Wirtschaft

Winterkorn räumt in Wolfsburg auf Volkswagen baut sich um

Der Konzernumbau gefällt ihm gut: Ferdinand Piech, Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG.

Der Konzernumbau gefällt ihm gut: Ferdinand Piech, Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG.

(Foto: dapd)

Martin Winterkorn hat Großes vor: Bis 2018 soll Volkswagen zum größten Autobauer des Planeten aufsteigen. Einfach wird das nicht. Der VW-Chef muss zahlreiche offene Baustellen bewältigen. Winterkorn verordnet Wolfsburg eine größere Umbauaktion.

Der Chef und sein Aufseher: Martin Winterkorn (l.) und Ferdinand Piech vor Beginn der Pressekonferenz in Stuttgart.

Der Chef und sein Aufseher: Martin Winterkorn (l.) und Ferdinand Piech vor Beginn der Pressekonferenz in Stuttgart.

(Foto: dpa)

VW-Chef will mit einem umfassenden Konzernumbau Strukturprobleme beim Autobauer beseitigen und das Tempo auf dem Weg an die Weltspitze vorantreiben. Seine Pläne kreisen dabei um drei große Themen: Um Weltmarktführer zu werden, wertet Volkswagen unter anderem sein China-Geschäft kräftig auf, ordnet seine Lastwagensparte neu und baut den Audi-Vorstand um.

Im Zuge des Umbaus werden zahlreiche Schlüsselpositionen neu besetzt. "Der Volkswagen Konzern hat nun mehr denn je die richtigen Personen auf den richtigen Positionen, um die Strategie 2018 zum Erfolg zu führen", sagte Winterkorn bei der Vorstellung der Konzernreform in Stuttgart. Mit der strukturellen und personellen Neuaufstellung gebe VW seiner Strategie 2018 "zusätzliche Schubkraft".

Bis 2018 will VW der weltweit größte Autokonzern werden und und den Rang ablaufen. Die Anforderungen seien gestiegen, der Umbau sei die Antwort darauf. "Gleichzeitig schaffen wir so alle Voraussetzungen, um den Konzern und seine Marken auch in einem schwierigeren Marktumfeld auf Erfolgskurs zu halten", sagte Winterkorn.

Winterkorn präsentierte den großen Konzernumbau in einem Saal am Stuttgarter Flughafen, den Beobachter als "ziemlich klein" beschrieben. Der Volkswagen-Chef ließ nur wenige Bereiche des Konzerns unangetastet. Die Fäden hält dabei , er kennt seinen Konzern genau. In Stuttgart sitzt der 75-Jährige Chefaufseher in der ersten Reihe - und stellte zur Überraschung vieler gleich eine der ersten Fragen an Winterkorn. Wie viele der Neubesetzungen denn von außen erfolgt seien, wollte Piëch wissen. Winterkorn lachte, Piëch grinste. "Wir haben alle mit internen Managern besetzt", gab Winterkorn zur Antwort.

Piëch zeigte sich zufrieden. Als später ein Journalist nachhakte, warum denn keine Führungskräfte von außen geholt worden seien, rief Piëch dazwischen: "Wir fanden auswärts keine besseren." Auch bei der Frage, wie viel Geld sich durch die Zusammenarbeit zwischen den Töchtern Scania und MAN sparen lasse, wolllte sich Piëch nicht zurückhalten. 200 Mio. Euro seien das, sagte Winterkorn. "Pro Jahr", ergänzte Piëch. "Vielleicht wird's sogar ein bissl mehr", antwortete Winterkorn.

"Schwieriges Marktumfeld"?

Der Aufsichtsrat des Wolfsburger Autobauers unter Vorsitz von VW-Patriarch Piech hatte den Plänen zuvor zugestimmt. So übernimmt etwa der bisher für das Nutzfahrzeuggeschäft zuständige Vorstand Jochen Heizmann das . "China ist unser größter und einer der wichtigsten Märkte weltweit", sagte Winterkorn. Zuletzt hatten Konjunkturdaten eine angedeutet.

In der Wiege der Nutzfahrzeuge "Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie wir Synergien heben wollen."

