Aktie überspringt 1100 Dollar Tesla ist jetzt wertvollster Autobauer der Welt
01.07.2020, 21:15 Uhr
Die Corona-Krise ist aus Sicht von Tesla vergessen. Oder besser aus Sicht der Tesla-Aktionäre.
(Foto: REUTERS)
Der Aktienkurs von Tesla steigt und steigt. Da passt es, dass Tesla seine Fabrik in Brandenburg, die erste in Europa, gleich noch ein bisschen größer machen will.
Spricht der Kurs für Visionäre oder ist er eher Ausdruck von Irrationalität? Pünktlich zum 10-jährigen Firmengeburtstag hat Tesla am Nachmittag Toyota als wertvollsten Autobauer der Welt überholt. Die Aktie übersprang erstmals den Wert von 1100 Dollar. Der Börsenwert des gesamten Konzerns stieg damit auf 205 Milliarden Dollar.
Toyotas Marktkapitalisierung liegt zwar bei umgerechnet 284 Milliarden Dollar, aber darin sind laut "Financial Times" hohe Schulden des Konzerns einberechnet.
Nun zum Vergleich der Produktion: Toyota verkauft pro Jahr 10 Millionen Autos, Tesla zuletzt 367.500. Toyota wird an der Börse mit dem 16-Fachen des Jahresgewinns bewertet, Tesla mit etwa dem 220-Fachen.
Aber: Während Toyota wie alle großen Autobauer während der Corona-Krise Umsatz und Gewinneinbußen hinnehmen muss, ist Tesla ungebremst auf Expansionskurs. Und auch vor Beginn der Corona-Pandemie lief es für Tesla-Verhältnisse gut. Im ersten Quartal machte der Autobauer einen kleinen, aber überraschenden Gewinn von 16 Millionen Dollar.
Tesla plant für die Fabrik bei Berlin weitere Waldrodung
Und den soll es auch in Brandenburg geben. Der US-Elektroautohersteller will für seine Fabrik in Grünheide nahe Berlin weiteren Wald roden. "Gegenüber dem ursprünglichen Antrag sind zusätzlich circa 39 Hektar zusätzliche Waldumwandlung beantragt", erklärte das Umweltministerium. Dies gehe aus einem geänderten Antrag von Tesla für die umweltrechtliche Genehmigung der Fabrik hervor. Rund 90 Hektar Wald wurden auf dem 300-Hektar-Gelände bisher gerodet, weitere 63 Hektar waren bisher schon in Planung.
Tesla will beim Bau Pfähle einsetzen. Die Pfähle sind demnach unter der Gießerei und dem Presswerk geplant, die beantragte Größe die maximal mögliche. Bisher laufen schon Tests für den Einsatz von Pfählen.
In Grünheide im Kreis Oder-Spree will Tesla ab Sommer 2021 mit der Produktion starten. Beantragt ist nach Angaben des Umweltministeriums eine Kapazität von zunächst 500.000 Autos im Jahr. Naturschützer und Anwohner befürchten mit der Fabrik negative Folgen für die Umwelt, unter anderem für das Grundwasser. Bisher trafen mehr als 370 Einwände gegen das Projekt beim Land ein. Der Termin für die Diskussion darüber wurde wegen der Corona-Pandemie verschoben. Er soll nun am 23. September nachgeholt werden.

Der Bau der Fabrik in Grünheide schreitet voran. Tesla will bereits im nächsten Jahr mit der Produktion in dem Werk, dem ersten in Europa, beginnen.
(Foto: imago images/Jochen Eckel)
Neu in dem geänderten Antrag ist dem Umweltministerium zufolge die Errichtung eines Gefahrstofflagers und eines Feuerwehrgebäudes. Im ursprünglichen Antrag war demnach vorgesehen, Gefahrstoffe dezentral zu lagern, sie sollen nun in einem zentralen Gefahrstofflager zusammengefasst werden. Außerdem soll eine Werksfeuerwehr aufgestellt werden - ob sie benötigt wird, war im ersten Antrag noch nicht abschließend geklärt.
Der geänderte Antrag für die umweltrechtliche Genehmigung, die noch aussteht, soll an diesem Donnerstag im Internet veröffentlicht und öffentlich ausgelegt werden. Derzeit baut Tesla auf eigenes Risiko. Ein Antrag des Unternehmens für eine vorläufige Genehmigung des Rohbaus ist beim Land Brandenburg zwar gestellt, liegt aber zunächst auf Eis. Erst sollen neue Einwände geprüft werden. Medien zufolge soll die Höhe des zunächst mit zwei Etagen geplanten Produktionsgebäudes von 24 auf 15 Meter sinken.
Die Bürgerinitiative gegen die geplante Tesla-Fabrik sieht die Offenlegung der Unterlagen als Chance, auf bestehende Probleme hinzuweisen. "Dass eine weitere Auslegung der Änderungsantrage nötig ist, überrascht uns aufgrund der schlechten und unvollständig eingereichten Unterlagen von Tesla nicht", warf Steffen Schorcht, Vertreter der "Bürgerinitiative gegen Gigafactory Grünheide", dem Land vor. Die Bürgerinitiative sieht noch eine andere Gefahr durch die Pfahlbohrungen für den Rohbau des Werkes - den Aufstieg von Salzwasser, das ins Grundwasser gelangen könnte. Dieses Problem sei bei Gesprächen mit Tesla-Vertretern und Umweltminister Axel Vogel von den Grünen im Juni angesprochen worden. Der Minister habe zugesagt, die Problematik zu prüfen.
Die Naturschützerin Julia Neigel, die fünf Petitionen für einen Teil der "Bürgerinitiative gegen Gigafactory Grünheide" verfasst hat, nannte weitere Vorwürfe: "Das Vorgehen ist höchstwahrscheinlich ein justiziabler, politischer und ein Umweltskandal. Wenn die Pfahlbohrungen genehmigt würden, wäre das ein klarer Verstoß gegen die Wasserrahmenschutzrichtlinie, sagte sie.
Quelle: tar