Wirtschaft

Wahlkampf mit Staatsgemüse Türkei kämpft gegen anhaltend hohe Inflation

Die Wähler bekommen den Preisauftrieb voll zu spüren: Erdogan will die Inflation auf ein Niveau von sechs bis sieben Prozent drücken.

Die Wähler bekommen den Preisauftrieb voll zu spüren: Erdogan will die Inflation auf ein Niveau von sechs bis sieben Prozent drücken.

(Foto: REUTERS)

Wie geht es weiter mit der Türkei? Kurz vor dem nächsten politischen Stimmungstest im Land verzeichnen Statistiker weiter bedrohlich steigende Verbraucherpreise. Das Leben für die Bevölkerung wird immer teurer.

Wenige Wochen vor den anstehenden Kommunalwahlen kämpft die Türkei weiter mit stark ansteigenden Verbraucherpreisen. Die Inflationsrate ging zuletzt zwar leicht zurück, bewegt sich aber weiterhin auf gefährlich hohem Niveau.

Im Februar lag die Jahresteuerung bei 19,67 Prozent und damit knapp unter der 20-Prozent-Schwelle, wie das Statistikamt in Ankara zu Wochenbeginn mitteilte. Im Januar lag die Rate noch bei 20,35 Prozent.

Für die Bevölkerung hat die Teuerung dramatische Folgen. Bei Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken etwa verzeichneten die Statistiker wie bereits im Vormonat eine besonders hohe Inflationsrate: Im Februar lag der Preisauftrieb in diesem besonders stark spürbaren Teilbereich bei 29,25 Prozent.

Dadurch wird das Leben gerade für einkommensschwache Bevölkerungsschichten immer kostspieliger. Für Waren und Versorgungsleistungen des täglichen Bedarfs - wie etwa Bekleidung, Miete, Strom und Gas - erreichte die aufs Jahr hochgerechnete Rate im zurückliegenden Monat ein Niveau von 15,16 Prozent.

Die Regierung in Ankara versucht, die sozialen Härten, die sich aus dem Inflationsdruck für die breite Masse ergeben, durch staatliche Unterstützung abzumildern. Angesichts der rasant steigenden Lebensmittelpreise begannen die Behörden vor etwa drei Wochen damit, billiges Gemüse unter Umgehung des freien Marktes direkt an die Bürger zu verkaufen. Auf Weisung von oben richtete der türkische Staat dazu unter anderem Verkaufsstellen in der Hauptstadt Ankara und in Istanbul ein.

Noch vier Wochen bis zur Wahl

Die wirtschaftliche Lage ist eines der Hauptthemen bei den Kommunalwahlen am 31. März. Am Wochenende hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan auf einer Wahlkampfveranstaltung erklärt, er wolle die Inflation auf sechs bis sieben Prozent drücken. Wie genau er das erreichen will, ließ er jedoch offen. Formell ist die türkische Zentralbank für alle Maßnahmen zur Gewährleistung der Preisstabilität zuständig.

Die konjunkturellen Aussichten der Türkei haben sich seit dem gescheiterten Putsch von 2016 erheblich verdüstert. Im vergangenen Sommer war es zudem zu einem Zerwürfnis zwischen Erdogan und US-Präsident Donald Trump gekommen. Trump hatte der Türkei zeitweise die "wirtschaftliche Zerstörung" angedroht. Das aufstrebende Schwellenland schlitterte in eine Währungskrise, Investoren zogen sich auch angesichts der wachsenden Rechtsunsicherheit aus dem türkischen Markt zurück. Im Oktober stieg die Teuerungsrate zum ersten Mal seit 15 Jahren auf Werte über 25 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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