozent vom 3,747 Prozent am Vortag. Die Investoren gehen von einem baldigen Aufschwung der zweitgrößten Wirtschaft der Welt aus. China ist ein wichtiger Handelspartner der USA, und eine stärkere Konjunktur dank anziehender Exporte könnte die Zentralbanken zu weiteren großen Zinsschritten veranlassen. Analysten weisen allerdings darauf hin, dass es bei der Erholung noch haken kann. "Die Situation in China wird sich wohl verschlechtern, bevor sie besser werden kann. Auch das macht die neuesten Nachrichten zu einem gemischten Signal", sagte Aoifinn Devitt, Chefanlagestrategin beim Vermögensberater Moneta in Chicago.
Die hohen Anleiherenditen machten Technologiewerten zu schaffen. Die Papiere von Apple, Amazon und des Grafikkartenherstellers Nvidia verloren bis zu 7,1 Prozent. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Gleichzeitig stiegen US-notierte chinesische Internetwerte wie Pinduoduo und JD.Com um 1,4 beziehungsweise 4,2 Prozent.
Die Hoffnung auf eine Touristen-Welle aus China beflügelte auch US-Casinobetreiber. Die Papiere von Las Vegas Sands, Wynn Resorts und Melco Resorts & Entertainment sprangen um bis zu 8,1 Prozent. In der Volksrepublik ist Glücksspiel bis auf wenige Ausnahmen verboten, was chinesische Casino-Fans in die USA treibt.
Wetterbedingte Flugausfälle und Verspätungen am Weihnachtswochenende setzten Southwest Airlines zu. Die Aktien der US-Fluggesellschaft gaben fast sechs Prozent nach. Von den mehr als 3800 am Montag gestrichenen Flügen von US-Fluggesellschaften gingen 2800 auf das Konto von Southwest. Damit waren fast 70 Prozent aller für diesen Tag geplanten Flüge der Fluggesellschaft betroffen.
Quelle: ntv.de, ino/rts