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"Sehr enttäuscht" Studien-Fehlschlag bringt Merck-Kurs ins Schlingern

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Die Merck-Papiere verlieren nach dem Studien-Rückschlag deutlich.

Die Merck-Papiere verlieren nach dem Studien-Rückschlag deutlich.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Pharmakonzern Merck hatte seinem MS-Mittel Evobrutinib Milliardenumsätze zugetraut. Doch in einer großen Studie werden wichtige Ziele nicht erreicht. Die Wirkung übertrifft nicht die, bereits zugelassener Medikamente. An der Börse verlieren die Papiere deutlich.

Anleger werfen Aktien des Pharmakonzerns Merck KGaA in hohem Bogen aus ihren Depots. Grund ist das Scheitern des Hoffnungsträgers Evobrutinib zur Behandlung Multipler Sklerose (MS). Der Konzern hatte zuvor mitgeteilt, dass zwei zulassungsrelevante klinische Phase-III-Studien mit dem Wirkstoff den primären Endpunkt nicht erreicht haben. Die Aktie fällt im frühen Handel um 13 Prozent. Das Papier der Merck KGaA ist der mit Abstand schwächste Wert im Leitindex DAX.

Merck KGaA
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Merck sei "sehr enttäuscht" von den Ergebnissen, sagte Danny Bar-Zohar, globaler Leiter der Forschung & Entwicklung und Chief Medical Officer des Unternehmensbereichs Healthcare. "Unser Ziel war es, mit Evobrutinib die große Therapielücke bei schwelender Multipler Sklerose zu adressieren und ein wirkungsvolles Mittel zur Schubkontrolle zur Verfügung zu stellen."

Das Medikament zählte zu den größten Hoffnungsträgern von Merck in der Pharmapipeline. Vorstandschefin Belen Garijo traute ihm Blockbuster-Potenzial zu, also mögliche Spitzenumsätze in Milliardenhöhe. Merck musste bereits im Frühjahr einen Dämpfer bei der Entwicklung von Evobrutinib verdauen, denn die US-Arzneimittelbehörde FDA ordnete eine teilweise Aussetzung der klinischen Prüfung an, nachdem Bedenken aufkamen, dass das Mittel Leberschäden verursachen könnte. Bei den beiden betroffenen Patienten hatten sich die Leberwerte nach Absetzen des Wirkstoffs vollständig normalisiert, hieß es damals von Merck.

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Evobrutinib gehört zu der Klasse der sogenannten BTK-Inhibitoren, die selektiv die Zellen blockieren sollen, die die schädliche Autoimmunreaktion bei MS auslösen. Auch Konkurrenten wie Roche, Sanofi und Novartis entwickeln Medikamente dieser Klasse. Die Studie von Merck mit Evobrutinib umfasste mehr als 2000 Teilnehmer. Das Ziel einer Verringerung der sogenannten annualisierten Schubraten der Patienten konnte das Mittel im Vergleich zu der MS-Tablette Aubagio von Sanofi, die 2013 in der EU zugelassen wurde, nicht erreichen.

Für Merck ist es erneut ein Rückschlag im Pharmageschäft, nachdem das Unternehmen bereits 2021 die Arbeiten an dem Krebsmittel Bintrafusp alfa nach zwei Studienflops beenden musste, das ebenfalls als großer Hoffnungsträger galt. Das Unternehmen hat im Pharmageschäft schon eine längere Durstrecke hinter sich und konnte 2017 mit der Krebsimmuntherapie Bavencio erstmals seit neun Jahren ein neues Medikament auf den Markt bringen.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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