In der Wiege der Nutzfahrzeuge "Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie wir Synergien heben wollen."

(Foto: dapd)

Die Aufwertung des China-Geschäfts leitet einen bitteren Abgang für den bisherigen China-Chef Karl-Thomas Neumann an. Für den 51-jährigen solle eine neue Aufgabe im Konzern gesucht werden, sagte Winterkorn. Allerdings deutet sich ein baldiger Abschied Neumanns von VW an. Dem früheren Conti-Chef Neumann soll der Job des Chefentwicklers bei der tschechischen Tochter Skoda angeboten worden sein, dies soll er brüsk abgelehnt haben. Das Verhältnis zwischen Neumann und Wolfsburg galt zuletzt als gestört. Zudem soll es laut Medienberichten Qualitätsprobleme bei Direktschaltgetrieben in China gegeben haben, die den Konzern mindestens 400 Mio. Euro kosten sollen.

Lundstedt steuert Scania

Auch das LKW-Geschäft wird umgebaut, vor allem um die bisher eher zäh laufende Zusammenarbeit zwischen den Töchtern Scania und MAN voranzutreiben. Der bisherige Chef der schwedischen Tochter Scania, , wechselt in den VW-Vorstand und wird dort das gesamte Nutzfahrzeuggeschäft verantworten. Neuer Scania-Chef wird der bisherige Verkaufsvorstand .

Nur Zeit bis 2018: Bis dahin will Martin Winterkorn GM und Toyota überholen.

Nur Zeit bis 2018: Bis dahin will Martin Winterkorn GM und Toyota überholen.

(Foto: dpa)

MAN-Chef zieht in die Konzernleitung, den erweiterten Vorstand ein, und wird dort das Industriegeschäft mit Motoren konzernweit koordinieren. Auch die VW-Sparte Nutzfahrzeuge bekommt einen neuen Chef, den Posten übernimmt der bisherige Skoda-Entwicklungschef Eckard Scholz.

Der bisherige Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen wird neuer Einkaufschef bei MAN. VW-Personalmanager Jochen Schumm wird dort neuer Personalchef und löst Jörg Schwitalla ab.

Berührungsangst im Laster-Bau

Vor allem die Lkw-Allianz aus MAN und Scania kam in den vergangenen Monaten nicht voran. Dieses Projekt verfolgt seit Jahren vor allem VW- und MAN-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. Das Klima zwischen Scania und MAN aber gilt als schwierig. Östling als neuer Lkw-Chef soll die Allianz nun neu beleben.

"Wir haben eine klare Vorstellung davon, wie wir Synergien heben wollen", sagte Winterkorn. Der VW-Chef räumte ein, dass Östling als Scania-Chef eine enge Zusammenarbeit mit MAN eher skeptisch beurteilt habe. Dies habe sich aber geändert. Für Branchenkenner sind die Entscheidungen im Lkw-Geschäft längst überfällig: Die Lage auf den Lkw-Märkten weltweit ist derzeit schwierig - dies verstärkte den Druck auf VW, die Lkw-Allianz voranzubringen.

Zugleich wird die VW-Sparte Nutzfahrzeuge mit Sitz in Hannover künftig dem Konzern-Geschäftsbereich zugeordnet. Die Sparte bekommt einen neuen Chef, den Posten übernimmt der bisherige Skoda-Entwicklungschef Eckard Scholz. Er löst Wolfgang Schreiber, der künftig Chef der Luxusmarken Bentley und Bugatti wird.

Er wird damit Nachfolger von Wolfgang Dürheimer. Dieser wiederum wechselt zu Audi - dies betrifft den dritten Schwerpunkt des Konzernumbaus. Audi ist die Ertragsperle im Konzern, hinkt aber hinterher.

Dürheimer wird im Audi-Vorstand Technischer Entwicklungschef. Aus Wolfsburg schickt Winterkorn den bisherigen VW-Marketingchef Luca de Meo als neuen Audi-Marketingchef nach Ingolstadt. Der bisherige Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer verlässt den Konzern. Zudem übernimmt Bernd Martens, derzeit im Konzern im Einkauf für neue Produktanläufe zuständig, bei Audi das Vorstandsressort Beschaffung.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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